Kulturbahnhof Eller Paradies gesucht im Kulturbahnhof

Düsseldorf · Acht Künstler sind bestrebt, in ihrer Ausstellung das verlorene Terrain einer heilen Natur zurückzugewinnen.

 Sie stellen im Kulturbahnhof aus.

Sie stellen im Kulturbahnhof aus.

Foto: Helga Meister

„Paradise lost – paradise regained“ nannte der Dichter John Milton seinen großen Gedichtsband, der als Motto für die aktuelle Ausstellung im Kulturbahnhof Eller genommen wird. Acht ehemalige Studenten der Kunstakademie Düsseldorf setzen sich unter diesem Thema mit der Natur in den bildenden Künsten auseinander. Der Titel könnte auch als Motto über dem Ausstellungsort stehen, denn der Kulturbahnhof ist ja noch nicht endgültig aus der Verkaufsliste der städtischen Immobilien entfernt und muss daher gleichsam wiedergewonnen werden.

Immerhin wird das Dach des Anbaus endlich für 100 000 Euro saniert, was man vor zehn Jahren für ein Zehntel der Summe hätte haben können, wollte doch ein Dachdeckermeister die Reparatur im Rahmen der Lehrlingsausbildung ausführen lassen.

Städtische Mühlen mahlen eben  langsam. Allein für die Planung des 50 Quadratmeter großen Raumes setzt die Stadt einen Zeitraum von 20 Wochen an, wofür man vermutlich zwei Familienhäuser entwickeln könnte. Die Zukunft aber bleibt unklar. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe kann nicht sagen, ob das denkmalgeschützte Gebäude mit dem wunderbaren Ausstellungstrakt und den Künstlerateliers nach der Dachreparatur einem Investor zugesprochen wird oder bei der Stadt bleibt. Er erklärt lediglich, er habe mit keinem Investor mehr gesprochen. Die Reparatur werde aus der städtischen Position „Unterhalt Kultur“ genommen.

Fiktive Seeigel erstrahlen im magisch wirkenden Schwarzlicht

Unabhängig von derlei Immobilienfragen kann eine sehr sensibel zusammengestellte Ausstellung bewundert werden. Barbara Schmidt präsentiert Fotos von fiktiven Wasserlandschaften, die sie ursprünglich in Glaskästen zusammengesetzt hat. Sie wolle, wie sie sagt, ihre eigenen kleinen Welten aus ursprünglichen Landschaften schaffen. Lea Lenhart steckt in Styropor- und Pappmaché-Halbkugeln ihre fiktiven Seeigel aus Pailletten. Auf einer Platte, die bemalt und mit magisch wirkendem Schwarzlicht angestrahlt ist, ergießen sich fiktive Seeigel und Quallenschwärme.

Johanna Broich hat mit kleinen, feinen Pinseln und trocken aufgetragener Farbe einen fantastischen Vielfraß mit schönstem Haar gemalt. Marina Dimitrijevic hat Werkzeug gebastelt, um aus dem Ton die verschiedensten Kügelchen auszustechen, damit die gebrannten Objekte an Steinkorallen erinnern.

Fantasiepflanzen aus Holz auf schwarzem Baumwollsamt

Etwas Besonderes sind die ausgeschnittenen Fantasiepflanzen über dem schwarzen Baumwollsamt von Mevlana Lipp. Auf das ausgeschnittene Holz wird zunächst Schwarz aufgetragen, dann die weiße Farbe tupfend gehöht. Anschließend wischt der Künstler mit verschiedenen Tuschen darüber. Wo der Untergrund weiß war, fing er an zu strahlen.

Ke Li steckt sich aus Gräsern, Blüten und Blättern ihre grazilen Gebilde, bevor sie sie langsam in flüssigen Gießharz tränkt. Kathrin Edwards betritt mit ihren jüngsten Druckfarben ein neues Gebiet. Ihre grünlichen Radierungen mit ihrem Selbstporträt als Eva im Paradies erinnern an alte Fotos oder an Drucke aus alten Märchenbüchern. Maximilian Siegenbruk schließlich nimmt verkohltes Holz, um das zerstörte Paradies zurückzugewinnen.

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