Tage des Duftes Große Parfums und ihre Assoziationen

Düsseldorf · Von Charlie bis Eternity: Ein persönlicher Streifzug durch die Parfum-Geschichte.

 Das legendäre Parfüm „Chanel No. 5“ wurde von der Modeschöpferin Coco Chanel 1920 kreiert.

Das legendäre Parfüm „Chanel No. 5“ wurde von der Modeschöpferin Coco Chanel 1920 kreiert.

Foto: picture-alliance/ dpa/Martin Schutt

Es liegt was in der Luft in Düsseldorf: Wenn ich in der Altstadt bei Hinkel vorbei komme, muss ich manchmal an Karl Lagerfeld denken. Nach seinem Lieblingsduft gefragt, antwortete er einmal: „Der von frisch gebackenem Brot“. Eines seiner Männer-Parfüms beschrieb er: „wie ein frisch gebügeltes weißes Hemd.“

Jedes Jahr werden hunderte von Parfums komponiert. Doch die meisten verduften nach kurzer Zeit wieder. Wenige werden zu Duft-Klassikern, langanhaltend auf dem Markt wie beispielsweise Jil Sanders „Sun“, das in diesem Jahr zu den Favoriten in der klassischen Katagorie bei der Duft-Oscar-Verleihung am 9. Mai in den Rhein-Terrasssen gehört, ebenso wie „Trésor“ von Lancome.

Am langlebigsten sind Erinnerungen an Menschen und Orte, die wir mit Düften verbinden. Muss nicht immer Parfum sein. Penaten-Creme riecht für mich nach Baby. Ein zarter warmer Duft nach Pflege und Geborgenheit, wie wenn Oma nach „Uralt Lavendel“ roch. In ihren letzten Tagen stand auf dem Nachttisch ihres Krankenzimmers im Rather Augusta-Krankenhaus immer so eine Pulle Echt Kölnisch Wasser (Slogan: „Immer dabei“). Das schüttete man sich aufs Taschentuch und hielt es sich vor die Nase, auch gegen die beißenden klinischen Desinfektions-Gerüchen, mit denen es sich vermischte.

Seitdem kann ich das Wasser aus Köln nicht mehr riechen. Dabei hatte ich das Kölner Dufthaus Mülhens immer fleißig unterstützt zu Weihnachten und zum Muttertag. Da gab es extra Geschenkpackungen, in die in den wirtschaftswunderbaren Jahren noch ein Stück Seife oder ein Waschlappen mit rein gepackt wurden. Zeiten ändern sich, Düfte bleiben: Am 9. Mai in der Rheinterrasse gehört ein Remix Cologne von 4711 zu den Favoriten.

Das Lieblings-Parfum meiner Mutter ist indes längst vergessen. Es hieß 1A-33. Drei Tropfen aus dem Art-Deco-Flakon hinters Ohr und je zwei auf die Pulsadern des Handgelenks, und die Handwerkergattin verwandelte sich beim Flanieren über den Festplatz des Derendorfer Schützenfestes in eine Diva. Der nüchterne Name war übrigens das Autokennzeichen für Berlin, wo die Hersteller, Schwarzlose Söhne, beheimatet waren.

Was mein Vater damals so drauf  hatte? „Hattric“ natürlich. Hatte die Fernsehwerbung meiner Mutter rechtzeitig vor Weihnachten eingetrichtert mit der Warnung: „Schenken sie es ihrem Mann – sonst tut es eine andere.“ Damit Mutti nicht länger Papis Lieblingsmarke kaufte: „Tabac Original“.

Reine Männerparfums waren dazumal noch verpönt. Es sollte dauern, bis Davidoffs „Cool Water“ in Mode kam und dieser dahingegossene Typ als Plakat in den Schaufenstern der Kö lag – als Rivale von Diors „Eau Sauvage“ und „L’Homme“, für das Yves Saint Laurent nackt mit Löwenmähne posierte. Vielleicht hatte ihn Marilyn Monroe inspiriert, die soll mal verraten haben, dass sie im Bett nichts trage außer „5 Tropfen Chanel No. 5.“

Beim Tanken werde ich manchmal an meinen ersten Tanzstunden-Partner erinnert. Ein scharfer Typ. Seinen Namen habe ich vergessen, nicht aber seine petrolartige Duftmarke: Pitralon. Danach rochen die Jungs in den angesagten Tanzschulen bei Kaechele, von Kaiser und Fern.

Pitralon war eigentlich ein antiseptisches Rasiertonikum aus Nadelholzteer, empfohlen auch gegen Pilzerkrankungen auf der Kopfhaut oder an Barthaaren. (Geschäftsidee: Der Markenschutz für Pitralon ist am 30. April 2019 ausgelaufen.)

An mein erstes Parfum erinnere ich mich nicht mehr genau. Könnte „L’Air du Temps“ von Nina Ricci gewesen sein. Mein Lieblingsduft war der einer Sonnenmilch „Delial“ – die roch so schön nach Sonne und Urlaub. Ein bisschen nahe kommt dem heute die Billigmarke von dm. Vielleicht ist sie auch deshalb die meistgekaufte in Deutschland.

Als Teenager schraubten wir zwar  heimlich an Mutters Flakon, wollten aber lieber riechen wie die beste Freundin. Deshalb tendierten wir eher zu Rudel-Düften wie „Charlie“ von Revlon oder später zu „CK 1“ von Calvin Klein als zur persönlichen Note.

Dem amerikanischen Modemacher blieb ich lange treu. „Eternity“, das Klein anfangs nicht nach Deutschland exportierte. Man musste ihn sich mitbringen lassen aus Amerika. Oder man fragte Frank Schnitzler, den Parfum-Pabst aus Düsseldorf. Es gab praktisch keinen Duft, den er nicht besorgen konnte. Immer hatte er so ein paar heimliche Bestseller auf und unter der Theke und immer noch ein feines Näschen für Nischen-Parfums. Auch für ihn gilt: „Düfte transportieren Bilder, wecken Erinnerungen“.

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