Musik Die Düsseldorf Düsterboys meiden unsere Stadt

Düsseldorf · Trotz neuer Tour bleibt Düsseldorf ein weißer Fleck auf der Tourneekarte der Nerd-Helden (aus dem Ruhrpott).

 Die Düsseldorf Düsterboys sind die Spitze des Nerd-Eisbergs.

Die Düsseldorf Düsterboys sind die Spitze des Nerd-Eisbergs.

Foto: The Düsseldorf Düsterboys

„Komm, wir fahr´n irgendwo hin, irgendwo hin, will nicht länger sein wo ich grad bin“ sinnierten die beiden  Ruhrpottler Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti auf ihrer ersten Single „Teneriffa“ anno 2016. Aber in die NRW-Landeshauptstadt wollten sie anscheinend noch nie. Und dass bei ihrem tollen Namen: The Düsseldorf Düsterboys. Die beiden Schulfreunde, inzwischen 27-jährige Studenten, wurden in Essen geboren, es zieht sie aber immer öfters nach Berlin. Der Bandname ist ihnen der Sage nach im Traume erschienen. Als zwei Drittel der Gruppe International Music lieferten sie im vergangenen Jahr ein mit Preisen und Kritikerlob überhäuftes Debütalbum namens „Die besten Jahre“ ab. Doch nun sind Peter und Pedro mal wieder die Düsseldorf Düsterboys. Mit Schlagzeuger und Keyboarder zum Quartett verstärkt veröffentlichten sie gerade ihren ersten Longplayer „Nenn mich Musik“ (Staatsakt/Bertus). 16 aus der Zeit gefallene und als alte Folklore verkleidete melancholische Chansons enthält er. Während das Cover vom 82-jährigen Illustrator Hans-Joachim Behrendt aufwändig gestaltet wurde, klingen ihre äußerst kargen Kompositionen wie vertontes Valium, das manchmal von einer Prise Holzbläser-Folk oder Wandergitarren-Psychedelik angereichert wird. Fachleute fühlen sich dabei an Tocotronic oder Element of Crime in jungen Jahren erinnert, andere assoziieren Hannes Wader, Rio Reiser oder leiernde Kassettenrecorder. Ihre Lieder verfügen über eine schwer fassbare Stimmung zwischen Geborgenheit, Wehmut und Resignation. Ein Soundtrack für den Hangover in der WG-Küche. „Wir machen Musik für die Party nach der Party“ behaupten die hüftsteifen Minimalisten mit Mut zum Schnauzbart und Overcut. Ihre lakonische Lyrik mit treffenden Beschreibungen von Banalitäten schwankt zwischen Poesie und Plattitüde: „Oh, Mama, halt mich aus / halt mich aus dem trouble raus / denn ich habe ein Gefühl / es bringt nicht viel“ („Oh, Mama“). „Nenn es Musik“ ist die aktuelle Spitze des Nerd-Eisbergs. Im November bespielen die Jungs 25 Städte in Deutschland und der Schweiz. Leider ohne Konzert in der namensgebenden Stadt. Wollen wir hoffen, dass sich künftig auch mal ein heimischer Veranstalter der schrägen Vier annimmt. Bis dahin muss man als Düsseldorfer zu Konzerten nach Krefeld, Köln, Wuppertal oder Oberhausen reisen.

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