Gloriahalle: Weltraumkabinen mit beleuchtetem Innenleben

In der Reihe „Out of Space“ zeigt Julia Stoschek auch die digitale Welt der Utopien.

Düsseldorf. "Out of Space" ("Außerhalb des Raumes") nennt Julia Stoschek ihre neue Reihe, in der sie unabhängig von ihrem eigenen Privatmuseum Projekte an externen Orten präsentiert. Ein paar Geh-Minuten von ihrem Hauptquartier an der Schanzenstraße 54 entfernt liegt die Gloriahalle an der Belsenstraße 20.

Diese Immobilie, einst Kino und später Supermarkt, soll seit Jahren abgerissen und in Wohn- und Gewerberäume verwandelt werden. Julia Stoschek entschloss sich spontan, das schaurig-schöne Gebäude mit dem Blick bis ins hölzerne Gebälk zu mieten. Hier zeigt sie eine grandiose Installation der chinesischen Videokünstlerin Cao Fei (30). Sie gilt den Utopien in unserer globalisierten Welt.

Der Auftakt ist spielerisch. In ihrem Video von 2003 "Hip Hop Guanghzou" (Guanghzou ist er Geburtsort von Cao Fei) spielt die Künstlerin alten und jungen Menschen, Obstverkäufern und Bauarbeiten Hip-Hop-Musik und Tanzbewegungen vor, die sie auf wunderbare Weise wiederholen und variieren.

Scheinbar leicht, heiter, poetisch führt Cao Fei drei Jahre später in die Schattenseiten der Globalisierung ein ("Whose Uopia", Wessen Utopie"), indem sie Wanderarbeiter in der chinesischen Glühbirnenfabrik Osram nach deren Lebenszielen befragt.

Zwischen den Träumen nach einer besseren Welt und der Realität in den ärmlichen Behausungen klafft eine Diskrepanz. Die Arbeiter bauten ihr aber auch wundersame Weltraumkabinen mit beleuchtetem Innenleben aus Verpackungshüllen, die nun die düstere Gloriahalle erleuchten.

Internationale Beachtung fand Cao Fei 2007 auf der Biennale in Venedig, als sie "Mirror" (Spiegel) zeigte. Dieser Video-Beitrag ist die Sensation in der Gloriahalle. Die Künstlerin hatte ein Jahr lang die Online-Plattform Second Life durchforscht und sich die internetbasierte Parallelwelt zu eigen gemacht. Künstlerisch, kritisch, perfekt.

Der Film ist immer zugleich kritisch und kitschig. Cao Fei lässt ihr Alter Ego der Computerwelt im weiten, endlosen Meer stehen, nackt wie am ersten Tag. Doch die Welt entpuppt sich als Illusion. Ironisch, kritisch, die Schnulzen des schönen Scheins persiflierend, endet der Streifen.

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