Porträt Der Tasten-Mann für Stars von den Temptations bis zu Lindenberg

Düsseldorf · Ein Besuch im Studio bei Jürgen Dahmen, der einst in der Band der Harald-Schmidt-Show spielte.

 Jürgen Dahmen hat das Tonstudio „Black Sheep“ gegründet und nutzt es heute noch gerne.

Jürgen Dahmen hat das Tonstudio „Black Sheep“ gegründet und nutzt es heute noch gerne.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Wenn es um Musik aus Düsseldorf geht, fallen unwillkürlich Namen wie Die Toten Hosen, Marius Müller-Westernhagen oder Doro Pesch. Ihre Gesichter kennt man, ihre Musik hat man im Ohr. Aber es gibt auch Musiker in der Landeshauptstadt, die einen internationalen Ruf haben und für diejenigen, die sie noch nicht kennen, auf jeden Fall eine Entdeckung sind. Jürgen Dahmen ist so einer. Der Instrumentalist, Komponist und Produzent hat schon für die legendären Temptations („Papa was a Rolling Stone“) in die Tasten gegriffen und mehr als zehn Jahre gemeinsam mit Helmut Zerlett in der „Harald Schmidt Show“ für das musikalische Rahmenprogramm gesorgt.

In einem abgelegenen Gewerbegebiet an der Grenze zu Neuss liegt das von Jürgen Dahmen gegründete Tonstudio „Black Sheep“, das er inzwischen nicht mehr selbst betreibt, aber gerne nutzt. Dort haben auch schon Udo Lindenberg, Adel Tawil, Clueso und Andreas Bourani ihren Songs den letzten Schliff gegeben. An den Wänden hängen Bilder all der Künstler, die hier aufgenommen haben. Eine alte Bandmaschine kündet von analogen Zeiten im Studio. Mischpult, Keyboard, Gitarre und Schlagzeug warten auf ihren Einsatz. Nebenan ist die Gesangskabine, durch eine Glasscheibe vom Aufnahmeraum abgetrennt.

Im Studio steht auch ein über hundert Jahre alter Flügel. An den setzt sich Jürgen Dahmen nun und greift in die Tasten. Eine kleine Fingerübung, eine einfache Melodie. Er ist ganz in sein Tun versunken. „Der muss auch mal wieder gestimmt werden“, sagte er nach einer Weile.

Nach dem kleinen Rundgang setzen wir uns an einen Holztisch draußen in die Sonne. Dahmen ist ein ruhiger Typ, für den Musikmachen „Herzenssache“ ist. Mit Freunden spielt er immer mal wieder Hendrix-Klassiker. „Als er damals starb, bin ich tagelang in Schwarz und mit Sonnenbrille rumgelaufen.“ Da lag es nahe, so eine Art Hendrix-Tribute an den Start zu bringen. „Die Grand Jam Experience ist aber keine Coverband. Wir spielen seine Songs auf unsere ganz eigene Art“, sagt Dahmen.

Profimusiker ist er seit 1978. Es gab aber auch mal einen „seriösen Job“. Der Mann ist nämlich ausgebildeter Krankenpfleger. Vier Jahre hat er in diesem Beruf gearbeitet, aber immer parallel Musik gemacht. Das Musikstudium am Robert-Schumann-Konservatorium hat er nach zwei Semestern geschmissen: „Das war nichts für mich. Alles viel zu verkopft und Regeln unterworfen.“ Dahmen liebt das freie Spiel, die Improvisation und manchmal auch die Herausforderung, wie bei den Temptations. „Die haben mir eine DVD geschickt und gefragt, ob ich für den ausgefallenen Keyboarder einspringen kann“, sagt der zweifache „WDR-Stadtmusik“-Preisträger. Dahmen überlegte nicht lange, hörte in die DVD rein und sprang dann ins kalte Wasser. „Puh, das war schon was, so ganz ohne echten Vorlauf und Probe.“

Komponiert hat Jürgen Dahmen auch fürs Fernsehen, beispielsweise für die TV-Serien „Die Losbergs“ (1986) und „Buschkrankenhaus“ (1991), und er schrieb Jingles für Werbespots, denn auch Musiker müssen schließlich ihre Rechnungen bezahlen. Seine Herzensprojekte sind jedoch die deutsch-türkische Formation Tan, ein musikalisches Crossover zwischen Orient und Okzident sowie die Band Nighthawks, mit der er regelmäßig auf der Bühne steht.Bis Ende September ist Jürgen Dahmen mit verschiedenen Formationen auf Tour. Termine unter:

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