Tonhallen-Playlist Die passenden Hör-Empfehlungen zur kommenden Tonhallen-Saison

Düsseldorf · Teil 1 Die ersten fünf Teile unserer „Tonhallen-Playlist“ mit CD-Tipps zu den Sternzeichen-Konzerten.

 Nikolaus Harnoncourt – hier 2012 – reiht sich auch in unsere Empfehlungen. Mit seiner Einspielung der Schumann-Symphonien ließ er aufhorchen.

Nikolaus Harnoncourt – hier 2012 – reiht sich auch in unsere Empfehlungen. Mit seiner Einspielung der Schumann-Symphonien ließ er aufhorchen.

Foto: picture alliance / dpa/Barbara Gindl

Sich im Sommer schon mal auf die Tonhallen-Saison einstimmen? Wir haben Empfehlungen zu den Sternzeichen-Konzerten zusammengestellt, mit denen Sie nicht nur kunstmusikalisch gut durch den Sommer kommen, sondern sich auch auf die kommenden Symphoniekonzerte in der Tonhalle vorbereiten können. Im ersten Teil unserer „Tonhallen-Playlist“ geben wir – natürlich ganz subjektive – Tipps, von Bartók über Schumann, Schubert bis Rachmaninow.

Richard Strauss (13., 15. und 16. September) Beim ersten Sternzeichen der Saison dirigiert Antonino Fogliani die Düsseldorfer Symphoniker mit einem fast reinen Richard-Strauss-Programm. Für die Einstimmung auf das Konzert haben wir uns zwei Werke herausgepickt. „Vier letzte Lieder“, die in Düsseldorf von Manuela Uhl gesungen werden, und die Suite aus „Der Rosenkavalier“. Für erstere empfehlen wir eine Aufnahme aus dem Jahr 1953, die wirklich als legendär gelten kann. Die große Strauss-Sängerin Lisa Della Casa unter der zu dieser Musik so trefflich harmonierenden Leitung von Karl Böhm – er kannte Strauss übrigens persönlich. (Decca, 2000, Katalog-Nr: 000289 467 1182 8). Für „Der Rosenkalavier“, wenngleich im Konzert „nur“ die Suite zu hören sein wird, ist die Live-Aufnahme aus 1973 mit dem begnadeten Carlos Kleiber ein Muss. Eine Sternstunde aus der Bayerischen Staatsoper, mit untrüglicher Energie und unbändigem Esprit. (Orfeo, 2008, C 581 083 D).

Schumann 2 (4., 6. und 7. Oktober) Robert Schumanns 2. Sinfonie ist zweifelsohne eine tiefgehende Seelenschau des immer wieder von Depressionen und Höhenflügen getriebenen Komponisten. Und dabei ist sie ein wunderbares Stück hoch-komplex gefügter Symphonik. In Düsseldorf wird das Werk unter der Leitung von David Reiland erklingen. Gepaart mit Zemlinskys 13. Psalm op. 24 und Dvořáks Serenade d-Moll op. 44. Für den Zemlinsky empfehlen wir die Einspielung aus dem Zemlinsky-Zyklus des Gürzenich Orchesters mit dem Chor des Musikvereins Düsseldorf unter James Conlon (EMI Classics, 1998, 7243 5 56783 2 4). Bei Schumann fällt die Wahl angesichts der unzähligen hervorragenden Aufnahmen schwerer. Von den guten Einspielungen hat nahezu jede auf eine bestimmte Weise einen Vorzug. Hier stimmt das Tempo, dort die Balance, hier der Geist dort die Werktreue und bei anderen schließlich die Energie oder Lyrik. Nun, wir empfehlen frei heraus den „guten alten“ Harnoncourt mit dem Chamber Orchestra of Europe. Die Gesamteinspielung – und an diesem Klang ist indes nun wirklich nichts „alt“. (Warner/Teldec, 1993/95, 2564 69928-5)

Fischer/Herzog Blaubarts Burg (15., 17. und 18. November) Dass Ádám Fischer ein Freund von konzertanten Aufführungen ihm besonders am Herzen liegender Opern ist, konnte man schon jüngst bei dem Don-Giovanni-Gastspiel der Staatsoper Wien erleben. Welch ein musikalisches Fest! Nun holt er Bartóks einzige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ op. 11 in die Tonhalle. Singen werden Miklós Sebestyén und Dorottya Láng. Diese tiefenpsychologische Parabel verzaubert durch ihre fest in pannonischer Klangsprache verankerte ästhetische Mischung. Düster, ja – aber voller farbiger Klangbilder. Als Einstimmung empfehlen wir hierzu die (vor allem auf Vinyl) fast schon als Mythos gehandelte Aufnahme mit János Ferencsik – dem großen ungarischen Dirigenten – mit Bariton György Melis und Sopran Katalin Kasza aus 1971, erschienen bei Hungaroton. (Hungaroton, 1997, HCD 11486). Wie alle anderen Aufnahmen gibt es diese aber auch beispielsweise auf Spotify zum Streamen. Weitere Aufnahmen – bei Wunsch auf Deutsch – finden sich natürlich auch. Etwa mit Ferenc Fricsay.

Rachmaninow und Gershwin (13., 15. und 16. Dezember) Der Pianist Kirill Gerstein spielt mit den Düsys unter der Leitung von Jesko Sirvend Gershwins „Rhapsody in Blue“ und Rachmaninows „Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43“. Symphonisch wird es bei diesem Sternzeichen mit Sibelius´ Symphonie Nr. 5 Es-Dur op. 82. Zu Gershwin und Sibelius finden sich sehr gute Einspielungen wie Sand am mehr. Bei letzterem wieso nicht mal zu Karajan greifen? Aber hier möchten wir gerne das „mittlere Kind“, zumindest programmatisch, in die erste Reihe bitten: Rachmaninows op. 43. Zum Glück lebte der Komponist zu einer Zeit, als es schon recht tüchtige Aufnahmegeräte gab – die Chance, Werke vom Meister selbst gespielt zu hören, gibt es leider bei vielen Komponisten nicht. Wenngleich manche streiten mögen, ob Komponisten immer die besseren Interpreten ihres Werkes sind. Bei Rachmaninow sind seine Einspielungen seiner Klavierwerke indes immer wieder staunenswerte Zeugnisse eines begnadeten Pianisten und Komponisten. Unsere Empfehlung eine Aufnahme aus 1934: Erhältlich als Kompilation (gemeinsam mit dem ersten und vierten Klavierkonzert) bei Naxos Historical. Eugene Ormandy dirigiert The Philadelphia Orchestra (bei den Klavierkonzerten ist es Stokowski). (Naxos Historical, 1999, 8.110602)

Schubert Unvollendete/Schostakowitsch (10., 12. und 13. Januar 2020)  Dirigentin Joana Mallwitz leitet in diesem Konzert die Düsys durch ein überaus reizvolles Programm bestehend aus dem zweiten Konzert für Violine und Orchester von Schostakowitsch, gespielt von Vadim Gluzman, umrahmt von Schuberts Sinfonie h-moll D759 „Unvollendete“ und Ravels Ballettsuite Nr. 2 zu „Daphnis et Chloé“. Bei der „Unvollendeten“ verhält es sich wohl in vielen Fällen so. Ein jeder „Klassik“-Freund mag seine Lieblingsaufnahme haben. Vielleicht nicht selten diejenige, die man sich irgendwann mal in den guten alten Zeiten auf Empfehlung eines kompetenten Platten-Verkäufers gekauft und als junger Mensch hoch und runter gehört hat. So oder so: gerade bei Schubert gibt es bei Interpretationen Tönungen, die sich derart in das Gehirn einbrennen, dass man vielleicht andere gleichwertige Einspielungen mit einer etwas anderen Färbung nicht erträgt, ja schlicht ungenießbar findet; Gewöhnung! Der Autor dieser Zeilen muss zugeben, dass er bei just der „Unvollendeten“ solche Erfahrungen mit der in 1978 aufgenommenen Einspielung mit Carlos Kleiber und den Wiener Philharmonikern gemacht hat. Aber bitte – derart fein gezogene Bögen und purste Eleganz, sensibel und kraftvoll zugleich, wer verliebte sich nicht in diese Aufnahme, sei sie auch nicht derart „historisch aufgeklärt“ wie heute bisweilen Pflicht zu sein scheint. (Deutsche Grammophon, als Remaster erschienen 1997, 449 745-2). Bei Schostakowitsch möchten wir aber auch noch einen Tipp loswerden. Suchen Sie nach Dawid Oistrach unter Kirill Kondraschin (1968).

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