Düsseldorferin jagt Mörder

In ihrem ersten Fall schickt Annegret Koerdt Detektivin Angela Merckel auf die Suche nach einem Mann, der es auf rothaarige Frauen abgesehen hat.

Düsseldorf. Viele Leser können sich später eher an den Namen des Protagonisten erinnern als an den des Autors. Als es bei Annegret Koerdt darum ging, für ihre Detektivin einen Namen zu finden, war ihr klar: „Normal aber nicht langweilig, bodenständig und gleichzeitig prägnant soll er sein.“

Gar nicht so einfach. Der rettende Einfall kam beim Zahnarzt: „In einer Klatschzeitung habe ich einen Artikel über Angelina Jolie gelesen. Das deutsche Pendant Angela gefiel mir direkt.“ Und wer ist die berühmteste Angela der Republik? Die Bundeskanzlerin. Um die Distanz zu wahren, wurde aus Angela Merkel dann Angela Merckel — geboren war die Düsseldorfer Detektivin mit dem feuerroten Haar.

„Das ist etwas absurd, das ist mir klar. Aber absurd ist gut“, sagt die Autorin. Im Buch betont sie, dass ihre Merckel mit der Kanzlerin so ziemlich nichts gemein hat: „Sie war mit ihren Anfang dreißig, ihrer schlanken Figur und dem roten, langen Haar eher der Typ, dem die Männer hinterherschauten.“

Aber Moment mal, feuerrotes Haar, genau wie die Autorin selbst. Wäre da etwa jemand statt Grafik-Designerin lieber Detektivin geworden? „Vielleicht ein bisschen“, gibt Koerdt zu. „Die Psychologie des Bösen hat mich schon immer fasziniert.“ Mit den Geschichten der Fünf Freunde und von Agatha Christie ist sie aufgewachsen und hat die Leidenschaft für Krimis nie verloren. Seit 20 Jahren sammelt sie Geschichten, Bücher und auch Dokumentationen zu Verbrechen.

Im ersten Fall für Angela „Ela“ Merckel schickt Koerdt die Detektivin auf die Suche nach einem Serienmörder, der es auf rothaarige Frauen abgesehen hat. Die hartnäckige Ela fühlt sich für den Tod des ersten Opfers verantwortlich. Als der Mord geschah, sollte sie die Frau observieren. Wäre Ela nicht im Auto eingeschlafen, hätte sie den Mörder wahrscheinlich gesehen. Also macht sich die junge Frau auf die Suche nach dem Täter — und gerät selbst in Gefahr, denn auch sie hat rote Haare.

Als echtes Düsseldorfer Mädchen lässt Koerdt ihr Buch natürlich in Düsseldorf spielen, etwas anderes kam für sie gar nicht in Frage: „Ich bin ein total sesshafter Mensch. Also lag es auf der Hand, das Buch spielen zu lassen, wo ich mich auskenne.“ Der erste Mord passiert in Oberkassel. Ab da geht es quer durch die Stadt. Weitere Schauplätze sind Pempelfort und der Hafen. Auch ins Rotlichtviertel an der Rethelstraße führen Elas Ermittlungen.

Koerdt ist praktisch veranlagt. So hat sie sich auch dafür entschieden, Angela Merckel eine Privatdetektivin sein zu lassen, keine Polizistin: „So brauche ich weniger Hintergrundwissen und habe gleichzeitig mehr Entwicklungspotenzial. Ela kann auch etwas unkonventionellere Methoden anwenden, eine Polizistin dürfte das nicht.“ So gibt sie sich als entfernte Verwandte eines der Opfer aus, um an weitere Informationen zu kommen.

Natürlich spielt auch die Polizei in „Feuerrot“ eine Rolle. Wie die arbeitet, lässt sich Koerdt von der Düsseldorfer Polizei erklären. „So habe ich zum Beispiel gelernt, dass der Begriff Verhör veraltet ist. Heute sagt man Vernehmung. Und die findet nicht in einem abgedunkelten Raum mit Spiegelscheibe statt, sondern im Büro am Schreibtisch des Beamten.“

Koerdt ist praktisch veranlagt, das zeigt nicht nur der Beruf ihrer Protagonistin, sondern auch der Entschluss zu schreiben. „Mir wurde schon häufiger gesagt, dass ich ein gute Schreibe habe. Wenn ich Leerlauf hatte, schrieb ich.“ Und aus Kurzgeschichten wurde schließlich der erste Roman.

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