Kulturveranstaltungen in der Pandemie Düsseldorfer Literaturtage finden auf jeden Fall statt - nur wie ist noch unklar

Düsseldorf · Das Programm für das Düsseldorfer Kulturfestival steht. Wie die Darbietungen vom 14. bis 30. Mai umgesetzt werden, ist noch unklar.

 Linda Zervakis schreibt in ihrem Buch „Etsikietsi“ über ihre Kindheit in Griechenland.

Linda Zervakis schreibt in ihrem Buch „Etsikietsi“ über ihre Kindheit in Griechenland.

Foto: Elissavet Patrikiou

Bei den Düsseldorfer Literaturtagen stehen jedes Jahr mitreißende und unterhaltsame Geschichten, tiefgründige Verse und berührende Berichte im Rampenlicht. Hier werden sie zum Leben erweckt, neu entdeckt, diskutiert und prämiert. Doch funktioniert das Ganze auch in Pandemiezeiten? Das Herz des Festivals schlägt schließlich dort besonders laut, wo Menschen zusammenkommen und sich gemeinsam den literarischen Werken widmen. Das scheint schwierig, wenn Abstand und Kontaktverzicht das Gebot der Stunde sind.

„Natürlich ist es viel schöner, wenn sich Menschen vor Ort begegnen und austauschen. Deswegen versuchen wir, so viele Programmpunkte wie möglich live stattfinden zu lassen“, betont Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW. Ob allerdings überhaupt Veranstaltungen vor Ort ausgerichtet werden, bleibt wegen des unübersichtlichen Infektionsgeschehens weiterhin unklar. „Wir fahren auf Sicht, und versuchen uns so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten“, sagt Jungclaus.

Es herrscht derzeit eine große Nachfrage bei den Lesern

Die Literaturtage abzusagen, kam trotz der Vielzahl an Hindernissen nicht in Frage. Zum einen sei es gerade jetzt wichtig, Autoren und ihren Werken eine Bühne zu bieten: „Die Neuerscheinungen vieler Schriftsteller werden kaum beachtet. Das ist fatal, vor allem weil Bücher quasi ein Verfallsdatum haben und von neuen Veröffentlichungen verdrängt werden“, sagt Jungclaus. Zum anderen herrsche große Nachfrage nach dem Angebot: „Die Menschen haben Hunger auf Kultur. Das merken wir schon an den Vorverkaufszahlen für die Veranstaltungen.“

Notfalls müsse das Programm in den digitalen Raum verlegt werden. Die notwendige Technik dafür stehe zur Verfügung. Ziel sei es in diesem Fall, trotz des unvermeidbaren Abstands für einen Austausch und ein gemeinschaftliches Erlebnis zu sorgen: „Die Leute sollen sich über Chats beteiligen können, und wir wollen, falls möglich, die Autoren vor der Kamera mit dabei haben“, sagt Junglcaus. Im Moment wird für die Literaturtage jedoch weiterhin mit verschiedenen Formaten geplant, die von Bühnenlesungen über Slams bis zu Ausstellungen und Aktionen reichen. Der Auftaktabend am Freitag, 14. Mai, gehört der Düsseldorfer Literaturszene und steht unter dem Motto „Trotzdem!“. Heimische Autoren stellen dann ihre Werke vor.

In den anschließenden Wochen folgen verschiedene Programmpunkte: Am 18. Mai ist etwa Kristof Magnusson mit seinem Roman „Ein Mann der Kunst“ in der Landeshauptstadt zu Gast. Zurzeit ist geplant, dass er seine Erzählung über einen Künstler, der sich vom Kunstbetrieb isoliert, in der Museumsstadt Düsseldorf präsentiert. Schriftsteller Wladimir Kaminer nimmt am 23. Mai auf humoristische und bissige Weise das kleine und große Weltgeschehen aufs Korn. In Jan Plompers Buch „Das neue Wir“ kommen Menschen zu Wort, die als Migranten in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Ihre Stimmen bringt er am 28. Mai zu Gehör.

Literaturfans mit akutem Fernweh ist die Lesung von Helge Timmerberg am 26. Mai zu empfehlen. Dann liest er aus seinem Buch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“, in dem er seine Begegnung mit einem Yogi im nepalesischen Annapurna-Massiv schildert. Und Linda Zervakis nimmt am 31. Mai mit „Etsikietsi – Auf der Suche nach meinen Wurzeln“ die Zuhörer mit in das Griechenland ihrer Kindheit.

Weitere Höhepunkte: Am 14. Mai wird der 120. Geburtstag von Lyrikerin Rose Ausländer mit einer internationalen Videopräsentation gefeiert. Einen Tag später wird im Zuge der Literaturtage ein Podcast mit Christine Westermann und Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heinrich-Heine-Institutes, veröffentlicht. Sie sprechen über die bisherigen Preisträger des Heine-Preises. Am 20. Mai wird der Autor Norbert Gstrein für seinen Roman „Der zweite Jakob“ mit dem „Düsseldorfer Literaturpreis“ ausgezeichnet.

Der Bücherbummel auf der Kö wird nicht während des Festivals stattfinden. Er wurde in den Oktober verlegt. Geplanter Zeitraum: 14. bis 17. Oktober.

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