„Die Deutschen jammern gar nicht so viel“

Düsseldorf: Tina Teubner kommt am liebsten gleich zur Sache. In ihrem neuen Programm sagt sie, wie es zu Hause rund laufen kann.

Frau Teubner, wer tröstet eigentlich Ihren Mann?

Tina Teubner: Das muss niemand tun. Ich bin nicht wirklich böse — aber ich bin der Satire verpflichtet. Ich liebe meinen Mann und sage das. Sogar auf der Bühne. Ich habe es nur nicht immer auf dem Schirm. Das Männer-Frauen-Geplänkel ist mir egal. Mich interessiert etwas anderes: Wie kann es gelingen, dass etwas, das schön angefangen hat, auch schön bleibt? Das ist mein Lebensthema.

Ihr neues Programm „Männer brauchen Grenzen“ ist also zugleich eine Therapiestunde?

Teubner: Ich habe den Impuls, Leuten zu sagen, wie es rund laufen kann zu Hause - in meinem neuen Programm sogar mehr als sonst. Ich bin dieses Mal vehementer. Allerdings ist Therapie für einen Kabarettabend ein schlimmes Wort. Dabei habe ich privat gar nichts dagegen. Wenn jeder Politiker vor seinem Amtsantritt stramm durchtherapiert würde, wäre er für uns weniger gefährlich.

Reizt Sie das politische Kabarett womöglich doch noch?

Teubner: Ich bin kein unpolitischer Mensch. Jedoch muss mich ein Thema so jucken, dass ich Lust habe, es ins Groteske zu übersteigern. Die deutsche Tagespolitik tut das nicht. Was soll ich über ein Duell wie das jüngste machen? Mich haben immer schon die Menschen von innen interessiert. Wenn ich mit Leuten zusammensitze, bin ich sehr schnell beim Wesentlichen. Ich kann nicht anders.

Das hätten Sie professionalisieren können. Ihr Studium zur Musiktherapeutin haben Sie jedoch abgebrochen.

Teubner: Mein Alternativberuf wäre Psychoanalytikerin gewesen. Ehrlich. Aber ich habe mir den naturwissenschaftlichen Part nicht zugetraut. Also entschloss ich mich zu Musiktherapie, das sich aber leider als Laberfach entpuppte. Der Ton damals war ungefähr dieser: „Wie fühlst du doch so?“

Sind Sie es nicht manchmal leid, zwischenmenschliche Beziehungen kabarettistisch zu verarbeiteten?

Teubner: Ich erfinde ja doch immer wieder etwas Neues und wage zu behaupten, dass ich am Ende schöne Texte verfasse und wichtige Aussagen auf den Punkt hinbekomme. Solange noch jede zweite Beziehung in Deutschland scheitert, kann man getrost den entscheidenden Fragen nachgehen: Welche Erwartungen habe ich an das individuelle Glück?, zum Beispiel. Es ist eine komische Stimmung in Deutschland. Angeblich jammern die Deutschen viel, auch wieder so ein Grundthema im Kabarett. Aber das stimmt gar nicht. Wann trifft man schon mal jemanden, der ehrlich sagt: Ich bin traurig oder Ich habe Angst, dass mein Mann fremdgeht.

Tina Teubner, Kabarettistin und Chansonette

Das klingt recht betrübt.

Teubner: Ich habe melancholische Ansätze, aber auch sehr viel Humor. Das Leben hat beides. Man sollte es so nehmen wie ein gutes Theaterstück, eine solche Haltung schafft eine gesunde Distanz. Bei allem, was ich erlebt habe — das gilt auch für die traurige Geschichten —, gab es immer auch komische Momente. Es gibt immer eine Kehrseite, das ist übrigens das große Pfund meines Genres.

Wenn Sie Ihren Humor einer Musik zuordnen würden, welches Stück kommt in Frage?

Teubner: Vielleicht Nino Rotas Musik aus den Fellini-Filmen, diese Zirkusmusik. Oder Schubert. Dessen Musik in Sekundenschnelle aus großer Heiterkeit ins Bodenlose abstürzt.

Haben Sie schon mal überlegt, ein Buch über die vielen Beziehungskisten zu schreiben?

Teubner: Ich habe tatsächlich gerade einen Erziehungsratgeber für Männer geschrieben, angelehnt an mein neues Programm. Ein Verlag hatte mich angefragt. Ein Drittel der Bühnenfassung habe ich um-, zwei Drittel neu verfasst. Es erscheint im Januar.

Entstehen Ihre Bühnentexte im Geheimen?

Teubner: Nein, sobald ich vier Zeilen habe, lese ich sie zu Hause meinem Mann vor. Ich finde es schön, etwas Unfertiges vorzutragen.

Die Uraufführung Ihres neues Stücks ist am 11. September im Kom(m)ödchen zu sehen. Dort sind Sie häufiger Gast.

Teubner: Es ist meine fünfte Uraufführung im Kom(m)ödchen. Das Haus hat mit 200 Plätzen eine schöne Größe. Und ich habe das Gefühl, die Düsseldorfer mögen mich.

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