Düsseldorf Die wilden Tiere im Hetjens-Museum

Das Keramikmuseum bittet zum Streichelzoo in einem Dschungelcamp. Kinder dürfen die kostbaren Tiere sogar berühren.

Düsseldorf. Sie fletschen die Zähne, zeigen ihre Krallen und sind mit teuflischen Augenbrauen verziert. Sie benehmen sich stolz wie ein Pfau und strecken selbst als Drachen die Brust heraus. Das Tolle aber ist, dass diese wilden Kreaturen dem Hetjens-Museum gehören und endlich aus dem Depot hervorgeholt werden.

Mehr noch: Die lebensgroßen Figuren dürfen von kleinen Besuchern gestreichelt werden. Museumschefin Daniela Antonin hat dem Nachwuchs eine Art Dschungelcamp geschaffen. Jedermann kann hereinspazieren.

Düsseldorf: Die wilden Tiere im Hetjens-Museum
Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/ Ingo Lammert

Die Fabelwesen stammen ursprünglich aus dem Porzellan-Palais der Leipziger Messe und wurden in den hoffnungsvollen 1920er Jahren in Thüringen produziert, als man noch nicht ahnte, dass auf den katastrophalen Ersten Weltkrieg ein Zweiter Weltkrieg folgen würde. Porzellanfiguren galten noch immer der Image-Pflege. Und was Dresden im Grünen Gewölbe hatte, wollte man im aufstrebenden Leipzig auch haben.

Die Ursprungstiere wurden in der Meissener Manufaktur für die Porzellan-Menagerie Augusts des Starken geschaffen. Dieser fanatische Sammler hatte seine Leute sogar auf Expeditionsreise nach Afrika geschickt, um Tiger und Löwen zu fangen, im eigenen Dresdner Zoo zu verwahren und von den Künstlern abzeichnen zu lassen. Diese Umstände waren 1921 nicht mehr notwendig. Da ließen die Künstler aus den Thüringischen Manufakturen ihre Fantasie spielen.

Die Bildhauer arbeiteten in der „Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur“, die es noch heute in Thüringen gibt. Hugo Meisel und Arthur Storch waren die großen Techniker des Hauses, und sie ließen ihre Fantasie großartig spielen. So entstanden 16 grotesk anmutende Großtiere, von denen acht Exemplare in den 1980er Jahren unter dem damaligen Museumsleiter Bernd Hakenjos in die Düsseldorfer Sammlung an der Schulstraße kamen. Sie waren noch preiswert zu haben. Heute sind sie ein Vermögen wert.

Museumschefin Daniela Antonin ließ für die Ferienzeit die Figuren von einem künstlichen Blätterwald umgeben. Die Kinder dürfen jedoch in Begleitung der Museumsleute diese Art von Dschungelcamp betreten. Und sie erhalten sogar die Erlaubnis, die Tiere zu berühren.

Schon jetzt weiß der siebenjährige Hamza, wie sich so eine Löwen-Zunge anfühlt. Auch der Schwanz und die Pranken sind dann für die Bewunderung frei gegeben. Eingeladen sind nicht nur die Kinder, sondern selbstverständlich auch die Eltern.

Die Eltern werden sich eher an die beiden königlichen Drachenfiguren halten, den stolzen Kerl und den Drachen für „Schlechte Zeiten“. Letzterer scheint sich fast mit seinem eigenen Schwanz erwürgen zu wollen, während der Drachen für „Gute Zeiten“ fast zum Tanz aufwarten möchte.

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