Früherer GMD über die Neubaupläne Erinnerungen an eine „tolle Zeit“ in Düsseldorf trotz Akustik-Problemen

Düsseldorf ·  John Fiore war früher Generalmusikdirektor der Rheinoper und dirigiert jetzt in aller Welt. Zur Akustik des Hauses hat er eine sehr persönliche Meinung.

 John Fiore arbeitet seit 2015 freiberuflich, um seinen vielen Verpflichtungen weltweit nachkommen zu können.

John Fiore arbeitet seit 2015 freiberuflich, um seinen vielen Verpflichtungen weltweit nachkommen zu können.

Foto: Susanne Diesner

Wer seine enthusiastische Art je kennenlernte, der wusste sofort: Dieser Mann ist ein Meister der musikalischen Umarmung. Von 1999 bis 2009 war der US-Amerikaner John Fiore Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, die Düsseldorfer Symphoniker leitete er aber auch bei Konzerten in der Tonhalle – und wer ihn mit Wagner, Strauss, Puccini und anderen erlebte, der hatte stets höchstes Vergnügen. Danach ging Fiore als Musikchef an die flammneue Oper in Oslo, seit dem Jahr 2015 arbeitet er freiberuflich, um seinen vielen Verpflichtungen weltweit nachkommen zu können.

Im Geschäft ist er trotz der Corona-Pandemie sehr gut. Auf der Internetseite von „Operabase“ kann man nachlesen, wo er überall tätig war – und was zuletzt alles ausfallen musste. Häufig ist er in der Semperoper in Dresden engagiert, etwa für „Fidelio“, „La Bohème“, „Die Fledermaus“ oder „Hoffmanns Erzählungen“, er dirigiert überdies „Madama Butterfly“ an der Deutschen Oper Berlin, „Tosca“ in Barcelona und Seoul, „Eugen Onegin“ in Stockholm, Saint-Saëns’ „Samson et Dalila“ in Washington, „Carmen“ in Genf und einen Arienabend mit der Sopranistin Angel Blue in Santa Fe in New Mexico.

Wie sind seine Erinnerungen an Düsseldorf, was denkt er über die Akustik des Düsseldorfer Opernhauses? „Ach, es war eine tolle Zeit, die ich sehr geliebt habe“, erinnert sich Fiore fast wehmütig und ergänzt: „Das Publikum war kenntnisreich, aber auch begeisterungsfähig.“

Die Sänger im Opernhaus wirken zu leise, das Orchester zu laut

Die akustische Begrenztheit des Opernhauses habe aber auch ihm Schwierigkeiten bereitet: „General­intendant Tobias Richter kam in den Proben immer zu mir gelaufen und rief: ,Das Orchester ist zu laut!‘ Er hatte ja recht, nur lag das nicht an den Klängen aus dem Graben. Vielmehr wirken in Düsseldorf alle Sänger zu leise. Das Bühnenportal ist so ungünstig, dass es viel von ihrem Klang schluckt.“ Zu seiner Zeit sei die Tonhalle akustisch großartig umgebaut worden, „dort hat das funktioniert“. Aber in der Oper, so sind sich alle Experten sicher, ist eine grundlegende Verbesserung der Akustik schwerlich möglich.

Fiores Fazit: „Ein schönes, neues Opernhaus ist immer wunderbar, aber eine bessere Akustik ist nie garantiert. Ich werde das jetzige Opernhaus immer in meinem Herzen tragen, weil es schön ist, trotz der sehr problematischen Akustik.“ Fiore bestätigt übrigens wie viele seiner dirigierenden Kollegen, dass das Duisburger Haus der Rheinoper zwar das kleinere, aber akustisch deutlich bessere sei.

Und welches Haus in Deutschland klingt überhaupt gut? „Die Semper­oper in Dresden natürlich“, sagt Fiore.

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