Ein „Bildspeicher“ der Professoren

Schau: Akademie-Galerie zeigt 125 Werke aus Siegfried Gohrs Sammlung.

Düsseldorf. Siegfried Gohr ist Professor für Kunstgeschichte und Leiter der Akademie-Galerie am Burgplatz. Darüber hinaus kennt er sich in psychologischen Geduldspielen aus. Er bettelt um Kunst, wobei ihm das Schönste und Feinste gerade recht ist. 463 Werke sind auf diese Weise innerhalb von drei Jahren in den Besitz der Akademie-Galerie gegangen. So schnell und so gut kauft kein Museum an, weil es dazu Millionen-Summen nötig hätte.

In seiner aktuellen Schau "Bildspeicher", die 125 Werke umfasst, hält sich Gohr an die aktiven und die pensionierten Professoren des Hauses und beantwortet die Frage, wie er all diese Werke locker gemacht habe, mit der Bemerkung: "Steter Tropfen höhlt den Stein." Ihm gelangen kleine Sensationen. So gibt es jetzt einen ganzen Raum mit Werken von Norbert Kricke, dem Pionier der Bildhauerkunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit der Retrospektive am Ehrenhof rückte sein Werk neu ins Blickfeld, und damit stiegen die Preise.

Geschickt spielt Gohr auf den aktuellen Streit zwischen dem Rektor Markus Lüpertz und den Fotokünstlern Thomas Ruff und Hilla Becher an, bei dem es schien, als seien sich die Fotokünstler und der Akademiechef spinnefeind. So schlimm kann das Verhältnis nicht sein, wenn Hilla Becher einen "Gasbehälter Manchester" (1997) mit der Signatur von ihr und ihrem verstorbenen Mann Bernd Becher der Akademie-Galerie vermacht. Auf der gegenüberliegenden Wand hängt das Portfolio der Mitstudenten von Thomas Ruff, eine grandiose Bilderwand früher Arbeiten.

Gohr hat die Sammlung bei Null begonnen und präsentiert nun ein veritables Museum der Gegenwart. Eine taktische Meisterleistung, denn wer trennt sich schon für lau von seinen Schätzen oder denen seiner verstorbenen Familienmitglieder. Seltene Dinge sind zu sehen, etwa ein nobles Porträt von Ferdinand Macketanz, "Der letzte Bohemien von Düsseldorf" (1959), ein Mann mit Fliege, langem Vorkriegsmantel, Hut und Handschuhen. Es wäre an der Zeit, diesen Künstler in einer umfassenden Ausstellung zu würdigen. Aus dem Besitz der Familie Macketanz stammt auch ein wunderbares Frauenbildnis von Bruno Goller von 1993.

"Bildspeicher" dokumentiert die letzten 50 Jahre der Kunstgeschichte. Von Gerhard Hoehme stammt ein unbekanntes Objekt zum Ätna-Projekt, ein Lavastein, der von einem transparenten Kunststoffbogen umgeben ist (1980). Der Bogen führt von Ewald Matarés merkwürdig verhaltener Terrakotta-Kuh aus der Kriegszeit bis zu Thomas Grünfelds "Misfit", einem Zwitter aus Pitbull und Reh (2005).

Die Schau endet mit einem ironischen Lächeln von Gerhard Merz. Er druckt auf Breitwandformate Sinnsprüche wie "Kopernikus hat die Probleme gelöst, dass er nicht zum Himmel hingesehen hat." In einer weiteren Arbeit richtet er sich an alle Malerfürsten: "Was soll der Maler malen, der die Wirkung eines Weiss durchsichtigen Glases hervorrufen will?" (2000)

Die Schau ist bis 15. Februar 2009 zu sehen, mi-so 12-18 Uhr. Infos unter Telefon 0211/1396 223.

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