Filmmusik aus „Herr der Ringe“ - Symphonie schlägt Soundtrack

Filmmusik aus „Herr der Ringe“ und ein Stück im Zeichen des Romans.

Filmmusik aus „Herr der Ringe“ - Symphonie schlägt Soundtrack
Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Die Roman-Trilogie „Der Herr der Ringe“ hat ein Millionen-Publikum begeistert — zunächst in Buchform, später durch die gleichnamigen Hollywood-Verfilmungen. Komponist Howard Shore (geb. 1946), der den Soundtrack zu den Filmen schuf, erlangte Ruhm und Anerkennung für die musikalische Illustration. Es regnete Auszeichnungen, darunter Oscar und Grammy. Jetzt erklang die Filmmusik in der Tonhalle. Den Rahmen bildete die primär für junges Publikum konzipierte Reihe „Ignition“.

Shores Musik war nun nicht das einzige Stück auf dem Programm. Der Niederländer Johan de Meij (geb. 1953) komponierte seine 1. Symphonie ganz im Zeichen der Tolkien-Romane, gab ihr den entsprechenden Untertitel „Lord of the Rings“ und malte mit Melodien, Harmonien, Rhythmen und Klangfarben markante Momente der Handlung nach oder portraitiert mit den einzelnen Symphoniesätzen Romanfiguren wie den Zauberer Gandalf oder das seelisch zweigeteilte Wesen Gollum. Zum Glück griffen die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Jesko Sirvend zu dem fünfsätzigen Opus Johan de Meijs. Denn es erwies sich im Vergleich mit Shores Filmmusik als das deutlich stärkere Stück.

Es mag manchen Besucher des gut frequentierten Konzerts enttäuscht haben, dass nur eine Viertelstunde des preisgekrönten Soundtracks von Shore gespielt wurde. Aber, wie Dirigent Jesko Sirvend einleuchtend erklärte, gibt das mehrstündige Musikmaterial nicht mehr her als ein 15-Minuten-Konzert. Der Rest wäre Wiederholung. Selbst das Viertelstunden-Extrakt besaß seine Längen. Nicht selten fehlen Filmmusiken ohne den Film Substanzen.

Ganz anders verhält sich das bei der Symphonie von Johan de Meij: Der Komponist schrieb nicht für die Ohren visuell gesättigter Kinobesucher, sondern für Konzerthörer. Hier wird Handlung nicht klanglich koloriert, sondern von Grund auf imaginiert. Clou des Abends: Moderator Ren Kühn erzählte auf einem goldenen, rot bezogenen Märchenonkel-Sessel sitzend Höhepunkte der Handlung nach. Über die breite Ignition-Leinwand flimmerten die dazu passenden Bilder. Die bunten Motive wechselten sich ab mit Simultan-Übertragungen des musizierenden Orchesters in schwarz-weißer Wiedergabe. In einem recht witzigen Dialog und Geplänkel hatten Moderator und Dirigent zuvor die Bezüge zwischen Musik und Roman erläutert, was die Verständlichkeit beim späteren Hören der gesamten Symphonie erleichterte. Starker Beifall. Konzert-Hinweis: Die nächste „Ignition“ steht unter dem Motto „Querbeet“ und ist für den 26. Juni geplant.

tonhalle.de

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