Galerie als Kunstbuchverlag Eine Million Euro für die eigenen Kunstbücher

Düsseldorf · Die Galerie Beck & Eggeling verlegt auch eigene Kataloge. Zum Jubiläum zeigt sie einen Überblick aus 25 Jahren - zu sehen in der Ausstellung „We Love Art Books“.

 Galerist Michael Beck verkauft nicht nur Kunst, sondern stellt die Ausstellungskataloge auch selbst her.

Galerist Michael Beck verkauft nicht nur Kunst, sondern stellt die Ausstellungskataloge auch selbst her.

Foto: Helga Meister

Normalerweise bitten die Galerien zur Vernissage, verkaufen ihre Kunst und bitten zur nächsten Schau. Im Rückblick können sie kaum sagen, welche Werke sie zu welchem Zeitpunkt präsentiert haben. In der Galerie Beck & Eggeling ist dies anders. Am Samstag bittet sie zu einem riesigen Bücherstapel in die Bilker Straße 5. In den 25 Jahren ihres Bestehens hat sie es auf 140 Publikationen gebracht. Eine kleine Sensation im Zeitalter von ex und hopp.

Die Galerie-Inhaber Ute Eggeling und Michael Beck betreiben seit der Gründung ihres Betriebs im Jahr 1994 zugleich einen eigenen Verlag, in dem sie ihre Kunstbücher drucken. Vielleicht ist es nicht zufällig, dass sie in der Buchstadt Leipzig starteten, aus der die Familie stammt. Gleich das erste Buch war von besonderer Bedeutung. Sie verlegten Lyonel Feininger mit Werken aus Weimar und Dessau, nachdem sie eine Sammlung von hundert Naturskizzen über Halle/Saale angekauft hatten. Damit leisteten sie zugleich eine kunsthistorische Tat, indem sie dem Vorurteil widersprachen, Feininger habe die Motive für Halle zunächst fotografiert. Diese Sammlung vermittelten sie an die Stadt Halle.

Michael Beck will mit den Katalogen zwei Ansprüche erfüllen: „Alle Kataloge sind von uns selbst im Haus gestaltet. Wir hatten immer einen Grafiker oder eine Grafikerin zur Seite, mit denen wir uns an den Computer setzten und erklärten, wie wir uns das Layout vorstellen. Und wir wollen einen Künstler auch inhaltlich und wissenschaftlich reflektieren.“ Für Feininger seien sie extra nach Cambridge ins Busch-Reisinger-Museum gereist und hätten sich beim damaligen Direktor die Erlaubnis geholt, einen Auszug von Feiningers Briefen an seine Frau Julia in den Jahren 1906 bis 1909 abdrucken zu dürfen. Es war die erste Veröffentlichung dieser Art und eine kunsthistorische Tat.

Neben den hauseigenen Publikationen brachten sie anfangs auch Kunstbücher mit Original-Grafiken heraus. In der Ausstellung wird die „Beethoven Suite“ des Spaniers Víctor Mira (1949-2003) zu sehen sein, die in gemeinsamer Arbeit 1994 entstanden ist, sowie das Portfolio im Leinenschuber „Beethoven – Fünfte Symphonie“ mit Texten des weltberühmten Dirigenten Herbert Blomstedt, der damals das Gewandhausorchester in Leipzig leitete. Derlei Ausgaben mit Originalen hat die Galerie jedoch inzwischen eingestellt.

Die Herstellung eines Katalogs bezeichnet Michael Beck als „eine wunderschöne Arbeit“. Es sei auch das einzige, was von einer Ausstellung bleibe. Dennoch: „Die Kataloge kosten Geld und Arbeit. Wir drucken ja nur für uns, nicht für Fremde. Es sind unsere Bücher für unsere Künstler. Aber ein eigener Kunstbuchverlag ist schon wahnsinnig. Das ist finanziell eine Katastrophe. Die 140 Kataloge haben uns in den 25 Jahren mehr als eine Million Euro gekostet. Wir verkaufen sie ja nicht, sondern verschenken sie. Wir haben jeweils noch 200 bis 300 Exemplare im Depot.“

Für den Künstler entstehen keine Verpflichtungen. Michael Beck: „Wir fordern keinen Gegenwert ein. Die Künstler beteiligen sich nicht an den Kosten. Manche Künstler wie Heinz Mack sind großzügig und schenken ein Werk, andere Künstler denken nicht daran. Dennoch machen wir weiter. Ein Buch hat etwas Haptisches. Man hält es in der Hand. Man kann es aufschlagen und die Gestaltung betrachten. Außerdem ist es ist ein Beleg der Kunstgeschichte und der Geschichte unseres Hauses. Wir selbst können gleichfalls zurückblicken.“ Die Galerie steuert damit auch gegen den Trend im heutigen Marketing, Kunst nur als ein Geschäft zu sehen.

Die Ausstellung „We Love Art Books“ eröffnet am Samstag, 24. August, um 11.30 Uhr und läuft bis 28. September, Bilker Straße 5.

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