Düsseldorf Electri-City: Düsseldorf steht voll unter Strom

Die erste wissenschaftliche Konferenz überhaupt zum Thema elektronische Musik namens „Electri-City“ findet hier statt.

Der Sänger Andy McCluskey der britischen Band OMD ist Samstag in der Stadt — bei „Electri-City“.

Der Sänger Andy McCluskey der britischen Band OMD ist Samstag in der Stadt — bei „Electri-City“.

Foto: Britta Pedersen/dpa

Düsseldorf. Irgendwann hätten ihn seine Freunde aus der akademischen Welt nur noch mit Panik in den Augen angeschaut und gefragt: „Wird das denn genügen?“ Er habe dann gelächelt und geantwortet: „Na klar! Keine Sorge!“ Schließlich lebt Rüdiger Esch in der Musikerwelt. Da läuft es anders. Nicht so kompliziert. Und das hat sich eben gezeigt, als er dieses „große Ding“ für Düsseldorf auf die Beine stellte: „Electri-City“.

Die erste wissenschaftliche Konferenz, die sich hierzulande um das Thema elektronische Musik dreht. Die wurde bekanntlich in Düsseldorf erfunden — Stichwort: Kraftwerk. Die wurde von Esch — dem Musiker der hiesigen Industrial-Formation „Die Krupps“ — in jenem Buch, das der Konferenz ihren Namen gab, historisch aufbereitet. Und die zieht nun bis Samstag Fans, Forscher und einige der berühmtesten Elektronik-Vertreter in die Stadt.

Nicht zuletzt dank Eschs Musikernetzwerk in der Musikerwelt. Ein paar Anrufe, ein paar Mails — und die Sache sei geritzt gewesen, sagt er. Peter Hook, der einst die Bands Joy Division und New Order mitgründete, war am gestrigen Eröffnungstag da. Samstag kommt Andy McCluskey, der Sänger der Wave-Ikonen Orchestral Manoeuvres In The Dark (OMD). Und genau der ist das Paradebeispiel für Eschs „Keine Sorge!“-Taktik: Der Düsseldorfer und der Brite kennen sich. Esch ließ McCluskeys Management also links liegen, schrieb seinen Kumpel direkt an — und fragte ihn, ob er nicht Lust habe, vorbeizukommen. Und McCluskey schrieb zurück: „Hört sich gut an. Bin dabei!“ Ein Vertrag unter Musikern: Vereinbarungen und Unterschriften nicht nötig.

Nur so war es Esch und seinen — akademischen — Kollegen Dr. Uwe Schütte von der Universität Birmingham und Dr. Enno Stahl vom Heinrich-Heine-Institut möglich, „Electri-City“ binnen weniger Monate auf die Beine zu stellen mit all den Vorträgen und Gesprächsrunden und Konzerten im NRW-Forum, dem Congress-Center und dem Zakk. Jetzt ist Düsseldorf, so stellte Esch bei der Eröffnungsrede klar, „der Ort, an dem die Musik spielt“. Jetzt stehen die Organisatoren ordentlich unter Strom: Die Gastmusiker und Gastredner müssen vom Flughafen abgeholt und zum Hotel gebracht werden. Von da aus geht es dann zur Konferenz. Und später: alles wieder zurück. Und zwischendurch: reden, zuhören, diskutieren. Volles Programm. Düsseldorf steht unter „Electricity“: Strom. Europa ist zu Gast. Giacomo Botta, ein italienischer Kraftwerk-Fan und Dozent der Stadtsoziologie in Finnland, stieg am Donnerstagmorgen um fünf in Helsinki in den Flieger.

Er hatte „bei Facebook“ von der Konferenz erfahren und sich selber befohlen: „Da musst du hin!“ Jetzt ist er da und hält am Samstag gleich einen Vortrag über „Die Korrelation zwischen industriellen Städten und Popmusik“. Niko Kääpa betreibt mit seinen Kommilitonen des „Sounddesign“-Kurses der FH Düsseldorf Feldforschung. Cecile Hautefeuille flog aus Bordeaux hierher, um für französische Zeitungen und Musikmagazine über „Electri-City“ zu berichten.

Und Carsten Bolk und Oliver Geiss aus Köln sind ganz einfach selber Musiker und Musikfans und wollen Zeugen sein, wie der große, geheimnisvolle „Mythos elektronische Musik“ vielleicht ein wenig entschlüsselt wird. Am Ort, an dem er einst entstand: in der „Electri-City“. „Und im nächsten Jahr gerne wieder“, wie Esch betont.

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