Die Grosse Kunstausstellung Lebenskünstler Fritz Josef Haubner erhält den Kunstpreis der Künstler

Düsseldorf · Die „Große“ eröffnet am 7. Juni im Kunstpalast und erstmals auch im NRW-Forum. Auch eine „Kleine“ ist geplant.

 Fritz Josef Haubner, hier in seinem Duisburger Atelier, erhält den Kunstpreis der Künstler und stellt zugleich bei der Großen im Ehrenhof aus.

Fritz Josef Haubner, hier in seinem Duisburger Atelier, erhält den Kunstpreis der Künstler und stellt zugleich bei der Großen im Ehrenhof aus.

Foto: Die Große/Evangelos Koukouwitakis

Fritz Josef Haubner (83) erhält den Kunstpreis der Künstler auf der Großen 2020, die am 7. Juni im Ehrenhof eröffnet wird. Nach seiner Vita zu urteilen, ist er vor allem ein Lebenskünstler. Der Vater war im Krieg geblieben, die Mutter steckte den Sohn ins Internat, wo der Zeichenlehrer gern Steine auf seinen Kopf warf. Er muss ein sehr schlechter Schüler gewesen sein, denn er verließ die Penne mit dem Quarta-Abitur. Der 14-Jährige wurde Postulant im Karmeliterkloster, fand die Probezeit in der Küche jedoch wenig inspirierend. Auch die vielen Bilder und Deckengemälde aus dem Barock waren nicht seine Sache. So verdingte er sich im Bundesgrenzschutz und in der Bundeswehr, im Bergbau und im Bau, war Bierfahrer, Fließbandarbeiter und kam über mehrere Ecken dann doch noch zu Pinsel und Farbe.

Mit geerbten Farbtöpfen begann der Preisträger zu malen

Sein Geld verdiente er sich als Diplom-Sozialarbeiter in Duisburg, lernte die Frau von Heinz Siepmann als Kollegin in der Duisburger Stadtverwaltung kennen und bekam „selbst Lust aufs Malen“, wie er berichtet. Den Ausschlag für die künstlerische Tätigkeit brachte 1980 der Tod seines bein-amputierten Wohnungsnachbarn, der ihm Farben und Pinsel vererbte. So malte er Kannen, Tassen, Tische, Häuser und Strandwagen, verbringt er doch manchen Urlaub an der Nordsee.

Wenn jetzt die Große plakatiert wird, zeigt er Motive auf Fundhölzern, denn alte, ausgewaschene, verwitterte und abgewetzte Bretter sind seine Favoriten. Vergnüglich erzählt er, wie er in seiner Heimat zu Besuch war und beobachtete, wie ein Bauernhof mitsamt Zaun abgerissen wurde. Er legte die Bretter beiseite, benutzte sie als Bildträger und bemalte sie. Das Ergebnis erinnert an Art brut, die autodidaktische Kunst von Laien, Kindern oder Outsiders. Auch bei Eingeborenen in Afrika findet man derlei Kürzel aus Wellen, Linien und Kreuzen.

Michael Kortländer, Leiter der Großen Kunstausstellung, lobt diese „oft rührend einfache Bildsprache“, die die Fundgegenstände in „poetische Bilder“ verwandelt. Er stellt mit dem Verein zur Veranstaltungen von Kunstausstellungen die Jury, die den Preis vergibt. Der Preisträger aber gehört dem Verein nicht an. Haubner arbeitet jedoch seit 17 Jahren im Aufbauteam, stellte acht Mal aus, wurde aber auch mehrfach ausjuriert.

Die Künstler der Großen kommen aus der gesamten Region, nicht nur aus Düsseldorf. Dementsprechend groß ist der Ansturm der Bewerber. Diesmal gab es über tausend Anmeldungen. So eine Masse Kunst ist kaum zu bewältigen, auch wenn noch ein Großteil ausjuriert wird. Museumschef Felix Krämer, ein großer Anhänger der Veranstaltung, öffnet daher seine Tore auch im Nachbarhaus. Nicht nur im Kunstpalast, sondern auch in einigen Räumen des NRW-Forums wird die Schau zu sehen sein. „Die Große soll Auswirkungen auf den gesamten Ehrenhof haben“, sagt er.

Felix Krämer toppt die Veranstaltung sogar, indem er ihr eine Kleine zur Seite stellt. Der Wettbewerb unter den Grundschulen ist gelaufen, auch hier war der Ansturm wider alle Erwartungen groß. 81 Klassen aus Düsseldorf machen mit, mit jeweils 25 bis 30 Schülern. Nun sollen keine 2500 Arbeiten zu sehen sein. Einzelarbeiten wird es nicht geben. Vielmehr ist die Zusammenarbeit der Schüler untereinander gefragt. Jede Klasse wird eine Gemeinschaftsarbeit präsentieren.

Das Generalthema gilt einem Lieblingsort in Düsseldorf.  Die eingereichten Arbeiten werden in jeweils drei Preiskategorien für die Klassen 1 und 2 sowie für die Klassen 3 und 4 prämiert. Damit sich die Kleinen mit den Großen nicht ins Gehege kommen, wird die Kleine erst am 14. Juni eröffnet.

Auch das Kulturamt unterstützt die Große mit viel Geld. 120 000 Euro gehen in den Betrieb. Weitere 86 840 Euro gibt die Stadt für Ankäufe aus, von denen jeweils ein Drittel abermals in der Kasse der Großen fließt. Das Land steuert das Geld für den Kunstpreis der Künstler (5000 Euro) bei.

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