Musik Die Tonhalle plant groß

Düsseldorf · Neuer Artist in Residence, viel Beethoven und Auftakte für beachtliche Zyklen – so soll das Düsseldorfer Konzert-Programm 2020/21 werden.

 Violinist Frank Peter Zimmermann wird Artist in Residence der Tonhalle. Hier 2017 bei einem Gastspiel mit dem New York Philharmonic Orchestra in Düsseldorf.

Violinist Frank Peter Zimmermann wird Artist in Residence der Tonhalle. Hier 2017 bei einem Gastspiel mit dem New York Philharmonic Orchestra in Düsseldorf.

Foto: Susanne Diesner

Jedes Konzert, das wegen Corona wegfallen musste, ist ein tragischer Verlust für unsere Musikkultur. Aber es ging nun mal nicht anders. Besonders schmerzlich ist es aber, wenn just außergewöhnliche Höhepunkte durch die aktuelle Krise und die noch bevorstehende Unsicherheit bedroht sind.

Die Tonhalle Düsseldorf und ihre Verantwortlichen rund um den Intendanten Michael Becker haben nun das Programm für die Saison 2020/21 vorgestellt. So wie es eigentlich idealerweise stattfinden sollte. Als ein optimistisches Aufbäumen gegen das Schicksal, wohl wissend, dass es vielleicht doch Kompromisse geben müssen wird. Aber gerade bei dem aktuellen Plan für die kommende Saison würden Einschränkungen sehr schmerzen. Denn das Programm ist glanzvoll geprägt vor allem auch durch das Beethovenjahr, durch einen neuen Artist in Residence und durch den mit frischem Elan verlängerten Vertrag des Chefdirigenten Ádám Fischer, gewürzt mit wahrhaften musikalischen Höhepunkten und besonderen Gästen.

Das geplante Programm verspricht große Höhepunkte

Es wäre eine Schande, wenn just diese Saison, die so viel für unser Düsseldorfer Publikum verspricht, nicht durchführbar wäre. Erste Einschränkungen kommunizierte die Tonhalle: Man entwickelt mit den Behörden verschiedene Szenarien, abhängig davon „wie viele Musikerinnen und Musiker auf der Bühne sitzen dürfen und wie viel Publikum in den Saal eingelassen werden darf.“ Zumindest zu Beginn der Saison 2020/21 sei aber damit zu rechnen, dass nur Abonnenten zu den Live-Konzerten kommen können werden, heißt es weiter.

Doch was sind nun diese großen so beachtlichen programmatischen Ankündigungen, um deren Verwirklichung wir kämpfen sollten?

Zunächst Beethoven. Das Beethoven-Jahr ist noch bei weitem nicht zu Ende. Die Düsseldorfer Symphoniker und Fischer starten einen beachtlichen Schubert-Beethoven Zyklus, bei dem sämtliche Sinfonien der beiden gegenläufig erklingen werden. Auftakt macht das Sternzeichen im September mit der Ersten von Schubert und Beethovens Neunter. Dessen „Prometheus“ wird im Dezember in einer ganz besonderen medialen Version mit Solisten des Balletts am Rhein unter Alexandre Blochs Leitung ein sehr außergewöhnliches Sternzeichen sein. Sämtliche Violinsonaten Beethovens spielt Frank Peter Zimmermann mit Martin Helmchen. Zimmermann wird erster Artist in Residence der Tonhalle und tritt mehrfach in Erscheinung. Etwa beim Sternzeichen im Mai 2021 mit Schumanns Violinkonzert (mit Dmitry Liss) im Rahmen des Schumann-Festes, bei dem auch Schumanns Oper „Genoveva“ erklingen wird. Übrigens erneut gepaart mit dem Neue Musik-Fest „Schönes Wochenende“. Bleiben wir bei Beethoven mit „Fidelio 44“ einem Herzensprojekt von Fischer. Collagiert mit historischen Bild- und Tondokumenten, gestalten Fischer und seine Musiker eine Hommage an die symbolträchtige Aufführung von Beethovens „Fidelio“ des NBC Symphony Orchestra unter Arturo Toscanini im Dezember 1944, mit der Aufführung des zweiten Akts der Oper.

In dieser Reihe der Sternstunden begegnen uns zudem noch das Persimfans-Orchester Moskau und das Menschenrechtskonzert im März mit Mozarts Requiem. Bei den Sinfoniekonzerten, also den Sternzeichen, erwartet die Düsseldorfer Grandioses wie mit Zimmermann Bergs Violinkonzert, Kit Armstrong und Alpesh Chauhan im Oktober mit Liszt und Schostakowitsch oder auch der prominente immer irgendwie jung wirkende Altmeister und Taktstock-Zauberer Christoph Eschenbach als Gast im November. Hugh Wolff gastiert am Pult im Januar, Bloch im März. Katia und Marielle Labèque spielen die deutsche Erstaufführung von Nico Muhly „Neues Werk für zwei Klaviere und Orchester“.

Fischer startet seinen Dvořák-Zyklus mit der „Achten“ und paart klugerweise Brahms mit Bartók und Kodaly (3. Sinfonie, „Zwei Bilder“ und „Psalmus Hungaricus“). Bruckners große 8. Sinfonie spielen die Düsys nun im April 2021 unter Asher Fischs Leitung. Und die Saison der Sternzeichen beschließt mit GMD Kober.

Kammermusikalisch dürfen wir uns auf große Namen wie Ray Chen und Made in Berlin freuen oder Wang, Capuçon und Andreas Ottensamer. Auch Ehring geht wieder ins Konzert. Und spaßig wird es auch mit der neuen Reihe „Stars `n` Freeks“ von und mit Igudesman und Joo. Natürlich gibt es auch wieder einiges von dem Avantgarde-Ensemble Notabu, beispielsweise in der Supernova mit Georg-Friedrich Haas „In vain für 24 Instrumentalisten“ und eine Uraufführung von Bojan Vuletiç.

Aktuelle Informationen gibt es unter tonhalle.de.

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