Fotografie Fotografien aus einem Land, das so nicht mehr existiert

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Fotografin Renate Scherra präsentiert in der Galerie noir blanche Bilder aus dem Jemen.

 Die stuckverzierten Turmhäuser in der Altstadt von Sanaa sind weltberühmt.

Die stuckverzierten Turmhäuser in der Altstadt von Sanaa sind weltberühmt.

Foto: D/WZ

Lauter Turmhäuser drängen sich aneinander, mit stuckverzierten Rundbogenfenstern, gebaut aus Lehm. Schief und krumm ragen sie in die Höhe, bis zu acht Stockwerke hoch – wie eine Hochhaussiedlung aus längst vergangenen Jahrhunderten. Zwischen den Türmen befinden sich Mauern, unter ihnen verläuft ein Abhang mit Pflanzen. Die Sonne scheint, nur eine größere Wolke zieht über den Himmel. Es ist die Altstadt von Sanaa, die Renate Scherra fotografiert hat. Vor rund 30 Jahren, in Schwarzweiß. 1989 und 1992 ist die Düsseldorfer Fotografin in den Jemen gereist. Rund 30 Schwarzweiß-Bilder aus dem Land im Nahen Osten zeigt sie nun in der Derendorfer Galerie noir blanche.

 Bei Sanaa erstrecken sich die fruchtbaren Terrassenfelder über die Geröllwüste auf über 2000 Metern Höhe.

Bei Sanaa erstrecken sich die fruchtbaren Terrassenfelder über die Geröllwüste auf über 2000 Metern Höhe.

Foto: Renate Scherra / Galerie noir blanche Düsseldorf

Renate Scherra, die als „Grande Dame der Düsseldorfer Fotografenszene“ gilt, zeigt Jemen so, wie es heute nicht mehr existiert. Seit 2014 herrscht Krieg im Staat auf der Arabischen Halbinsel. Ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Etliche Zivilisten kamen bei Luftangriffen ums Leben, viele Gebäude wurden zerstört. Die Vereinten Nationen sprachen gar von der größten humanitären Katastrophe weltweit.

 Auch Menschen porträtierte die Düsseldorfer Fotografin Renate Scherra vor rund 30 Jahren im Jemen: Hier zwei Männer mit Krummdolchen.

Auch Menschen porträtierte die Düsseldorfer Fotografin Renate Scherra vor rund 30 Jahren im Jemen: Hier zwei Männer mit Krummdolchen.

Foto: Renate Scherra / Galerie noir blanche

Scherra dokumentierte in „klassischer“ Manier die vielen Facetten des Landes, setzt die Motive aber auch in besonderen Perspektiven in Szene, etwa die Aschrafija-Moschee in Taizz. Sie holt die riesigen weißen Kuppeln des Gotteshauses in den Vordergrund und bringt sie auf eine Höhe mit dem Gebirge, das sich am Horizont erstreckt. Die Wüste Marib erscheint bei Scherra wie eine Fata Morgana: Im Vordergrund ein schmaler Streifen aus Bäumen, dahinter helle wellige Sanddünen, aus denen zwei schwarze Gebirge aufragen, die restliche Hälfte ist weißer Himmel. Sand und Himmel vermischen sich in ihrer Helligkeit, so dass sich die Szenerie aufzulösen scheint und irreal wirkt.

 Die Kuppeln der Aschrafija-Moschee im jemenitischen Taizz setzte Renate Scherra auf eine Ebene mit dem Gebirge am Horizont.

Die Kuppeln der Aschrafija-Moschee im jemenitischen Taizz setzte Renate Scherra auf eine Ebene mit dem Gebirge am Horizont.

Foto: Renate Scherra / Galerie noir blanche Düsseldorf

Die Jahrtausende alten Terrassenfelder von Sanaa, fängt Scherra aus „Gipfelstürmer“-Perspektive ein: Treppenartig ziehen sich die fruchtbaren Felder über die über 2000 Meter hohe Geröllwüste, in der die jemenitische Hauptstadt liegt.

 Ein älterer Herr mit Schutzbrille – um sich vor dem durch die Luft wehenden Sand zu schützen? – trägt Schirme durch die Gegend.

Ein älterer Herr mit Schutzbrille – um sich vor dem durch die Luft wehenden Sand zu schützen? – trägt Schirme durch die Gegend.

Foto: Renate Scherra / Galerie noir blanche

Die 1938 geborene Fotografin porträtiert aber auch die Menschen in dem südarabischen Land. Zwei Männer um die 50 in Anzügen, Pullovern, Turban und bewaffnet mit Krummdolchen. Einer der beiden umgreift mit einer Hand die Waffe oder zieht sie aus dessen Schaft. Posen die beiden Dolchträger vor der Kamera? Könnte sein.

 Die Sanddünen und der Himmel vereinen sich im hellen Weiß, so dass die Wüste bei Marib wie eine Fata Morgana erscheint.

Die Sanddünen und der Himmel vereinen sich im hellen Weiß, so dass die Wüste bei Marib wie eine Fata Morgana erscheint.

Foto: Renate Scherra / Galerie noir blanche Düsseldorf

Auf einem anderen Foto hat Scherra einen alten Herren mit Bart und Turban eingefangen. Mit einer Schutzbrille über den Augen – um sich vor dem durch die Lüfte wehenden Sand zu schützen? – trägt er Schirme durch die Gegend. Das Schwarz der Schirme und seines Anzugs steht in Kontrast zu der weißen Mauer, an der er entlangläuft.

Alle Fotografien sind Silbergelatine-Handabzüge. Die Preise reichen von 900 Euro bis 1280 Euro. Galerist Volker Marschall unterstützt mit den Verkäufen die Einsätze von „Ärzte ohne Grenzen“ im Jemen. Die Ausstellung läuft bis zum 30. November. Adresse: Galerie noir blanche, Ratherstr. 34.

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