Berühmte Kunstaktion der 7000 Eichen wird fortgesetzt Eichen-Pflanzungen im Namen von Beuys

Düsseldorf · Witwe Eva Beuys (88) sieht gegenwärtige Pflanzaktionen mit gemischten Gefühlen. Auch im Malkastenpark soll ein neuer Baum folgen.

 Joseph Beuys beim Pflanzen einer der 7000 Eichen.

Joseph Beuys beim Pflanzen einer der 7000 Eichen.

Foto: Kunstsammlung NRW

Berühmt sind die 7000 Eichen mit den Basaltstelen von Joseph Beuys für Kassel. Nur: Sie werden immer mehr. In der Bonner Bundeskunsthalle steht seit einem Monat eine hohe, junge Beuys-Eiche im Innenhof mit einem Stein aus dem Reserve-Lager der Stadt Kassel. In Düsseldorf hat der Künstler Karl-Heinz Rummeny das Geld für die erste Beuys-Eiche im Malkastenpark schon zusammen. Hat das noch etwas mit Beuys zu tun? Und vor allem: Was sagt eigentlich Eva Beuys dazu?

Die Witwe – mit ihren mittlerweile 88 Jahren noch immer ein Fels in der Brandung, wenn es um den Mann ihres Lebens geht – bedient kaum noch das Telefon. Für uns tat sie es. Wir wollten wissen, was sie von der Vermehrung der Beuys-Eichen hält. Sie reagiert zunächst diplomatisch: „Ich finde es gut, wenn Bäume gepflanzt werden. Aber welcher Stein steht vor dem Baum? Welche Beschriftung ist es? Ich will das Bäume-Pflanzen nicht generell verhindern, aber es wird manchmal in der Welt sehr freizügig gehandhabt.“

„Bäume gehören nicht
direkt zu den 7000 Eichen“

Wir haken nach: „Wenn jetzt im Malkasten ein Baum mit Stein geplant wird, hat das noch etwas mit den 7000 Eichen von Beuys zu tun?“ Diesmal ist die Antwort glasklar: „Nein, eigentlich nicht. Das ist natürlich eine Imitation, wenn zur Eiche auch noch ein Stein kommt.“ Eva Beuys zögert einen Moment, dann fügt sie hinzu: „Beuys wollte ja, dass Bäume weiter gepflanzt werden. Aber sie gehören nicht direkt und unmittelbar zu den 7000 Eichen.“

 Die neue Eiche im Hof der Bundeskunsthalle in Bonn.

Die neue Eiche im Hof der Bundeskunsthalle in Bonn.

Foto: Bastian Geza Aschoff, 2021 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland/BASTIAN_GEZA_ASCHOFF_0172-694286

Nun ist Johanna Adam aus der Bundeskunsthalle ganz stolz auf ihre Beuys-Eiche. Sie arbeitete von 2009 bis 2013 am Fridericianum in Kassel und bekam aus dem dortigen Depot eine Ersatz-Stele. Im Gespräch freut sie sich: „Unsere Eiche bleibt, wenn die Ausstellung Beuys-Lehmbruck längst verschwunden ist. Wir haben ja keine eigene Sammlung.“ Die Kuratorin erklärt, wie sie den Baum im großen Kübel über dem Dach der Depot-Räume mit Erde bedeckt habe. Die Stele sei ein Drittel größer als das, was man sieht, denn auch sie stecke in Erde.

Die Erlaubnis holte sie sich vom Nachlass-Verwalter Thaddaeus Ropac, um die Witwe nicht unnötig zu behelligen. Hierzu Eva Beuys: „Ich hätte spontan vorgeschlagen, aus dem Siebengebirge einen Basaltstein zu holen, das gehört ja schließlich zu Bonn. Es holt sich leider schon der eine oder andere einen Stein aus der Reserve, das geht eigentlich nicht. Ich empfehle heimische Steine, schon deshalb, damit sie sich von der Gesamtskulptur 7000 Eichen absetzen. Das Projekt in Kassel ist eine Gesamtplanung, das sind keine einzelnen Bäume.“

Der Kauf der Eichen macht indes kein Problem, sie kommen allesamt aus Baumschulen. Schwieriger ist jedoch das Besorgen von Basaltstelen, denn der Steinbruch bei Kassel ist geschlossen.

Beuys’ Ideen sollen in der Gegenwart fortgeführt werden

Ob Imi­tation oder nicht, für Rummeny steht fest: „Die Beuys-Eiche kommt.“ Kämpferisch fügt er hinzu: „Man soll Beuys nicht nur ausstellen und feiern, sondern auch seine Ideen umsetzen. Er hat schon vor 40 Jahren die Umweltprobleme erkannt. Ich sehe die Baumpflanzung nicht als Teil der 7000 Eichen, sondern als Fortführung seiner Ideen in die Gegenwart. Er hat ja selbst mit dem Pflanzen nie aufgehört. Die Eiche ist ein Geschenk an Beuys und an uns alle.“ Rummeny holte sich das Plazet von Eva Beuys. „Wenn es Ihnen Freude macht, dann können Sie es machen“, soll sie gesagt haben. Woher er die Basaltstele nimmt, wisse er noch nicht.

Im März 1986, kurz nach dem Tod von Beuys, hatte der Ältestenrat in Düsseldorf grünes Licht für 65 Beuys-Eichen gegeben und den Kulturdezernenten Bernd Dieckmann zur Witwe geschickt. Vergebens. Schon damals waren die Beuys-Eichen nur für Kassel gedacht.

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