Die Geburt — Eintrittskarte in das richtige Leben

Esther Schweins hat das Kinderkriegen zur Bühnenshow gemacht und der Erfolgsstory „Caveman“ eine Fortsetzung beschert

Düsseldorf. Mit der Solo-Comedy „Caveman“ hat die Schauspielerin und Regisseurin Esther Schweins vor zehn Jahren ein Kultstück auf die Bühne gebracht. In „Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa“ wird aus dem Höhlenmenschen ein begeisterter Vater, der für Mütter nicht immer ganz leicht zu ertragen ist. Eine Vielzahl an Sequenzen hat einen Bezug zu Biografie und Erfahrungen von Esther Schweins selbst. Ende Januar kommt das Stück ins Capitol-Theater.

Frau Schweins, wer war bei der Geburt aufgeregter, Sie oder Ihr Mann?

Esther Schweins: Wir hatten beide keine Zeit, aufgeregt zu sein. Zuerst waren wir sehr gelassen und dann war alles sehr eilig. Aufregung konnten wir uns da nicht erlauben.

Ist es für Mütter ein Segen oder ein Fluch, dass sich die Männer heute mehr für die Geburt ihrer Kinder interessieren?

Schweins: Das muss jede Mutter für sich selbst entscheiden. Mein Mann wäre während der Geburt lieber in der Bar gegenüber gewesen oder hätte auf dem Flur gewartet. Aber die Umstände waren so, dass er schließlich keine Wahl hatte und bei der Geburt dabei war.

Was hat dazu geführt, dass Männer sich heute mehr für Geburt und Kinder interessieren und sogar bei den Atemübungen mitmachen?

Schweins: Wir leben im Zeitalter der Empathie für das Kinderkriegen. Und solange die Männer sich freiwillig engagieren, ist das absolut in Ordnung. Das ist ein wichtiges Erlebnis. Warum soll die Frau die Erfahrung ihres Lebens alleine machen und der Mann muss draußen bleiben. Die Geburt ist die Eintrittskarte in das richtige Leben und eine Grenzerfahrung.

Was ist an werdenden Vätern so witzig, dass man über sie ein abendfüllendes Bühnenstück machen kann?

Schweins: Es ist die Ohnmacht der Männer, die bei der Geburt absolut nichts tun können, aber trotzdem mitmachen, weil man es ihnen im Geburtsvorbereitungskurs beigebracht hat. Da kommen dann so Sätze wie „Schatz, du machst das prima. Du musst den Schmerz wegatmen.“

Was haben Sie bei ihrem Ein-Mann-Stück „Hi Dad“ im Vergleich zur amerikanischen Originalvorlage verändert?

Schweins: Im Ursprung war das Stand-Up-Comedy. Bei uns ist das alles weniger textlastig und mehr nach Themen strukturiert. Wir spielen häufig Szenen aus, die sonst nur angedeutet wurden. Die Leute haben so bei uns mehr Zeit zum Lachen. Die Figuren, die Felix Theissen darstellt, reichen von der Eizelle über den Fötus bis zum Vater. Natürlich ist er auch Gynäkologe und Hebamme.

Thematisieren Sie auch persönliche Erfahrungen, etwa die Geburt Ihres Sohnes?

Schweins: Da sind zum Beispiel die Übersprungshandlungen der Männer, wenn es wirklich ernst wird. Im Stück backt der werdende Vater plötzlich Waffeln statt den Arzt zu rufen. Bei mir ist mein Mann ins Bad verschwunden und hat sich die Fingernägel geschnitten, während ich mit dem Koffer dastand und los wollte. Natürlich haben wir vor dem Krankenhaus auch keinen Parkplatz gefunden.

Haben Sie nach dem Erfolg von „Caveman“ so etwas wie Erfolgsdruck gespürt?

Schweins: Nein, definitiv nicht. „Hi Dad“ war einfach ein klasse Stoff, mit dem man Menschen eine Freude machen kann. Erfolg ist außerdem nicht planbar, daher sollte man sich deswegen keinen Stress machen.

Worin liegt für Sie der Reiz des Ein-Mann-Stücks?

Schweins: Das ist eine Geschichte, bei der man ohne großen Aufwand viel erreichen kann. Man kann mit kleinem Gepäck viele Städte bespielen und den Menschen zu ihrem Vergnügen verhelfen.

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