Dokumentation Die grausamen Deportationen aus Düsseldorf

Ein neues und detailreiches Buch beleuchtet, wie die Juden-Deportationen der NS-Zeit abliefen.

Dokumentation: Die grausamen Deportationen aus Düsseldorf
Foto: M-u.-G.-Stätte

Düsseldorf. Düsseldorf war in der Nazi-Zeit Ausgangsort zahlreicher Deportationen. Tausende Menschen wurden von hier in Konzentrationslager, Ghettos und Zuchthäuser verschleppt. Bastian Fleermann und Hildegard Jakobs von der Mahn- und Gedenkstätte widmen sich dem Thema im Rahmen eines neuen Bands der „Kleinen Schriftenreihe“, der jetzt erschienen ist.

„Viele haben nur ein grausames SS-Monster vor Augen. Doch an den Deportationen waren vor allem zahlreiche Bürokraten beteiligt“, betont Bastian Fleermann bei der Buchvorstellung. Einwohnermeldeämter, Finanzämter, Stadtverwaltung, und andere Dienststellen bereiten die logistisch aufwendigen Transporte mit der Gestapo vor. Eine Doppelseite zeigt die Passfotos von 15 damals Verantwortlichen. „Uns war wichtig, ihre Gesichter zu zeigen. Welche Bereiche verstrickt waren“, erklärt Hildegard Jacobs.

Zwei Berichte von Düsseldorfer Polizisten aus dem Jahre 1941, die den Transport von jeweils rund 1000 Juden in die Ghettos nach Minsk und Riga begleiteten, geben einen zugleich grausamen wie eindrucksvollen Einblick in das Vorgehen der Beamten. Bastian Fleermann betont, dass die Transporte keine Nacht-und-Nebel-Aktionen waren. Aussagen von Zeitzeugen, die in der Nähe der Marktviehhalle an der Rather Straße lebten, wo sich die zu deportierenden Menschen aus Düsseldorf und Umgebung einfinden mussten, deuten ebenfalls darauf hin, dass die schrecklichen Vorgänge nicht unbeachtet blieben.

Aber auch das Schicksal der vielen Opfer aus Düsseldorf wird beleuchtet. Frieda Lindemeyer wird mit ihrem Mann Georg 1941 nach Minsk deportiert und später ermordet. „Nach schweren innerlichen Kämpfen habe ich mich entschlossen, Vati nicht allein zu lassen“, schreibt sie am Abend vor der Deportation in einem Abschiedsbrief an ihre drei Kinder, die rechtzeitig emigrieren konnten. Der Brief ist im Band abgedruckt. „Wir wollten nicht nur Fakten zusammentragen, sondern Menschen und ihre Geschichten erzählen“, sagt Hildegard Jakobs. Das ist den Autoren eindrucksvoll gelungen.

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