Kultur Die Akademie-Galerie lässt sich von Künstlern reich beschenken

Düsseldorf. · „Polke und die Folgen“ nennt sich eine Schau der Neuerwerbungen von ehemaligen Studenten der Akademie.

 Jongsunk Yoon schenkte dieses 3,6 Meter breite und knapp zwei Meter hohe Leinwandbild „Geburt der Erde“ der Akademie-Galerie.	 Foto: Helga Meister

Jongsunk Yoon schenkte dieses 3,6 Meter breite und knapp zwei Meter hohe Leinwandbild „Geburt der Erde“ der Akademie-Galerie. Foto: Helga Meister

Foto: Helga Meister

Die Akademie-Galerie ist auch 13 Jahre nach ihrer Gründung noch ein Buch mit sieben Siegeln. Zwar hieß es anlässlich ihrer Gründung im Jahr 2005: „Die Lage des neuen Instituts am Burgplatz 1 gehört zu den attraktivsten in der Düsseldorfer Altstadt und sollte geeignet sein, Bürger und Besucher Düsseldorfs zu interessieren und anzuziehen.“ Gezeigt wird aber seit der Pensionierung ihres Gründungsdirektors Siegfried Gohr eher ein Potpourri, das derzeit auch noch unter dem scheinbar attraktiven Titel „Polke und die Folgen“ läuft. Zur Eröffnung der jetzigen Ausstellung sprach deren Leiter Robert Fleck zwar vom „Weltruhm der Kunstakademie“ und von der „Weltgeltung der Leute, die hier studiert haben“. Aber Sigmar Polke hätte bei derlei Worten vermutlich ein breites Grinsen aufgesetzt, denn stets schlug er die Bitte ab, am Eiskellerberg zu lehren. Die hochtrabende Art war nicht nach dem Geschmack dieses Flip-Flop-Meisters der Rasterpunkte.

Eine Bettelschau aus lauter Geschenken ist zu sehen

Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum steuerten die Freunde der Akademie eine eher bescheidene Farbserigrafie von Sigmar Polke als Nummer 89 einer 100er Auflage, Motiv Tisch mit umgekippter Kanne, bei. Viel Glanz gibt sie dieser Bettelschau nicht, da sind die übrigen 29 Künstler spendabler. Wenn die „Neuerwerbungen“, so die offizielle Bezeichnung, trotzdem sehenswert ist, so liegt dies nicht an „Polke und den Folgen“, sondern an der Großherzigkeit der Düsseldorfer Szene, die ihre Kunst gratis abgibt, wohl wissend, dass Ankäufe in der sogenannten Stadt der Künstler noch immer Seltenheitswert haben.

Johannes Bendzulla präsentiert ein farbbrillantes Dreierbild aus einem Inkjetprint, angereichert durch  Acryl und Holz. Dem Medienkünstler geht es um das Zusammenspiel von „Echtem“ und „Simuliertem“, echter und simulierter Farbe, echten Holzlatten, kombiniert mit am Computer simulierten Latten. Er arbeitet wie ein Maler und freut sich, wenn seine Täuschungsmanöver nicht sofort auffallen.

Tiefsinnig-ironisches Video des Künstlerduos Schattanik Szczesny

Das Künstlerduo Hedda Schattanik und Roman Szczesny hätte längst eine Einzelausstellung verdient, denn die beiden Meisterschüler sahnen einen Videopreis nach dem anderen ab. In ihrem „Apartment Monologue“ berichten sie mithilfe zweier Offscreen-Stimmen vom Ende einer Beziehung. Aber sie tun dies in jenem subversiven Ton, der alle Klischees zwischen Liebe und Trennung, digitaler und menschlicher Stimme vereint. Die Bilder dazu sind ebenso doppeldeutig, sie zeigen das leere Wohnzimmer, den blinden Bildschirm, das bisschen Licht vor den heruntergelassenen Rollos und jenen wohnlichen Teppich, der so viel Gemütlichkeit verspricht. Der Betrachter kann nicht genau sagen, wo die Menschlichkeit aufhört und die digitale Technik ihre Triumphe feiert.

Wie ein Resümee der letzten drei Jahre wirkt ein vierteiliges Panorama von Silke Albrecht, in dem es um Naturvorstellungen und Produktionsmethoden, um gefährliche Materialien und Chemikalien auf der Kupferplatte, aber vor allem um Naturvorstellungen geht. Die gemalte Natur nimmt nur noch einen schmalen Streifen im Bild ein, ihr antwortet ein Granulat, dass sie in den feuchten Lack gestreut hat und das keine Blumen mehr suggerieren wird.

Es gibt museumsreife Fotokunst vor allem von Elger Esser am nostalgischen Meeresstrand. Die Malerin Tamara K.E. bläst nun plötzlich eine kleine Zeichnung im Druckverfahren auf. Berit Schneidereit trennt sich von ihren größten Fotogrammen. Sebastian Riemer hat ein altes, mit Schimmelpilzen bedecktes Dia mithilfe der Digitaltechnik in ein irritierendes Riesenformat verwandelt.

Unter den Malern sticht der gestandene Künstler Michael van Ofen hervor, der seit 2004 selbst Malereiprofessor in Münster ist. Er pfeift auf die große Geste, wie sie auf der jüngsten Art Cologne herrschte. Stattdessen versucht er die Quadratur des Kreises. Er malt ein figuratives Bild, das sich beinahe selbst negiert, so abstrakt erscheint es dem Betrachter.

Der junge Peter Uka ist insofern interessant, als er seine Erinnerung an die Kindheit in Westafrika im Bild anklingen lässt. Zu seinem  maskierten Tänzer im farbenfrohen Outfit erklärt er: „Wir glauben, in der Zeremonie der Maskerade und des Tanzes gelangt der Geist des Verstorbenen auf die andere Seite“, sagt er im Gespräch.

Vieles ist sehenswert. Ärgerlich nur, dass nichts zum anderen passt und dass man Informationen vergeblich sucht. Eine Ausstellung also nur für Profis. Das kann jedoch kaum die Leistung eines Professors für Öffentlichkeit sein.

Info: Burgplatz 1, bis 30. Juni, Öffnung Mittwoch bis Sonntag 12 bis 18 Uhr. Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder ab 12 Jahre 3 Euro

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