Ratssitzung fand mit Sicherheitsabständen in der Stadthalle statt. : Stadtrat streitet um die richtige Corona-Strategie
Düsseldorf Ungewöhnlicher Ort, ungewöhnliche Umstände: Der Stadtrat hat am Donnerstag erstmals seit fast drei Monaten wieder in Gänze und öffentlich getagt. Weil das im Rathaus angesichts der Corona-Abstandsregeln nicht möglich ist, zog der Tross aus Politik und Verwaltung in die Stadthalle an der Rotterdamer Straße um.
Rein kam man nur mit Gesichtsmaske, im Saal und an den Einzeltischen durften sie abgelegt werden.
Gut fünf Stunden gönnte sich der Rat, sachlich wurden vor allem die in der Zwischenzeit getroffenen Eil- und Dringlichkeitsbeschlüsse nachträglich abgesegnet. 90 Minuten allerdings waren dem allgegenwärtigen Thema Corona gewidmet. Und da ließ der Wahlkampf grüßen, auch wenn es schließlich nicht so arg kam, wie man befürchten musste. OB Thomas Geisel dankte einleitend dem medizinischen und pflegerischen Personal sowie den Krisenmanagern in seiner Verwaltung und gedachte den am Virus Verstorbenen. Dann hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die OB-Kandidatin der FDP, den ersten politischen Aufschlag. Ein Ass wurde nicht daraus, die Liberale ließ sich von Zwischenrufen aus dem Konzept bringen und hatte Schwierigkeiten, ihren Punkt immer klar zu machen. Im Kern warf sie Geisel vor, „unglaublich selbstgerecht“ zu agieren. Das bezog sie vor allem auf dessen Zeitungsbeiträge, in denen der sich in der Tat stets sehr kritisch mit dem „Lockdown“ auseinandergesetzt und die Gefährlichkeit von Corona eher relativiert hat: „Man merkt Ihnen an, dass Sie diese Krise nie wirklich angenommen haben, Sie nervt das alles vielmehr“, sagte Strack-Zimmermann. Für die CDU legte Andreas Stieber als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses nach. Auch er nahm sich vor allem den „Artikelschreiber“ Geisel zur Brust: „Wie verzweifelt muss ein Düsseldorfer OB sein, wenn er so etwas auch noch in einer Kölner Zeitung schreibt?“, fragte Stieber. Geisel habe viel zu lange nichts von Maskenpflicht oder gezielten Tests in Heimen wissen wollen, ganz anders als etwa der CDU-OB-Kandidat Stephan Keller als Stadtdirektor in Köln.
Zur OB-Verteidigung schritt zunächst SPD-Fraktionschef Markus Raub: Strack-Zimmermann zeichne sich durch eine weitgehende Unkenntnis der Lage in Düsseldorf aus. Und außerdem verträten ja auch die FDP-Granden Lindner und Kubicki einige Ansichten Geisels, „mindestens“. Was dann natürlich ein problematisches Lob für den OB war, ebenso wie der von der AfD frech und explizit geäußerte Dank für Geisels klare Worte. Nicki Blanchard (Linke) beließ es da lieber dabei, FDP und CDU nur mitzuteilen, es sei „unerträglich, mit Corona Wahlkampf zu machen“.