Kulturnachrichten Die Mandoline ist salonfähig

Düsseldorf · Avi Avital begeistert in der Tonhalle mit Bach, Folklore und virtuosen Kabinettstücken.

 Mandolinensolist Avi Avital spielte in der Tonhalle.   Foto:Jean Bapitiste Milot

Mandolinensolist Avi Avital spielte in der Tonhalle. Foto:Jean Bapitiste Milot

Foto: Jean Bapitiste Milot

Modischer Anzug, offenes weißes Hemd, dunkle wuschelige Lockenpracht und gepflegter Dreitagebart: Auf den ersten Blick erinnert Avi Avital an einen Popstar. Nur das kleine Instrument, das er lässig unterm Arm trägt, irritiert. Es ist keine Gitarre, sondern eine flachbauchige Mandoline aus der Werkstatt des israelischen Geigenbauers Arik Kerman. Das Zupf-Instrument, über dessen Saiten Avi Avital mit einem Plektrum (einem winzigen Metallplättchen) gleitet, war bislang aus dem klassischen Konzertbetrieb ausgeschlossen. Als er jetzt zusammen mit dem New Yorker Orchester „The Knights“ in der gut besuchten Tonhalle auftrat und Bachs d-Moll Konzert für Orchester und Cembalo (BWV 1052) spielte, war jede Irritation schnell verflogen.

Sein zupackendes Virtuosentum und seine markanten Tempi, mit denen der knapp 40jährige Israeli über die Saiten fliegt und sie intensiv traktiert, beweisen mit Nachdruck: Die Mandoline ist salonfähig. Bei seiner Bearbeitung für Mandoline des Bach-Konzerts ordnet er sich der Dynamik und Geschwindigkeit  des Ensemble „The Knights“ unter, und hört ihnen – auf dem Dirigenten-Podest sitzend – zu, gibt aber auch durch Kopfnicken die Einsätze.

Sportlich nimmt er die Allegro-Sätze und spielt so elastisch und kunstfertig, dass man streckenweise glaubt, ein Cembalo zu hören. Zumindest entlockt er dem kleinen Corpus einen perlenden, brillanten Sound, im Adagio setzt er auf wohlig voluminösen Klang. Und wird gefeiert. Nach dem Bach-Konzert mit viel Applaus. Nach seiner ersten Zugabe - einem orientalisch klingenden Stück, das er mit irrwitzigem Tempo zu einem Kabinettstück macht – mit Johlen und Pfeifen. Wie sonst nur in Pop-Konzerten üblich. Seine Begleiter tragen ihn sauber intoniert und ‚ritterlich’ (wie ihr Name: The Knights, zu Deutsch: Ritter) unter der Leitung von Eric Johnson durch das Bach-Opus.

Wer dieses ungewöhnliche Meisterkonzert mit dem sinnlichen Mandolinen-Musiker verpasst hat, kann sich trösten mit einer seiner zahlreichen CDs (auch Live-CDs), die er bei der Deutschen Grammophon eingespielt hat.

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