„Die große Stille“: Von Düsseldorf in die Welt

Eine Studie der Filmstiftung NRW beleuchtet den Erfolg von Philip Grönings Doku.

Düsseldorf. Ein fast dreistündiger Dokumentarfilm, in dem nahezu kein Wort gesprochen wird, das klingt eher nach Strafe als nach Kinogenuss. Doch der Düsseldorfer Regisseur Philip Gröning hat mit seinem Film "Die große Stille" über das Leben der Mönche des französischen Klosters Grande Chartreuse die Zuschauer weltweit begeistert und einen Riesenerfolg gelandet.

Er bescherte ihm neben dem Europäischen Filmpreis 2006 Preise bei den renommierten Film-Festivals in Sundance, Venedig, Rotterdam und Toronto. Als Höhepunkt erhielt Gröning sogar eine Einladung zur Audienz bei Papst Benedikt. Über eine Million Zuschauer haben den Film inzwischen gesehen, davon allein 200 000 in Deutschland.

Wie ist so etwas gegen alle Gesetze des Kinomarktes möglich? Die Filmstiftung NRW, die den Film mit über 100 000 Euro förderte, hat der Kölner Autorin Susanne Grüneklee den Auftrag erteilt, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen.

Dabei heraus gekommen ist eine 80-seitige Studie, die laut Grüneklee vor allem eines deutlich macht "Es ist die Person Philip Grönings, die diesen Erfolg möglich gemacht hat. Er hat von Beginn an hundertprozentig an diesen Film geglaubt und sich einzig und allein seinem Sujet untergeordnet. Es gab für ihn bei der Produktion keine Zugeständnisse an einen imaginären Publikumsgeschmack."

Der 1959 in Düsseldorf geborene Philip Gröning hat die Idee zu diesem Film über das Schweigen hinter Klostermauern schon 1984, kurz nach seinem Abschluss an der Filmhochschule München. Das Exposé liegt daraufhin allerdings 16 Jahre in der Schublade, da keines der angefragten Klöster dem Filmemacher eine Drehgenehmigung erteilen will.

Ende 1999 erreicht Gröning dann völlig unerwartet der Anruf des Klosters Grande Chartreuse mit einer Zusage. Die Auflagen der Mönche jedoch sind hart: nur 100 Tage Drehzeit, kein künstliches Licht, kein Team, keine Musik, kein Off-Kommentar, keine Interviews.

Gröning nimmt die Herausforderung an und geht mit der Produktion auch auf eine Reise zu sich selbst. Das wird ihm vor allem nach Abschluss der Dreharbeiten klar, als er über zweieinhalb Jahre mit dem Schnitt des Films ringt. "Der Film, der ja keine Story erzählte, entwickelte ein Eigenleben und bestimmte selber, wo er hinwollte. Der Film wurde selber Kloster und erzählte Kloster nicht bloß."

Seine Radikalität, den Film genauso zu erzählen, wie er es verlangt, wird tatsächlich vom Publikum belohnt. Der fast meditative Film trifft ein aktuelles Lebensgefühl vieler Menschen auf der Suche nach Spiritualität. Grönings neuer Film wird ganz anders: Zurzeit dreht er einen Spielfilm über die Familie eines Polizisten.

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