Galerierundgang: Entdeckungsreise zu großen Talenten

Eine Tour zu fragilen Bildhauerarbeiten, provokanter Malerei und Medienkunst.

Düsseldorf. Mit 22 Jahren erhält Lenz Geerk seine erste Einzelschau bei Klinkhammer. Der Student malt banale Situationen, wie er sie im Fernsehen, beim Zahnarzt oder vor dem Kino erlebt. Da steht der Fahrradfahrer neben seinem Rad vor einem großen Plakat und ist neidisch auf die Liebenden, während er einsam und allein bleibt.

Die Figur im Behandlungszimmer eines Zahnarztes scheint geschrumpft zu sein, ein typisches Gefühl von Patienten angesichts von Bohrmaschinen im Mund. Ein Schauspieler hält einen Oscar wie eine zerknautschte Wurst in der Hand. Er scheint geistig weggetreten zu sein, so sehr ist er überwältigt von dem, was er gerade erlebt hat.

Währenddessen hängt der Verlierer eines Boxkampfes zusammengesunken in den Seilen. Geerk gelingt es ohne viel Aufwand, intime Gefühle der Verlassenheit mit einigen Pinselstrichen zu artikulieren. Das wird auch in Monotypien deutlich.

Herderstr. 20, di-fr 14-18, sa 12-16 Uhr

Eine Entdeckung bei Schönewald ist Otto Boll, ein Bildhauer hauchdünner Skulpturen, in denen es um Materie und Entmaterialisierung geht. Seine stereometrischen Körper aus geschwärztem Stahl und Aluminium, in der Regel Winkel, Kreise und Ellipsoide, hängen so leicht an den Nylonfäden, als würden sie sich selbst auflösen.

Als Stahl-Spezialist spitzt er mit der Bandschleifmaschine ganz dünne Drähte an und erzeugt minimale Formen, die im Entschwinden begriffen sind. Sie bedeuten Körper und Leere, Energie und Nichts. Die Spitzen tragen dazu bei, dass der Betrachter meint, sie würden sich auflösen. Sie zwingen ihn zu genauem Schauen.

Lindenstr. 182, bis 20.2., di-fr 10-18 h

Musentümpel. Paul Pretzer (29) hat eine Jahreskarte für die Musentempel in Dresden, er hält engen Kontakt zu den alten und neuen Meistern. Sinnigerweise nennt er seine Schau bei Conrads „Musentümpel“. Er komme sich vor wie ein DJ, sagt er, der statt der Musik die Malerei-Motive sampele.

Dennoch ist es ein erfrischender, sehr bizarrer Verschnitt diverser Fabelwesen, Märchen- und Comic-Figuren. Eine verstümmelte Maria erhält einen Gipsverband. Ein Hase wird zum Doppelkopf, vor dem der pfiffige, hochbegabte Jung-Maler ein klassisches Stillleben aufbaut, in Farben wie von Morandi.

Lindenstr. 167, bis 5.3., di-fr 15-18, sa 12-16 Uhr

Klebebänder: Die Galeristin Petra Rinck zeigt an ihrer neuen Adresse Ackerstraße 199 Mani Hammer. Die Malerin spielt auf eine illusionistische Weise mit Klebebändern, Spritzern und der konkreten Kunst ihrer Vorfahren von Mondrian bis Palermo. Doch die Nachgeborene kennt sich aus in den optischen Täuschungen. Man möchte die Schablonen, Stoffbahnen und Holzteile berühren und hat doch „nur“ Ölfarbe vor sich.

Bis 5.3., di-fr 13-18, sa 12-16 Uhr

Harald Fuchs, Professor für zeichnerische Darstellung an der Fachhochschule, ist ein berühmter Künstler. Nur in Düsseldorf stellte er noch nicht aus. Das holt der Malkasten nach. Dort verwandelt Fuchs eine kleine Koje in ein visuelles Spektakel, arbeitet mit Lichtprojektionen, Spiegelflächen, Motoren, Totenkopf, Hirschgeweih und Zeichnungen, auf denen die gesamte Inszenierung basiert.

Auf einer Expedition nach Namibia stieß er auf 7000-jährige Linienspiele, die wie in Trance entstanden sind, mit rätselhaften Gazellen, Figuren und Wasser-Spiegelungen. Fuchs versucht, dieses Weltbild aus den Anfängen der Kulturgeschichte zu reflektieren, zu verzerren und in unser technisiertes Weltbild zu übertragen.

Jacobistraße, bis 6.3., 12-1 Uhr

Malgenie: Klaus Fußmann ist bekannt für seine süffisante Malerei. Diesmal zeigt er bei Ludorff auch bemalte, keramische Objekte, meist Gefäße.

Bis 5.3., di-fr 13-18, sa 12-16 Uhr

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