Theater an der Kö Schauspieler und Regie gut, Stück eher schwach

Düsseldorf. · „Begleiterscheinungen“ im Theater an der Kö: Eine Straffung hätte der Komödie gut getan.

 Eva Habermann und Ralf Stech in einer Szene von „Begleiterscheinungen“. 

Eva Habermann und Ralf Stech in einer Szene von „Begleiterscheinungen“. 

Foto: ja/Dennis Haentzschel

René Heinersdorff hätte das Stück besser geschrieben. Zu dem Schluss kamen manche schon während der Pause der Premiere von „Begleiterscheinungen“ im Theater an der Kö. Gottlob führte der Hausherr (selbst erfolgreicher Boulevard-Autor!) Regie und konnte Unebenheiten und Ungereimtheiten der Komödie aus der Feder von Peter Buchholz glätten.

Mit Mut zum Tempo und zugespitzten Typen, flotten Sprüchen unter der Gürtellinie und frechen Pointen. Alles rund um eine Dreiecksgeschichte zwischen einer jungen Frau, die auf das ‚Begleiten’ von Herren spezialisiert ist, und zwei Männern, die alte Freunde sind. Ein Strickmuster, das zu manchen Verwicklungen und Verstrickungen führt. Letztere sind allzu vorsehbar und lassen den Blutdruck von Zuschauer(innen) nur selten in die Höhe schnellen.

Im Fokus also: ein Escort-Service und die hübsche, dralle und kurvenreiche Sara, gespielt von Eva Habermann - Meisterin der seichten Unterhaltung, bekannt aus Fernsehen und Kino, unter anderem aus Rosamunde-Pilcher-Folgen. Sara ist rein zufällig die Nachbarin von Daniel, der nach seiner Scheidung in ein schickes Loft zieht. Nur wenige Champagner-Gläser reichen, und Sara und Daniel verknallen sich, fallen sich in die Arme. Doch da schneit – wieder rein zufällig – Daniels alter Kumpel Tom herein, der Sara durch bereits durch einen Escort-Service häufiger gebucht hat. Und um ihre wahre Identität weiß, die sie aber Daniel auf keinen Fall enthüllen will.

Viele Wortgefechte, aber wenige Überraschungen

Aus lauter Liebe! Aus dieser Konstellation entwickeln sich zum Teil witzige Situationen und Wortgefechte, die nur wenige Überraschungen parat halten. Und als sich der Schlamassel zwischen dem gutgläubigen Daniel und der Doppel-Playerin Sara zuspitzt, zaubert der Autor kurzerhand Charlotte aus dem Hut – die Zwillingsschwester von Sara. Das soll mal einer glauben.

Der Stoff reicht für vielleicht für eine Vorabendserie von knapp 60 Minuten, wird aber von Peter Buchholz auf einen Theaterabend verlängert. Überzeugender ist die Regie, ebenso die Schauspieler, die ihren Figuren Ecken und Kanten verleihen. Ralf Stech macht gute Figur als Tom – zeigt die Facetten eines geschiedenen Manns und mittlerweile eingefleischten Singles, der seinen Spleen als verschrobener Briefmarkensammler auslebt, sich nebenbei unverbindlich von leichten Damen ‚eskortieren’ lässt. Er zeigt erst dann wahres Interesse an Sara, als Daniel für sie entflammt. Aus Daniel macht Oliver Bürgin dagegen den Typ leicht verklemmter Mann, der eine Frau nicht teilen will und nichts von Prostituierten und ‚Begleit-Agenturen’ hält. Habermann spielt als Sara mit weiblichen Reizen in knallengem Rot oder Pink, später, als ihre Schwester Charlotte in flottem Business-Anzug. Aufgesetzt indes wirkt es, wenn sie ihre herzergreifende Leidens- und Lebens-Geschichte aufsagt. Fazit: „Begleiterscheinungen“ wären unterhaltsamer, wenn sie kürzer, schräger und schriller über die Rampe kämen.

Info: bis 19. Mai, Tel. 322 333.

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