Die junge Kunstszene mag es heute lieber leise

Stipendiaten präsentieren ihre Werke und überzeugen durch Medienvielfalt.

Düsseldorf. Wer die junge Düsseldorfer Kunstszene in einem konzentrierten Überblick sehen will, sollte sich noch in dieser Woche in den Kunstverein am Grabbeplatz begeben. 24 junge Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler aus verschiedenen Klassen der Kunstakademie geben sich dort ein Stelldichein. Aus dem Überblick lässt sich die ungeheure Vielfalt der Medien ablesen, die heute benutzt werden — vom Ton übers Foto zur Skulptur.

Diese jungen Künstler sind oft völlig unpolitisch. Im Gegensatz zu Joseph Beuys wollen sie nicht mehr die Welt verändern oder verbessern. Die Reflexion steht im Vordergrund, die Gegenwart wird abstrahiert. Die Nachfolger von Stars wie Lüpertz oder Gursky zeichnen sich aber nicht durch Allüren, sondern höchstens durch einen leisen Humor aus. Auch deswegen ist die Schau ein Glücksfall.

Zum 175. Jubiläum ihrer Firma de Haen-Carstanjen & Söhne stiftete die Familie des Inhabers Theo Siegert 2003 Atelierstipendien. Alle zwei Jahre erhalten seitdem vier bis sechs junge Düsseldorfer Künstler große Arbeitsräume in Reisholz. Zum zehnjährigen Jubiläum zeigen 24 Auserwählte ihre Werke und titulieren sich dabei selbst als „Wanderer, Wilderer & Dilettanten“.

Seb Koberstädt etwa wirft mit lässiger Geste ein Selbstporträt auf den Boden, so dass es der Besucher von oben herab anschauen muss. Die traditionelle Hängefläche an der Wand scheint dem Künstler suspekt zu sein. Bildhauer Manuel Graf kombiniert alltägliche, nützliche Objekte wie ein Display zur Verkaufsförderung oder kindgerechte Möbelstücke mit Gefäßen, die an Opfergaben im Totenkult erinnern. Felicitas Rohden zeigt einen silbernen Turm frei nach einem Himmelsteleskop. Unter der halbdurchlässigen Spiegelfolie entdeckt man Fotos ferner Galaxien.

Theo Siegert, Geldgeber der Schau und der Stipendien, blieb bei der Vernissage ganz im Hintergrund. Er gibt sich ungern als Gönner. Dabei stammt er aus einer Familie, die sogar einen Düsseldorfer Akademieprofessor in ihrer Ahnenreihe hat und deren Vorfahren einst im heutigen Heinrich-Heine-Institut auf der Bilker Straße 12-14 ihren Handel trieben. Mathilde, die Tochter des Firmengründers heiratete den Düsseldorfer Maler Friedrich August Siegert, einen Schüler des berühmten Künstlers Wilhelm von Schadow.

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