Ein Comic als Kulturführer

Zugewanderte Jugendliche lernen in der Sprach-Werkstatt ihre neue Heimat kennen.

Düsseldorf. Wenn Ayse nach einem Wort sucht, schnipst sie mit den Fingern. Tatsächlich hilft der 15-Jährigen dieses Ritual jedes Mal, das richtige deutsche Wort zu finden. Die Türkin ist vor drei Monaten von Istanbul nach Düsseldorf gezogen. Um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, nimmt sie an der Werkstatt "InterKULTour" teil, die von Zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) und der RAA Düsseldorf (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien) organisiert wird.

Beim dreiwöchigen Sprachcamp geht es allerdings um mehr, als Vokabeln und Grammatik zu lernen. "Es ist ein Einstieg in die kulturelle Szene. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeiten kennenlernen, die ihnen eine Stadt wie Düsseldorf zu bieten hat", sagt Jochen Molck, Leiter des Zakk. Deswegen steht auf dem Stundenplan auch der Besuch von Freizeit- und Kultureinrichtungen, wie zum Beispiel des Akki (Aktion und Kultur mit Kindern), des Volksgartens oder der Stadtbibliothek.

Seit zwei Wochen besuchen die 31 zugewanderten Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren den Kurs im Zakk. Die Werkstatt findet von 11 bis 15 Uhr statt. Vormittags wird Deutsch geübt, nachmittags erkunden die Jugendlichen die Stadt, halten ihre Eindrücke in Wort und Bild fest und sammeln Informationen.

Daraus werden sie dann einen Comic gestalten, der eine Art Freizeit- und Kulturführer werden soll. "Ich bin in der U-Bahn fotografiert worden", sagt Elisabetha (15) aus Bulgarien. Im Kurs entwickeln die Jugendlichen einen Dialog zu der jeweiligen Szene. Mit einem Zeichenfilter werden die Bilder am Computer bearbeitet, so dass sie nachher aussehen, als wären sie gemalt.

Die Werkstatt-Teilnehmer stammen aus 14 Ländern. Teilweise sind sie schon sechs Monate im Land, teilweise erst wenige Wochen. Ayse und Elisabetha sind zusammen mit ihren Familien gekommen, da ihre Eltern hier arbeiten. Ein Großteil der Gruppe ist als unbegleitetes Flüchtlingskind allein nach Deutschland gekommen - viele sind aus Afghanistan geflohen.

Einer von ihnen ist der 16-jährige Mohammed. Vor drei Monaten kam er nach Düsseldorf, sprach kein Wort Deutsch und kannte die lateinische Schrift nicht. "Durch Hören und mit Hilfe eines Wörterbuchs habe ich Deutsch gelernt", sagt er.

"Wir bereiten die Jugendlichen nicht nur auf die Schule vor, sondern bringen ihnen bei, wie man sich selbst weiterbildet", sagt Granderath und Ingeborg Barnikol-Demirok, Leiterin der RAA Düsseldorf, ergänzt: "Es ist ein motivierender Einstieg in eine neue Sprache und in eine neue Heimat."

Dass das funktioniert, beweisen Elisabetha und Ayse. Die beiden 15-jährigen Mädchen haben sich angefreundet und verbringen ihre Freizeit miteinander. "Am Wochenende waren wir auf der Kö und haben uns Schaufenster angeguckt und zusammen was gegessen", sagt Ayse, ganz ohne zu schnipsen.

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