Galerierundgang: Légers komisches Wesen

Mitten in der Wirtschaftskrise ist der Kunstmarkt zuversichtlich, dass auch Kostbares und Teures verkauft wird.

Düsseldorf. Der Kunsthandel bietet einige hochinteressante Ausstellungen. Die WZ gibt einige Tipps.

Die Galerie für Kunst von Picasso trumpft mit Kostbarkeiten von Picasso und seinen Freunden Georges Braque, Marc Chagall, Joan Miro, Max Ernst und Fernard Léger auf. Die Schau wirkt wie ein Who ist Who der klassischen Moderne.

"Der Wald" von Max Ernst (1951) ist ein zauberhaftes Blatt. Mit minimalen Mitteln, einer gewischten grünen Farbe und einem Kreis für den Mond gelingt Max Ernst ein Übergang von der Realität in die Surrealität. André Masson lässt 1943 einen weiblichen Minotaurus einen Gockel küssen, fast wie eine Persiflage auf Picasso und seinen männlichen Stolz.

Der Höhepunkt ist eine Komposition auf grünem Grund von Fernand Léger. Wie eine phantastische Figur mit doppeltem Mund wirkt das grünliche Wesen, das zugleich eine abstrakte Landschaft darstellt. Das herrliche Ölbild von 1931 wird für 1,6Millionen Euro angeboten.

Bilker Straße 5, bis 7.11., di bis fr 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr

Einen Überblick über 40 Schaffensjahre zeigt Norbert Tadeusz (69). Die Schau beginnt beim Frühwerk des Künstlers aus der legendären Schau von 1966 an der Mühlenstraße.

Damals führte die Aktdarstellung einer Frau mit rotem Stiefel zur Schließung der Ausstellung durch die Polizei. Heute nimmt niemand mehr Anstoß an einer Eva und an Schatten auf ihren Körperteilen. Triumphal wirkt ein Dreierbild, das im italienischen Miethaus des Künstlers entstand. Dort steht Tadeusz gern auf dem Balkon und schaut durch das Fenster auf das Modell im Innern, um es zu malen. Das Licht flutet ins Zimmer.

Der Farbmaler komponiert es mit warmen und kalten Rots, setzt sich mit der klassischen Malerei eines Bonnard oder Matisse auseinander und analysiert die Schlagschatten auf dem Bett. Er hat eine ironische Freude, wenn das Modell auf dem gelben Laken oder unter dem blauen Himmel zerschnitten wird.

Mühlengasse5, bis 31.10., di-fr 11-18, sa 11-16 Uhr

Margret Eicher befasst sich mit Medienbildern, malt sie jedoch nicht ab, sondern lässt sie weben. In den Tapisserien tauchen Jeff Koons und US-Soldaten, Börsenmakler und Rapper auf.

"Ich halte die massenhaften, aber kurzlebigen Bilder für extrem bewusstseinsbildend. Sie spiegeln das wider, was uns heute beschäftigt", sagt sie. So erscheint das Daimler-Stadion neben schönen Jünglingen aus einer Unterhosen-Werbung.

Die disparaten Motive werden durch Teppich-Bordüren zusammengehalten. Pop-Sängerin Patti Smith und Computer-Spielfigur Lara Croft feiern ihr Comeback, wobei letztere als Erzählerin am Rand des Geschehens sitzt.

Aktuelle Themen wie das brennende Bagdad verquicken sich mit den Verdammten aus der Renaissance-Malerei, etwa dem Gekreuzigten von Grünewald. Eicher pflegt die Collage-Teile am Rechner mit dem Computerstift zu bemalen oder zu bleichen, damit sie als Zitate und Versatzstücke erkenntlich werden. Eine faszinierende Schau.

Arteversum, Jahnstr. 71, bis 24.10., mi-fr 12-18, sa 12- 15 Uhr

Stefan Hoderlein zeigt ein Archiv der 90er Jahre, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Düsseldorf. Es besteht aus 20000 Farbdias, die als Bilderwand zwischen zwei Säulen in die Galerie eingebaut wurden.

Es ergibt sich ein All-over von Motiven, die fotografiert wurden, aus Videostills oder Zeichentrickbildern stammen, vom Fernseher oder aus Kunst- und Architekturbüchern genommen sind. Hoderlein tritt als Musiker auf, Kommilitonen wie Thomas Ruff, sein Lehrer Nam June Paik, Museumsleute und Galeristen werden redend und gestikulierend festgehalten.

Dann wieder erblickt man rot bemalte Holzkirschen von Thomas Schütte oder eine fiktive Insel des inzwischen verstorbenen Ludger Gerdes aus dem Skulpturenprojekt Münster. Dieser Riesenkosmos von Bildern erschließt sich beim Nähertreten und wirkt beim Zurücktreten als abstrakte Komposition aus stets 24ähnlichen Motiven. Dieses Bildarchiv sollte sich ein Düsseldorfer Museum sichern, denn es enthält lauter beredte Szenen aus den 90er Jahren.

Flurstraße57, bis 23.10., di-fr 11-13 + 15 -18. sa 12-14 Uhr

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