Musik Französische Musik auf allen Kanälen bei den diesjährigen „Klangräumen“

Die vierte Ausgabe des Musikfestivals "Klangräume" steht ganz im Zeichen Frankreichs.

Düsseldorf. Anlässlich der Tour de France setzt das 4. Musikfestival „Klangräume“ den Akzent auf französische Musik. Beispielsweise erklingt eine Salon-Fassung des Orchester-Idylls „Prélude à l’après-midi d’un faune“ - „Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns“ von Claude Debussy am Sonntag, 2. Juli, 18 Uhr zum „Grand Depart“ in der Berger Kirche. Gedacht ist das Konzert als Nachklang des Tour-Spektakels. Die Musiker wollen dabei mehr bieten als hehre Kunst, unter anderem eine Reflexion des Zeitgeschehens.

„Im Jahr 2015 haben wir den Gemeinschafts-Zyklus ‚Je suis Charlie’ aufgeführt“, sagt Komponist und Festivalleiter Miro Dobrowolny. Man habe damit der tiefen Erschütterung über das islamistische Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ Ausdruck verleihen wollen. Makabrer Zufall: Am selben Abend erschütterte der zweite Pariser Mordanschlag, das Massaker im Musikclub Bataclan, die Weltöffentlichkeit. Jetzt steht die Solidaritäts-Komposition, an der sieben vorwiegend Düsseldorfer Komponisten beteiligt waren, erneut auf dem Programm.

In den beiden ersten Jahren der „Klangräume“ konnten die Mitglieder des Art Ensembles NRW den historischen Abwasserkanal im Stadtteil Golzheim als akustisch wie atmosphärisch ungewöhnliche Spielstätte nutzen. Im vorigen Jahr musste auf den Ort verzichtet werden, da Hochwasser herrschte und es im Kanal für ein Konzert zu nass wurde. Doch nun sei man guten Mutes, dass am Freitag, 7. Juli, die sieben Kurz-Konzerte im Untergrund an der Erwin-von-Witzleben-Straße 40 durchgeführt werden können.

Die Klangexkursion im Kanal mit seiner Länge von 176 und einer Höhe von 6,5 Metern führen die Besucher in eine ganz eigene Klangwelt. Da dort immer nur maximal 15 Personen gleichzeitig eingelassen werden können, müssen die Besucher sich zu diesen Konzerten (18.30/ 19.00/ 19.30/ 20.00/ 20.30/ 21.00/ und 21.30 Uhr) anmelden. „Das Kanalkonzert ist immer etwas ganz Besonderes“, schwärmt Dobrowolny. In den jeweils 30-minütigen Konzerten werde improvisiert. Und die Herausforderung sei aufgrund der Länge des Kanals gar nicht gering. „Die Musiker sind über die 170 Meter verteilt, und bis der eine Kollege den anderen hört, vergeht immer etwas Zeit.“ Doch durch die Praxis hätten die Ausführenden mittlerweile Erfahrung mit den schwierigen Gegebenheiten gesammelt.

Die Klangraum-Idee ist weit mehr als ein Gag. Die Musiker verbinden damit ein künstlerisches Credo. Dobrowolny: „Es gibt keinen Klang ohne Raum.“ Die Akustik habe einen starken Einfluss auf die Musik, und jeder Mensch im Raum beeinflusse diesen Effekt. Darum existiert ein akustisches Erlebnis immer nur ein einziges Mal. Und mit diesem Phänomen wolle man bei der Musikreihe intensiv arbeiten.

Los geht es am Samstag, 24. Juni, 20 Uhr, in der Neanderkirche an der Bolkerstraße. Gleich drei ganz unterschiedliche Pianisten kommen zum Einsatz und spielen neben der diffizilen Sonate von Pierre Boulez ausgewählte Werke in der Besetzung für Violine, Violoncello und Klavier von Anton Webern, Norbert Laufer, Miro Dobrowolny, Sven Ingo Koch und Johannes Hildebrandt.

Eine Komposition für eine ungewöhnliche Besetzung erklingt Samstag, 8. Juli, 20 Uhr: Das „Requiem für Sarajewo“ (1995) des alten Düsseldorfer Komponisten und Kompositionslehrers Milko Kelemen (geboren 1924). Das Stück ist für sechs Celli, Sprecher und große Trommel geschrieben und entstand unter dem Eindruck des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. „Das Requiem ist ein futuristisches, sehr starkes Stück von Kelemen“, sagt Dobrowolny, der beim Festival darauf achtet, dass Werke Düsseldorfer Komponisten nicht zu kurz kommen.

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