K20 „Fase“ – Tanz im Museum

Düsseldorf · Anne Teresa De Keersmaekers Arbeit ist im K20 als Adaption für die Grabbe-Halle zu sehen.

 Anne Teresa De Keersmaekers (Rosas) Arbeit „Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich“ ist zurzeit in einer für die Grabbe-Halle angepassten Version im K20 zu sehen. Hier der erste Teil „Piano Phase“.

Anne Teresa De Keersmaekers (Rosas) Arbeit „Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich“ ist zurzeit in einer für die Grabbe-Halle angepassten Version im K20 zu sehen. Hier der erste Teil „Piano Phase“.

Foto: Anne Van Aerschot/Kunstsammlung NRW

Wie gut Bewegung und Museum, Tanz und bildende Kunst sich gegenseitig befruchten, miteinander reagieren, mischen oder auch in Diskurse treten können, wurde schon oft auf eindrucksvolle Weise unter Beweis gestellt. Auch in Düsseldorf vielfach. Man denke nur an die grandiose Ausstellung „Move“ 2011 im K20 (noch unter Marion Ackermanns Leitung), in der sich auf beredte Weise Positionen von bildender Kunst und Bewegung, im Speziellen auch Choreografie oder Performance miteinander in Beziehung setzten. Künstler, Tänzer und Choreografen gleichermaßen trafen sich in dem Raum „Museum“, um ihre jeweilige Sicht auf Bewegung im Kontext des K20 für das Publikum erfahrbar zu machen.

Seitdem fanden immer wieder Brückenschläge zwischen Performance, Tanz und bildender Kunst statt – nicht selten geht es hier vor allem auch um den jeweiligen Kontext, in dem sich Bewegungskunst zeigt. Also um eine gegenseitige Beziehung zwischen Raum, in diesem Fall einem Museum, und choreografischer Sprache. Somit befindet sich das Kooperationsprojekt „Konstellationen“ im Rahmen von „100 Jahre Bauhaus im Westen“, in dem die Sphären von Tanz und bildender Kunst aufeinandertreffen sollen, in bester langjähriger Tradition. Diese Kooperation zeitigte nun in Düsseldorf – hier sind es das Tanzhaus NRW und die Kunstsammlung – Früchte durch eine besonders reizvolle „Konstellation“, die aber im Grunde weniger zukunftsweisend als zeitlos wirkt. Eine wegweisende aus 1982 stammende Arbeit – sie gilt als Keimzelle ihrer Bewegungssprache – Anne Teresa De Keersmaekers trifft auf die Grabbe-Halle des K20.

Die belgische Choreografin und Tänzerin kann mit ihrer Company „Rosas“ durchaus als einer der Stars der zeitgenössischen Tanzszene gelten. Ihre kompromisslose, minimalistische Arbeit „Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich“, in der sie sich dialektisch mit der Minimal Music von Steve Reich auseinandersetzt und sie als Motor für repetitive Bewegungskunst nutzt, ist nun in einer speziell für die Kunstsammlung und die Halle gemünzten Version zu sehen – das Original wird am 9. November am Tanzhaus gezeigt.

Hierzu werden die vier Teile der Arbeit zu Reichs Werken „Piano Phase“ (1967), „Come Out“ (1966), „Violin Phase“ (1967) und „Clapping Music“ (1972) jeweils zur vollen Stunde sukzessive auf vier hölzernen grauen Flächen in der Grabbe-Halle von alternierenden Tänzerinnen aufgeführt. Von der Decke hängende Lautsprecher sorgen für den meditativen, fast schon schwindelerregend zirkulären Klang, der sich nur scheinbar direkt in den Bewegungen der Choreografie spiegelt. De Keersmaeker spielt – sonst gibt es keine Eingriffe in das Original – auch in dieser neuen Version, die doch der ursprünglichen treu bleibt, mit Schein-Analogien zwischen Reichs Phasenverschiebungen, bei dem sich musikalische Strukturen aneinander reiben, und den teils azyklischen Bewegungsmustern des Tanzes. Neu im K20 ist nicht nur der neue Kontext, also ein Ausstellungsraum, in dem das Werk anders auf die Umgebung reagiert als in einem Theater, in dem es als Ganzes aufgeführt wird, neu ist auch, dass De Keersmaeker ihre Arbeit – die eine sehr persönliche ist – an Tänzerinnen einer neuen Generation weitergegeben hat, nur bei der Finissage wird sie selbst tanzen.

Diesen Dialog zwischen Kunst und Bewegung – zwischen Tanz und Museum – als die Neuerfindung des Rades zu verkaufen, wäre ein wenig Etikettenschwindel; was aber die Eröffnung der „Performance-Reihe“ bewies: „Fase“ hat nichts an seiner Kraft verloren und interagiert ganz wunderbar mit dem Licht und der Aura der Grabbe-Halle. Minimalismus pur – und das liegt Kunstammlungs-Direktorin Susanne Gaensheimer  wie sie betont – sehr am Herzen.

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