Fast wie die echten Pilzköpfe

Rain bringt im Oktober das Beatles-Live-Erlebnis täuschend echt auf die Düsseldorfer Bühne.

Berlin. Vor knapp 42 Jahren standen die Beatles zuletzt live auf der Bühne. 25000 Fans waren damals im Candlestick Park von San Francisco mit dabei. Fast jeder kennt die Beatles und die Euphorie um die Liverpooler Jungs heute also nur noch aus zweiter Hand.

Nicht ganz echt - aber ziemlich nah dran, bringt jetzt die Erfolgsshow "Rain - The Beatles Experience" die größten Hits der Beatles wieder auf die Bühne. Im Oktober ist die Show im Düsseldofer Capitol Theater zu sehen.

Da kann man mit Vorurteilen reingehen. Die Zahl der Coverbands ist unübersichtlich - sie sind bei Schützenfesten mindestens ebenso beliebt wie bei Hochzeiten. Dennoch. Rain ist anders. Das, was Joey Curatolo (Paul McCartney), Joe Bithorn (George Harrison), Ralph Castelli (Ringo Starr) und Steve Landes (John Lennon) zur Vorpremiere im Berliner Renaissance-Theater abliefern, grenzt fast beängstigend an Perfektion.

Die vier Bandmitglieder im Rampenlicht haben nicht nur das Repertoire der Beatles verinnerlicht. Ihre Rollen sind bis ins Detail einstudiert: Mimik und Gestik stimmen perfekt, und sogar ihre Stimmen haben sie denen ihrer Vorbilder angepasst.

Das reicht soweit, dass sich die vier US-Amerikaner zwischen den Songs im derben Liverpool-Slang Witzchen zurufen. Vor allem Joey Curatolo ahmt Bewegungen und das verschmitzte Grinsen von Paul McCartney täuschend echt nach.

Rain ist keine neue Cover-Band. Bereits seit 20 Jahren touren sie durch Großbritannien und die USA. Länger als die Beatles selbst. Und füllen ganze Hallen. Die Jungs sind Profis. Und haben inzwischen eine grandiose Bühnenshow entwickelt, bei der sie nicht nur in die Rollen der Beatles schlüpfen, sondern auch deren Geschichte nacherzählen - vom legendären Liverpooler Cavern Club bis zu den letzten Studioalben.

Streng chronologisch starten sie mit den frühen Erfolgen: "Twist And Shout", "I Wanna Hold Your Hand", und "A Hard Day’s Night". Vier Jungs in dunkelgrauen Anzügen, dazu Pilzkopf-Frisuren. Mit der Zeit werden die Kostüme bunter und die Perücken aufwändiger. Besonders die Haare von George Harrison und John Lennon werden im Laufe der Vorstellung immer länger.

Auf die Rückwand projizierte Videoeinspielungen nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Historische Aufnahmen und Werbespots versetzen die Zuschauer zurück in die 60er Jahre: JFK und Bulli-Bus, Marilyn und Mauerbau, Mondlandung und HB-Männchen.

Viel hat sich seitdem geändert. Auch in der Art der Rezeption. Immer wieder blenden Aufnahmen des Publikums im Berliner Renaissance-Theater über auf kreischende, vorwiegend weibliche Fans, die bei Beatles-Konzerten reihenweise in Ohnmacht fielen - ganz so würdelos entfesselt sind die Zuschauer heute dann doch nicht.

Weiter in der Chronologie. "Sgt. Pepper" und "Strawberry Fields Forever" - Rain steuert in die psychedelische Phase der Beatles. Beeindruckend: Selbst die nach 1966 aufwändig im Studio produzierten Songs präsentieren Rain live auf der Bühne. Entscheidenden Anteil daran hat der Keyboarder und Percussionist Mark Lewis. Vor allem bei den orchestralen Stücken sorgt er für den originalgetreuen Sound.

Gegen Ende der Zwei-Stunden-Show schaffen es die Beatles-Doubles dann doch noch: Zu "Come Together", "Get Back" und "Revolution" reißt es die Zuschauer aus den Sitzen. Es wird gejubelt und mitgeklatscht. Und bei den Zugaben "Imagine", "Let It Be" und "Hey Jude" kullern hier und da bei den weitgehend älteren Gästen ein paar Tränen. Ob wegen der Songs oder eher wegen der vielen verflossenen Jahre - das bleibt ungeklärt.

Den Zuschauer erwarten bei Rain nicht die Beatles. Ihn erwarten vier sensationelle Musiker, die eine einzigartige Zeitreise ermöglichen. Und am Ende könnte das Motto der Show lauten: "Get back, get back to where you once belonged!"

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