Kultur Kompakt Romantischer Abend mit Gesang und Rezitation in der Tonhalle

Düsseldorf · Beim Schumann-Fest-Konzert überzeugten Bariton Rafael Fingerlos und Rezitatorin Edith Mathis.

 Rafael Fingerlos (Bariton) und Sascha El Mouissi bei „Dichterliebe“ in der Tonhalle.

Rafael Fingerlos (Bariton) und Sascha El Mouissi bei „Dichterliebe“ in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle Düsseldorf

Das war ein wahres Schatzkästlein der Romantik, den Edith Mathis und Rafael Fingerlos im Rahmen des Schumann-Fests hoben. Die berühmte, lyrische Sopranistin von einst als Rezitatorin – heute betagt, aber immer noch mit zarter, fast junger Stimme – und der österreichische Bariton Rafael Fingerlos als jugendlich dramatischer Liebhaber mit all seinen Gefühlsschwankungen. Meist geht es um unglückliche Liebe, lodernde Hoffnung, panische Angst vor Verlust und viele, viele Tränen.

Begleitet vom sensibel zurückhaltenden Pianisten Sascha El Mouissi hauchte Fingerlos den bekannten Liedern aus Robert Schumanns „Dichterliebe“ Leben ein: Vertonungen von Heine-Gedichten (aus dem „Lyrischen Intermezzo“). Die Mathis indes las die von Schumann nicht vertonten Gedichte und streute sie wie kleine Blüten in das ungewöhnliche Poesie-Erlebnis. Leise, zärtlich, mit singender Stimme, gewürzt mit verschmitztem Lächeln und liebevoller Ironie, die nie in Sarkasmus abgleitet.

Als Vorleserin saß sie (im dünn besetzten Schumannsaal) zunächst stumm neben dem Bariton, der anfangs „Im wunderschönen Monat Mai“ schwelgt oder in „Die Rose, die Lilie…“ auf die Tube drückt. Dann hebt Mathis zu Versen an wie „Es stehen unbeweglich die Sterne…“, die wie verführerische Melodien klingen. Natürlich und empfindsam (wie früher als Klassik-Ikone) vermittelt die Mathis jeden Satz wortverständlich. Mit der Ruhe und Gelassenheit einer wissenden Deuterin, die die Emotionen des in Schmerz aufbrausenden Sängers besänftigen und auf den Boden zurückholen will.

Geschickt aufgebaut ist das pausenlose 70-Minuten-Programm; denn die Rezitationen beziehen sich meist auf folgende oder vorhergehende Lieder. Eben spricht Mathis von den „Wellenschaumgeborenen“ – da setzt Fingerlos an zu „Ich grolle nicht.“ Das gelingt dem Wiener Staatsopern-Solisten exzellent – mit metallischer Attacke. Manchmal sehr lautstark und finster, in den Höhen beinah flüsternd. Sofort nimmt Mathis den Faden auf mit „Du bist elend und ich grolle nicht.“

Insgesamt ein weiterer Festivalabend der leisen Töne. Das letzte Wort hat auch hier Clara Schumann mit dem Lied „Ich stand in dunklen Träumen“.

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