Kunst Drei große Künstler verlassen die Düsseldorfer Kunstakademie

Düsseldorf · Abschied der Professoren Didier Vermeiren, Johannes Schütz und Katharina Fritsch.

 Katharina Fritsch, Johannes Schütz und Didier Vermeiren in der Akademie nach ihrer Verabschiedung.

Katharina Fritsch, Johannes Schütz und Didier Vermeiren in der Akademie nach ihrer Verabschiedung.

Foto: Helga Meister

Mit Didier Vermeiren, Johannes Schütz und Katharina Fritsch gehen drei Säulen der Kunstakademie Düsseldorf in Pension.

Vermeiren kam 2002 ans Haus.  Der belgische Bildhauer geht seit seinen eigenen Anfängen den Fragen nach dem plastischen Körper, der Wechselwirkung von Positiv und Negativ, Oberfläche und Volumen, Gegenwart und Erinnerung nach. Vor dem jeweiligen Rundgang sah man ihn zwei Wochen lang auf- und abhängen. Er kletterte selbst auf die Leiter, um nach dem richtigen Standort zu schauen. „De Statue“, „Das Standbild“, nach dem Bildhauereitraktat von Leon Battista Alberti aus dem frühen 15. Jahrhundert, nannte er die Ausstellung der Klasse vor zwei Jahren im KIT. Damit bezog er sich schon im Titel auf die Verknüpfung von Tradition und Gegenwart. Er hinterlässt eine Lücke, denn die Prinzipien der Skulptur hat niemand so grundsätzlich untersucht wie er.

 Johannes Schütz, Bühnenbildner von internationalem Ruhm

Mit Johannes Schütz wurde 2010 einer der renommiertesten Bühnenbildner für Düsseldorf gewonnen. Er pfiff auf das Dekor und konzentrierte sich auf Räume. Er war nie nur Theoretiker, sondern stattete Theater- und Opernproduktionen zwischen Hamburg und Berlin, Kassel und Brüssel, zuletzt vermehrt in Düsseldorf aus.

Wer in seine Klasse wollte, liebte das Theater. Und Schütz sorgte in der Regel dafür, dass sein Nachwuchs am Theater unterkam. Im Vergleich zu dem eher lässigen Betrieb im künstlerischen Bereich ging es bei ihm eher streng und zielgerichtet zu. Er unterrichtete auch nicht allein. Ihm standen Fachleute für Theaterfotografie, technisches Zeichnen und Dramaturgie zur Seite. Von seinem Lehrstuhl konnte er sich dennoch nicht trennen. Er erlebte die dritte Verlängerung über die Altersgrenze hinaus und wurde im letzten Semester als Vertretungsprofessor eingestellt, bevor er Ende März aus den Diensten der Akademie scheidet.

 Katharina Fritsch, die Schöpferin des grünen Elefanten

Katharina Fritsch verlässt schon mit 62 Jahren das Haus. Als sie 1984 in Kasper Königs Ausstellung „Von hier aus“ ausstellte, war sie mit 22 Jahren die jüngste Teilnehmerin. Schon damals übten ihre scheinbar alltäglichen Objekte wie die Henkeltöpfe eine große Suggestivkraft aus. 1987 entstand ihr grüner Elefant. Lebensgroß und bis in die kleinste Hautfalte dem Original im Bonner Naturkundemuseum nachgebildet. Ein Sinnbild für Kunst, das irritiert und verzückt. Das waren noch Zeiten, als unter Julian Heynen als Leiter von K21 das Fenster ausgebaut werden musste, damit das prächtige Tier nach seinem Abstecher an der Tate Modern wieder am Kaiserplatz landen konnte. Nicht für immer. Heute steht die Leihgabe der Künstlerin nicht mehr in der Bel Etage, sondern in einer Scheune.

Die Zeiten allerdings, da man mit der ungeheuren Sammlung Ackermans in Düsseldorf punktete, sind vorüber. Nur „Mann und Maus“ wird gezeigt. „Mönch, Arzt und Dealer“ sind auch seit vielen Jahren immer noch nicht restauriert. Dabei sind alle drei Skulpturen in der Lage, kollektive Bilder zu vermitteln, wie man sie sonst nur in Mythen aus Religion, Volksglauben und Märchen kennt.

Ihre Werke zielen auf die Gefühlszustände der Betrachter. Sie handeln von visuellen Irritationen, machen die Erfahrung der Ambivalenz deutlich. Jeder versteht ihre Bilder, weil er sie kennt, und doch lösen sie ein unterschwelliges Befremden aus.

„Cock“ hieß ihr blauer Hahn, der auf dem Trafalgar Square stand. Er stand zwischen all den eitlen Generälen und Admirälen, die den Ruhm der einstigen Weltmacht erstritten haben. Die Eingeweihten aber wussten auch, dass „Cock“ nicht nur Hahn, sondern vulgärsprachlich auch „Penis“ bedeuten kann.

2014 erhielt sie den Kunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf. Für den Kauf einer Skulptur für den Außenraum konnte sich bislang niemand in der sogenannten Kunstmetropole entscheiden. Sie stellt denn auch lieber  in San Francisco, New York, Basel oder Zürich aus. Und ihre Galerie ist die van Matthew Marks in New York.

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