Galerie Ludorff Winfred Gaul wird wiederentdeckt

Düsseldorf · „Maler ohne Markenzeichen“ nennt sich eine Retrospektive von Winfred Gaul in der Galerie Ludorff.

Barbara und Winfred Gaul im Mai 1968 in Boccadasse, Genua.

Barbara und Winfred Gaul im Mai 1968 in Boccadasse, Genua.

Foto: Willi Kemp, Galerie Ludorff/Willi Kemp

Eine erlesene Ausstellung mit Farbfeldmalerei von Winfred Gaul (1928-2003) bringt die Galerie Ludorff zum 90. Geburtstag des Künstlers heraus. Gaul gehört zu jener Generation, die den Zweiten Weltkrieg und die Kriegsgefangenschaft am eigenen Leib erlebten. Nach Kriegsende stand für Gaul lediglich fest, dass er Künstler werden wollte. Er studierte bei Willi Baumeister, einem der integersten Künstler der Zeit, der noch von Theodor Heuss auf die neu begründete Hochschule in Stuttgart berufen wurde.

Gauls Kommilitone war der Düsseldorfer Peter Brüning, mit dem er auch nach dem Studium viel Berührung haben sollte, gilt doch Brüning mit seiner Signalkunst als der Pionier einer Kunst für die Straße. Als Gaul mit seinen „Verkehrszeichen und Signalen“ 1972 herauskam, war Brüning schon zwei Jahre tot.

Für Gaul wie für seine Generation war das Informel der führende Stil im Nachkriegsdeutschland. Brüning wie die Zero-Künstler stellten dort aus. Und sie setzten sich ebenso schnell davon ab, die einen etwas früher, die anderen wie Gaul etwas später.

Auf der Documenta IV wurden sie allesamt vereinigt, Brüning, Frühtrunk, Gaul und die Düsseldorfer Zero-Leute. Der Systematischste von allen, zugleich der Lehrmeister der Konstruktivisten war Frühtrunk, der von 1967 bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1982 als Professor in München gleich mehrere Künstler-Generationen unterrichtete. Dies sei vorausgeschickt, weil die Autoren im perfekt gestalteten Gaul-Katalog so tun, als sei ihr Künstler die Nummer eins. Es gab viele Könige.

Es ist der Witwe Barbara Gaul hoch anzurechnen, dass sie die jeweilige Provenienz bestätigte, oder die Bilder aus dem Nachlass herausgab, um die Entwicklung des Künstlers zu zeigen. Das ist wichtig, denn vielfach muss Gaul erst wieder entdeckt werden. Gaul liebte die Farbe. Sein Gemälde „Tag und Nacht II“ von 1966 ist ein strahlendes Werk, ebenso „Striped edge III“ von 1967/70. In diesen Bildern war er wirklich einmalig. Insofern sind auch die Farbserigrafien, die undatiert aus dem Nachlass kommen, vom Glauben an die Zukunft bestimmt, jener hoffnungsvollen Zeit nach dem Krieg. Auch Piene, Mack und Uecker dachten so. Später bekam bei Gaul das Strenge, das Konstruierte, den Vorzug. Zuletzt liebte er erdige Untergründe, über die er ein, zwei Farben sparsam als bloße Linienmarkierungen legte.

Alle 18 Werke sind verkäuflich. Info: 17. Nov. bis 15. Februar 2019, Königsallee 22.

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