Ehrenhof: Richter haben das Wort

Ein ganzes Gebäude ist einsturzgefährdet. Nun soll der Schuldige gefunden werden.

Düsseldorf. Im Jahre 2001 wurde der neue Kunstpalast als erstes Projekt einer Public Private Partnerschaft feierlich eröffnet. Alles sollte nun besser werden am Ehrenhof. Das Miteinander von Energiekonzern und Kunst galt als beispielhaft. Von einem Zaun, den Eon soeben um seinen Eingang vom Museum aus gezogen hat, war nichts zu hören.

Einen Schönheitsfehler hatte das Projekt allerdings: Der alte Querriegel vom Neubau in den Ehrenhof blieb unbenutzt. Geschäftsführer Harry Schmitz erklärt heute: „Es gab statische Probleme.“ Die nahmen 2005 überhand, als auf das Dach des Altbaus eine museumstaugliche Klimaanlage gesetzt werden sollte. Die statischen Probleme drangen nicht an die Öffentlichkeit. Sie werden am 10. Dezember erstmals vor Gericht verhandelt.

Ehrenhof: Richter haben das Wort
Foto: David Young

Die WZ durfte 2007 einen Blick ins Innere werfen: Da stützten Stahlträger die Decken des Querriegels. Der für das Restaurierungszentrum geplante Bau wurde nie bezogen. Heute wäre das Betreten lebensgefährlich. Erdgeschoss, Zwischengeschoss und Obergeschoss sind einsturzgefährdet.

Beim Termin vor dem Landgericht geht es um die Statik. Geklärt werden muss, wer Fehler gemacht hat. Die Stiftung will wissen, ob die Statikfirma versagt hat, die schon beim Neubau des Kunstpalastes 1999/2000 und dann wieder 2005 hinzugezogen wurde. Bei Gericht stehen sich die Stiftung und Statikfirma IRS gegenüber. Der Streitwert liegt bei 1,8 Millionen Euro.

Harry Schmitz äußert sich lediglich zur Zukunft des Hauses: „Es gibt hier kein Beweissicherungsverfahren. Wir könnten also das Gebäude um- oder ausbauen. Da es unter Denkmalschutz steht, dürfen wir es nicht abreißen. Wir könnten es höchstens als Ruine stehenlassen, wenn das Gerichtsurteil gegen uns spricht. Ich muss dort nicht unbedingt eine hochwertige Fläche ausbauen.“

Schmitz will damit sagen, dass er das baufällige Haus nicht auf Biegen und Brechen sanieren werde. Er sagt: „Ich muss den Raummangel nur zu angemessenen Kosten beheben. Die Sanierung muss wirtschaftlich tragbar sein.“ Doch zunächst spreche das Gericht.

Schon lange werden statische Probleme nicht an die große Glocke gehängt. Insofern verwundert es, dass am Montag Bauarbeiter anrücken werden. Unter der „Aurora“ von Arno Breker muss das Dach kurzfristig saniert werden. Der Technikleiter Andreas Nabrotzky beschwichtigt, das Dach sei nicht einsturzgefährdet, aber beschädigt und statisch instabil.

Er sagt: „Wenn im Winter viel Schnee fällt, wäre die Statik nicht gewährleistet.“ Harry Schmitz spricht von einer „Sofortmaßnahme“. Es gehe um einen sechsstelligen Betrag aus dem Stadtsäckel, denn dieser Gebäudeteil gehört nicht der Stiftung. Das alte Dach wird abgetragen, eine Stahlkonstruktion eingebaut und ein neues Dach aufgesetzt.

Nicht saniert wird das Belvedere selbst, also der große Raum mit dem herrlichen Blick im Innern des Museums. Das Problem mit dem Boden bleibt, er ist nicht tragfähig. Der Technikchef nennt es so: „Die Bodentraglast ist nicht so hoch.“ Man könne durch den Raum laufen. Untersagt sei jedoch, dass sich dort große Gruppen aufhalten, Party oder sonstige Events feiern.

Bleibt das leidige Thema des Kondenswassers unter dem neuen Dach über dem städtischen Museumsflügel. Hier läuft das Beweissicherungsverfahren. Es geht um viel Geld aus dem Stadtsäckel oder der Baufirma. Hier sind Gerichtstermine noch lange nicht in Sicht. Bis dahin bleibt das gesamte Obergeschoss geschlossen.

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