Düsseldorf Die Comedy-Höhepunkte im Jahr 2017

Neben Otto und Mario Barth haben sich auch Herbert Knebel, Alfons und dat Rosi angesagt.

Düsseldorf. 2016 war die Seuche. Ein Jahr, das uns der letzten großen Entertainer beraubte: Muhammad Ali, David Bowie, Fidel Castro, Leonard Cohen, Hanns-Dietrich Genscher, Prince, Gene Wilder und Roger Willemsen. Nun sorgen lebende Politiker-Karikaturen für die Unterhaltung. Oder eben folgende Comedians.

„Dat Rosi“

„Dat Rosi“

Foto: dpa (2), Gerhard Bartsch/ Holger Girbig

Düsseldorf ist ein gutes Pflaster für knallhartes Kabarett, makabre Polit-Satire und witzige Comedy. Die Geburtsstadt von Heine, Heino und Hermann Harry Schmitz ist nach Köln und Berlin die Comedy-Metropole der Republik. Im Gegensatz zu den Stars der Konzertszene lässt kein Komiker von Rang unsere City unbesucht. Und auch die Lokalmatadore haben keinerlei Scheu vor Heimspielen. Einige Komödianten schaffen es sogar, den Dome zu füllen. Etwa der grobschlächtige Geschlechterexperte und Wahl-Hubbelrather Mario Barth, der am 6. Mai zum wiederholten Male zu Gast im Rather Dome ist. Sein jüngerer Bruder im schlichten Beziehungsk(r)ampf-Geiste, der Barth für die WhatsApp-Generation, heißt Luke Mockridge. Der schlacksige Hallodri ist der absolute Shooting-Star der deutschen Comedy-Szene, und sein Aufsteiger-Programm „Lucky Man“ wurde aufgrund verstärkter Nachfrage nach Rath verlegt (29.4.).

Herbert Knebel

Herbert Knebel

Foto: dpa (2), Gerhard Bartsch/ Holger Girbig

Den anderen (medialen) Aufsteiger des letzten Jahres kann man immer noch im Kom(m)ödchen erleben. Ob mit seinem Solo-Programm „Keine weiteren Fragen“ oder im Ensemble-Programm „Couch. Ein Heimatabend“ gewährt Christian Ehring ein paar rare Termine in intimem Rahmen. In der Tonhalle wurden aus der lustigen Fraktion lediglich Dr. Eckart von Hirschhausen („Wunderheiler“, 18.2.) und Johann König („Milchbrötchenrechnung“, 18.3.) gemeldet. Im berühmten Altstadt-Kom(m)ödchen können auch Auftritte alter Weggefährten wie Richard Rogler, Konrad Beikircher, Martin Maier-Bode, Horst Schroth oder der Münchner Lach- und Schießgesellschaft goutiert werden.

Mario Barth

Mario Barth

Foto: dpa (2), Gerhard Bartsch/ Holger Girbig

Holdrio Again: Otto Waalkes kommt! Der prominenteste und ostfriesischste Komiker der 70er- und 80er Jahre und Vater aller Comedians bleibt seit über 40 Jahren der Halle in Oberbilk treu (20.4.). Doch zuvor versuchen an gleicher Stelle junge Wilde wie Bülent Ceylan, der schwäbische Heavy Metal-Türke mit Pferdeschwanz (5.2.), Chris Tall, dessen pausbäckiges Lieblingsthema peinliche Eltern sind („Selfie von Mutti!“, 19.2.), und die Teddy Show (18.3.) die ehemalige Philipshalle in eine lachende zu verwandeln. Bauchredner Sascha Grammel folgt am 26.4. mit seinem spargelnagelneuen Bi-Ba-Bühnen-Programmel „Ich find´s lustig!“. Den Bello-Versteher Martin Rütter als Comedian zu bezeichnen wäre vielleicht etwas vermessen, aber Hundebesitzer bekommen nirgendwo feuchtere Nasen als in dessen neuen Live-Programm „Nachsitzen“ (4.3.).

Hochkarätige Kabarett- und Comedy-Künstler machen nach wie vor im Savoy-Theater Station. „Das Geheimnis meiner Schönheit“ heißt das neue Programm von Alfons, der als mit Puschelmikrophon bewaffneter französischer Kultreporter in der ARD berüchtigt wurde (31.3.) Eine lebende Legende ist hier am 27.1. zu bewundern. Fips Asmussen, der 78-jährige (!) Schwergewichtsmeister im Possenreißen, dürfte schlichteren Gemütern nach seinem 180-minütigen Witzmarathon einen gehörigen Lachmuskelkater bescheren. Bastian Bielendorfer ist dagegen fast noch ein Greenhorn. Auch thematisch bleibt er in „Das Leben ist kein Pausenhof“ weiterhin seinen Lieblingsthemen Pubertät und Schulzeit treu (29.1.). Auch TV-gestählte Dauerbrenner aus dem oberen Mittelfeld der Alleinunterhalterliga wie Hennes Bender (3.2), Matze Knop (4.2.), Markus Maria Profitlich (2.3.), „heute show“-Wutbürger Gernot Hassknecht („Jetzt wird’s persönlich“, 26.3.), Rüdiger Hoffmann (5.5.), Wilfried Schmickler (10.6.) und viele mehr werden mit ihren neuen Shows im ehemaligen Kino auf der Graf-Adolf-Straße vorstellig. Zu entdecken gibt es auch was.

Etwa wenn die Werbetexterin Karin Berkenkopf in die Rolle der bauernschlauen Sauerländerin Frida Braun schlüpft (21.1.) oder wie die Autorin Nicole Jäger ihren Bestseller „Die Fettlöserin“ erstmals in das kalorienreiche Bühnenprogramm „Ich darf das, ich bin selber dick“ verwandelt (8.2.). Und wer wissen will, worüber die YouTube-Generation lacht, besuche den gerade mal 22-jährigen Spitzbub Salim Samatou bei seinem ersten Solo-Programm „Voll Tight“ (16.2.).

Auch das Zakk beginnt das neue Jahr lustig. Wahrscheinlich zum letzten Male kann man sich bei den alternativ-karnevalistischen Stunk-Sitzungen (die Veranstalter suchen nach einer größeren Location) amüsieren. „Killeputsch - die Session frisst ihre Kinder!“ heißt das kannibalistische Motto der letzten Session auf der Fichtenstraße (10. - 26.2.). Ansonsten feiern auch hier die üblichen Verdächtigen wie „Der Popolski Wohnzimmer Show“ (19.1), Faisal Kawulski, der sympathische Afghane von nebenan (1.2), Fritz Eckenga (15.3.), Studio Braun (16.3.), die heimische Sabine Wiegand alias dat Rosi (5.4.) und der russische Charmebolzen Wladimir Kaminer (13.5.) ein fröhliches Wiedersehen mit ihrem Stammpublikum.

Die Stars von Übermorgen gab es bislang stets in den vom Jugendamt betriebenen Kulturbrutstätten Spektakulum und Junge Aktionsbühne (JAB) zu entdecken. Zum Beispiel das extrem bissige Münsteraner Polit-Kabarett-Duo Die Buschtrommel (12.2.), dessen „Dumpf ist Trumpf“-Programm sowohl Lachsalven als auch Provokationen evoziert. Hinzu kommen Stammgäste wie Frauenversteher Carsten Höfer (18.3.) und unsere Klartext-Rednerin (Dat Rosi) Sabine Wiegand (29.9.), die hier mit ihren neuen Shows debütieren. Vor 30 Jahren wurde auch Herbert Knebel von der JAB entdeckt und trat in den Anfängen schon mal allein vor der Doppelkopfrunde des verantwortlichen Sozialpädagogen auf. Inzwischen präsentieren seine frühen Förderer die Shows des Dauerbrenners im Robert-Schumann-Saal. Sein neues Solo-Programm (ohne nerviges Affentheater) trägt den viel versprechenden Titel „Im Liegen geht´s“ (14.11.).

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