Duruflés Requiem in der Tonhalle

Symphoniker spielen unter Marshall.

Düsseldorf. Ein großer Bogen von der mittelalterlichen Gregorianik bis zur Musik des 20. Jahrhunderts entsteht beim 4. Sternzeichen der Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle.

Eine aus fünf männlichen Sängern bestehende Choralschola macht den Anfang mit ein paar gregorianischen Sätzen aus der lateinischen Totenmesse. Und als großes Hauptwerk erklingt das 1947 entstandene Requiem op. 9 des Franzosen Maurice Duruflé (1902 - 1986).

Duruflé komponierte im spätromantischen französischen Stil, griff aber auf die mittelalterlichen gregorianischen Gesänge zurück. Als Brücke zwischen beiden Musiksphären dient ein Orchesterstück des Klang-Impressionisten Claude Debussy: die "Trois Nocturnes pour Orchestre". So bekommt der Besucher verschiedenartige Musik zu hören und lernt zudem verschiedene Stile und deren Mischungen kennen.

Die Gregorianik liegt so viele Jahrhunderte von uns entfernt, dass kaum noch jemand viel mit ihr anfangen kann. Die Einstimmigkeit und a-rhythmische Melodieführung wirkt auf den heutigen Hörer monoton, wenn auch eine meditative Kraft davon ausgeht.

Da man sich nun auf ein paar kurze Choralgesänge aus der "Missa pro defunctis" beschränkt, kommt erst gar keine Langeweile auf, und es dominiert die Freude am heute ungewöhnlichen Klang der uralten geistlichen Kontemplation.

Das erste der "Trois Nocturnes" von Debussy weist interessante Parallelen auf zur soeben verklungenen Gregorianik. Denn auch Debussys Musik scheint zu schweben, und die fließenden Mittelstimmen erinnern an unisono singende Vokalisten. Unter der Leitung von Wayne Marshall entwickeln die Symphoniker einen seidig-sanften Sound, der die Tonsprache Debussys atmosphärisch zur Geltung bringt.

Für Duruflés Requiem wählt Marshall ein flottes Tempo. Das nimmt dem Anfang etwas von seiner sakralen Würde. Insgesamt kommt aber das spezifische Moment des sanften Trostes und der balsamischen Linderung von Schmerz gut zum Ausdruck.

Dem Chor des Städtischen Musikvereins gelingen große Augenblicke, doch unterlaufen ihm auch Fehler wie uneinheitliche Einsätze. Die Solisten Kinga Dobay (Mezzosopran) und Jesper Taube (Bariton) bewältigen ihre Partien souverän, wenn auch Kinga Dobay etwas zu opernhaft singt und beim "Pie Jesu" den leisen Anfang mit zuviel Tremor vorträgt.

Noch einmal am Montag, 20 Uhr. Um 19 Uhr Startalk mit Wayne Marshall. Karten unter Tel. 0211/899-6123.

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