Chorszene Ein Teil von Düsseldorfs Chorgeschichte endet

Düsseldorf · Der Figuralchor Düsseldorf beendet nach 40 Jahren seine Konzerttätigkeit. Der Grund ist Überalterung.

 Der Figuralchor Düsseldorf probt für seinen letzten Auftritt mit Bachs Johannespassion.

Der Figuralchor Düsseldorf probt für seinen letzten Auftritt mit Bachs Johannespassion.

Foto: Laki

Für Liebhaber anspruchsvollen Chorklanges dürfte es eine bittere Nachricht sein, dass einer der durchaus bedeutenden semiprofessionellen Konzertchöre Düsseldorfs nach 40 Jahren beschlossen hat, seine Konzerttätigkeit zu beenden. Der Figuralchor Düsseldorf, spezialisiert auf geistliche Musik – dabei nahmen A-capella-Musik und vor allem Oratorien und Motetten eine zentrale Rolle im Wirken des Chores ein – gründete sich 1979 auf Initiative des Kirchenmusikers und Suitner-Schülers Jürgen Schmeer, dem damaligen Kantor an der Petruskirche in Unterrath. Der spätere Kirchenmusikdirektor lenkte die Geschicke des damals noch jungen Chores gekonnt und verhalf dem Ensemble schnell, Renommee zu gewinnen.

Man führte zu Bachs 300. Geburtstag 1985 seine fünf großen oratorischen Werke in der Tonhalle auf, wurde sogar von Heinersdorff im Rahmen der Meisterkonzerte verpflichtet. Doch man entschied sich trotz der hohen Qualität, nicht den Weg in die Professionalisierung zu wählen.

Wie es die Zeit will, wurden Leiter und Sänger älter und man begann, sich Sorgen um die Aufrechterhaltung der hohen Qualität zu machen. 2016 fiel die Entscheidung, im Jubiläumsjahr 2019 aufzuhören. Indes soll die Geschichte des Chores nun mit einem letzten großen Konzert – das zeitgleich ein Jubiläumskonzert ist – zu Ende gehen. Man wird am Karfreitag in der Petruskirche Bachs Johannespassion aufführen. Wir besuchten eine Probe des Chores, der heute immer noch mit viel Akribie und musikalischem Anspruch einstudiert und ließen uns die Entscheidung erläutern, aufzuhören.

Man habe es leider nicht geschafft, sich entsprechend zu verjüngen, sagen Magdalena Kemper-Güldenberg, Erste Vorsitzende des Vereins, und Chorleiter Schmeer. „Wir waren alle sehr traurig, aber wir mussten verstehen, dass wir den hohen Standard nicht mehr aufrechterhalten konnten. Wenn man sich einmal einen guten Ruf erarbeitet hat, möchte man diesen nicht verlieren“, erklärt Kemper-Güldenberg. Man hat zurzeit 55 Mitglieder, aber die Normalgröße war zwischen 30 und 40, indes wurden für das letzte Konzert Ehemalige angeschrieben, die nun zusätzlich dazukommen. Es gab in der Geschichte des Chores durchaus eine große Fluktuation – insgesamt 220 Sänger. Von der ersten Generation sind noch um die 15 Sänger und Sängerinnen dabei. Anfangs hatte man auch zahlreiche Kirchenmusikstudenten mit dabei, doch blieben junge Menschen zunehmend aus. Man blieb unter sich – der Tod eines jeden Vereins war leider nicht abzuwenden: Überalterung, die bei einem Chor schon recht früh einsetzen kann.

Doch ganz ausschließen wollte Schmeer nicht, dass es vielleicht eine weitere Chortätigkeit geben möge, allerdings nicht in der alten Form. Ein kleiner Trost.

Konzert, Karfreitag, Petruskirche (Am Röttchen 10) um 18 Uhr. Weitere Informationen und Karten unter:

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