Die Streicher: Sanftes Streicheln bis energisches Zupfen

Sie bilden die größte Gruppe des Orchesters und sitzen ganz vorne auf dem Podium: die Streicher der Symphoniker.

Sie spielen zwar nicht alle die Erste Geige, befinden sich aber größtenteils ganz weit vorne auf dem Podium: die Streicher eines Orchesters. Sie gehören sämtlich zur Gattung der Geigen, angefangen von der 1. Violine bis zum Kontrabass. Da die Düsseldorfer Symphoniker seit einigen Jahren wieder gemäß der deutschen und nicht der amerikanischen Sitzordnung platziert sind, sitzen die Violinisten nun nicht nur links, sondern auch rechts vom Dirigierpult. Früher saßen dort die Celli. Im Orchestergraben des Opernhauses haben die Streicher weit weniger glamouröse Auftritte. Kein Wunder, dass die Mehrheit von ihnen lieber Brahms in der Tonhalle als Wagner im Opernhaus spielt. Die Geigen können eine Vielzahl verschiedener Klänge produzieren - vom sanften Streicheln bis zum energischen Zupfen.

Die Violinen bilden die größte Streichergruppe und musizieren fast immer chorisch. Das birgt Tücken, denn oft müssen alle Unisono spielen und wie ein einziges Instrument klingen. Musizieren die Streicher nicht vollkommen synchron, kommt es zu hässlich klingenden Ausfransungen. "Das chorische Spielen braucht die Impulse der vordersten Pulte", sagt Konzertmeister Jens Langeheine, der als Erster Geiger seit Jahren daran gewöhnt ist, diese Impulse zu geben. Er kann zwar nicht sehen, was hinter ihm geschieht, doch wichtiger ist es, dass die hinteren Pulte ihn im Auge haben. "Die Spieler in der letzten Reihe haben Kontakt zum Ersten Pult", erklärt Langeheine. Und wenn es mal wackelt, müsse er die musikalischen Pulsschläge noch weiter verstärken, damit alles wieder in den richtigen Takt kommt. "Wir müssen Unsicherheiten ausgleichen, weil sonst alles auseinanderfliegt."

Margaret Sbarcea-Ferrett, Mitglied der 2. Violinen, betätigt das: "Man hört die Impulse, und wir achten auch alle aufeinander. Wir sind wie durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden." Ziemlich weit weg von den 1. Violinen, am anderen Ende des Orchesters, sitzen die dunkelsten Geigen, die Kontrabässe. "Zusammen mit der Tuba spielen wir die tiefsten Töne und bilden das klangliche Fundament", sagt Kontrabassist Gottfried Engels. "Wir haben fast immer etwas zu tun und können uns über Arbeitsmangel nicht beklagen." Denn überall, wo eine Melodie auftauche, hätten die Kontrabässe die harmonische Basis bestimmende Gegenlinien zu spielen. Exponierte Stellen für die Bässe gebe es in der Musik wenig. Ausnahmen: das Rezitativ in Beethovens Neunter, wo Celli und Bässe herausgehoben werden, und der 4. Akt von Verdis "Othello". Der nächste Teil der WZ-Serie beschäftigt sich mit den Holzbläsern.

Sitzpositionen Der Streicherapparat ist wie ein aufgeteilter halber Rodonkuchen um das Dirigentenpult angeordnet. Links befinden sich die 1. Violinen, daneben die 2. Violinen, dann kommen die Bratschen, gefolgt von den Celli und Bässen, die hintereinander sitzen. Den Abschluss auf der rechten Seite des Dirigenten machen in der deutschen Sitzordnung wieder die Violinen.

Bratscher, deren Instrumente einen größeren Corpus besitzen als Geigen, sind für ihre Trägheit verschrien. Und so stolziert ein Bratscher zu seinem Dirigenten und sagt: "Ich habe gestern den ganzen Tag 16tel-Noten geübt." "Fleißig, fleißig", meint der Dirigent. Darauf der Bratscher: "Soll ich Ihnen mal eine vorspielen?"

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