Ein Erzähler aus dem Märchenland
Achim Brock rezitiert alte Geschichten auf der Bühne im Theatermuseum.
Düsseldorf. Wenn Achim Brock Geschichten erzählt, sitzt er nicht mit einem Buch da: Er tänzelt in weißem Frack und Zylinder um das Publikum herum, spielt Entsetzen und Freude, lässt Türen knarren und verleiht jeder Person eine eigene Gestik und Tonlage. Darum nennt der Schauspieler seine Auftritte auch Erzähltheater. Seit einigen Jahren hat er damit in Düsseldorf ein Stammpublikum von Kindern und Erwachsenen erobert und tourt in ganz Deutschland herum.
Die Erfolgsstory begann so: Es war einmal eine Bibliothekarin, die Achim Brock fragte, ob er nicht für Kinder Märchen vorlesen wolle. Wollte er, und die Kinder waren ganz begeistert - er aber nicht. Denn der Schauspieler spürte, dass er sich frei bewegen und die Zuschauer ansehen wollte. So begann er, die Märchen auswendig zu lernen, 30 kann er mittlerweile aus dem Gedächtnis abrufen. Und er erfand eine Figur: Der Erzähler aus dem Märchenland ist 612 Jahre alt, trägt ein rotes Samtkostüm mit Glockenhut, und macht so die Kinder von Anfang an neugierig.
Bald stellte Achim Brock fest, dass auch die Großen von seiner Erzählkunst begeistert sind. So konnte er seiner Neigung zu unheimlichen Geschichten nachgeben, entwickelte daraus das Erzähltheater für Erwachsene, in dem er stets in dem weißen Kostüm auftritt. "Das Gespenst von Canterville" von Oscar Wilde machte den Auftakt, es ist heute noch eine seiner liebsten Geschichten - mit vielen knarrenden Türen. Dazu kamen Erzählungen von E.T.A. Hoffmann, etwa "Der Sandmann" und "Der fremde Gast" sowie "Das Galgenmännlein" von Friedrich de la Motte-Fouqué.