Kunst Künstlerin kreiert Schaufenster für Hermès in Düsseldorf

Düsseldorf · Die erst 19-jährige Mariangela Pfahler hat einen Wettbewerb des französischen Luxus-Konzerns gewonnen. Wie wirkt sich die Nähe zum Kommerz auf die Kunst aus?

Kunstwerk oder Luxusware? Künstlerin Mariangela Pfahler entwarf Schaufenster für Hermès in Düsseldorf. Foto: Markus Kratz

Kunstwerk oder Luxusware? Künstlerin Mariangela Pfahler entwarf Schaufenster für Hermès in Düsseldorf. Foto: Markus Kratz

Foto: Markus Kratz

Blickt man von weitem auf die Boutique der französischen Luxusmarke Hermès im Girardet-Haus, stechen vor allem zwei Schaufenster-Installationen ins Auge. In einem hängt ein riesiges pinkes Tuch von der Decke herab. Davor erstreckt sich eine kleine Bühne in Pink und Orange. Über ihr schwebt eine mit einem orange-gelben Tuch überdeckte Plattform, auf der eine Tasche in Gelb, Orange und Rot drapiert ist. Zwei mit Pfeilen gespannte Bögen sind auf die Tasche gerichtet. Shopping als Jagd nach Luxusartikel. Das andere Schaufenster erscheint ganz als Bühne in rot und violett. Auch hier schweben die Akteure, als würden sie durch den Weltraum driften: ein Spiegelei mit Krawatten als Baconstreifen, Seidentücher als Toasts und eine Ketchupflasche, aus der statt Würzsauce ein roter Gürtel herausquillt. Die Schaufenster-Kreationen stammen von der Künstlerin Mariangela Pfahler. Sie ist 19 Jahre alt und studiert an der Düsseldorfer Kunstakademie. Pfahler hat noch vier weitere Schaufenster gestaltet. Portemonnaies in einem „Spielautomaten“, Teller und Krawatten auf einem Backgammon-Brett, Quarré-Tücher im Kartenspiel-Muster auf einem Tischtennisfeld mit Espresso-Tassen als Pingpong-Bällen und eine „Zirkusarena“, in der Parfum-Flacons als Akrobaten durch Gürtel-Ringe springen. Alle Schaufenster-Szenerien wirken leicht, verspielt, farbenfroh.

Originell verknüpft Pfahler verschiedenste Formen des Spiels mit glamouröser Mode. Die Künstlerin hat die Installationen im Auftrag von Hermès kreiert. Motto: „Die Lebenskunst als Spiel“. Waren einst Kaiser und Könige die Mäzene von Künstlern, sind es heute oft Luxus-Labels. Viele Modehäuser arbeiten mit Künstlern und Designern zusammen. Die sind meist genauso berühmt wie die Auftraggeber selbst. Jeff Koons entwarf Taschen für Louis Vuitton, für Hermès schuf der japanische Designer Tokujin Yoshioka ein Schaufenster in Tokio. In Düsseldorf hat die französische Lederwaren-Manufaktur allerdings eine besondere Kooperation initiiert: mit Nachwuchskünstlern der Kunstakademie. Seit drei Jahren richtet Hermès einen Wettbewerb für Künstler aus, die Schaufenster in der Boutique an der Kö zu gestalten. Die Teilnehmer werden von den Kunstprofessoren bestimmt. In diesem Jahr schickte Akademie-Leiter Marcel Odenbach zehn Studenten aus seiner Klasse ins Rennen. Für Gewinner und Konzern eine Win-Win-Situation. Die Künstler bekommen einen Fuß in die Tür zur Welt der Luxushersteller. Das Unternehmen steigert als Förder von Nachwuchskünstlern sein Imagegewinn. Doch so sehr es einer Künstlerin wie Pfahler zu gönnen ist, bereits so früh zum Erfolg zu kommen, ist das Verhältnis zwischen Luxus, Mode und Kunst nicht unschuldig. Die Kunst wird spektakulärer und dekorativer und man fragt sich: Wohin entwickelt sich die Kunst durch diesen Kontakt zum Luxus?

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