Ein Bruckner auf Weltklasse-Niveau

Düsseldorfer Symphoniker wachsen über sich hinaus.

Offiziell soll das aktuelle Symphoniekonzert der Düsseldorfer Symphoniker einen Zyklus mit Mahler-Liedern eröffnen. Und es beginnt auch mit einer respektablen Darbietung von Gustav Mahlers Rückert-Liedern durch die amerikanische Mezzosopranistin Susan Maclean, die seit der Saison 2010/2011 zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein gehört. Doch das musikalische Großereignis ist eine Interpretation der Fünften Symphonie Anton Bruckners.

Geleitet von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Rheinoper, wächst das Orchester über sich selbst hinaus. So auf der Stuhlkante haben die Symphoniker zuletzt im Sommer beim Schumann-Fest unter Christoph Eschenbach musiziert. Was dieses Orchester sein kann, wenn es einmal Feuer fängt, ist mit diesem Bruckner zu erleben.

Kober betreibt keinen faulen Zauber und Geheimniskrämerei, sondern legt sein Dirigat schlicht und klar an. So verläuft der Beginn mit seinen leisen Streicher-Pizzikati vergleichsweise nüchtern und unspektakulär. Doch mit der Zeit geschieht das Ungeheure: Die bei Bruckner so extrem weiten musikalischen Verläufe und Themenentwicklungen wirken wie durch ein starkes Band zusammengehalten.

Die symphonische Evolution, bei der aus musikalischen Keimzellen monumentale Gebilde erwachsen, besitzt in dieser Aufführung eine enorm zwingende Kraft. Anzug und Verzögerung des Tempos, Dynamiksteigerungen und klangliche Kontraste zwischen brünstigem Bläserschall und feinem Streichersäuseln — all das folgt so logisch aufeinander, dass die unaussprechliche musikalische Botschaft dieses religiös motivierten Werkes wie mit Händen greifbar scheint. Besondere Wucht und Größe entfaltet der Finalsatz, der klingt wie ein symphonisch überhöhter und polyphon erweiterter Kirchenchoral. Trotz der Klangfülle wirkt nichts übertrieben oder äußerlich forciert — eine Darbietung von besonderer musikalischer Integrität.

Die Düsseldorfer Symphoniker klingen nicht immer so hochklassig wie diesmal, leisten aber unter Kober in der Oper öfters Beachtliches, vor allem bei Richard Wagner („Tristan“ und „Parsifal“). Würde der Opern-GMD häufiger in der Tonhalle am Pult stehen — für die Symphoniekonzerte wäre es gewiss ein großer Gewinn.

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