Das Millionen-Geschäft mit der Kunst

Galeristen reisen mit einem Bild für 2,5 Millionen Euro zur wichtigsten Kunstmesse der Welt.

Düsseldorf. Als Ute Eggeling und Michael Beck vor elf Jahren ihr Kunst-Geschäft von Leipzig nach Düsseldorf an die Bilker Straße 5 verlegten, arbeitete eine Sekretärin für sie. Heute beschäftigen sie acht feste und zwei freie Mitarbeiter, bespielen drei Ausstellungsräume mit klassischer Moderne wie Picasso und Emil Nolde und zeitgenössischer Kunst, geleitet von Kurator Gerard Goodrow.

„Der Kunst-Standort Düsseldorf ist der beste, auch wegen der starken Konkurrenz“, so ihr Credo. Einzigartig sei es, dass in einer Stadt so viele Galerien so zahlreiche hochkarätige Künstler anbieten können, meinen sie. Man denke an Remmert und Barth, Ludorff, Vömel.

Was das geschäftstüchtige Duo in einer Dekade aufgebaut hat, lässt sich daran ablesen, dass sie auf den international bedeutenden Kunstmessen vertreten sind, sich das leisten können. Neu Dehli, Hongkong, Bologna, Art Cologne, London, München.

In dieser Woche haben sie ihre wertvollen Schätze zur Tefaf, nach Maastricht gebracht. Bis zum 27. März präsentieren sie als einzige Düsseldorfer Galerie auf der weltweit führenden Kunst- und Antiquitätenmesse in der niederländischen Universitätsstadt auch Gemälde von Picasso und Edvard Munch.

„Hjordis und Christian Gierloff“ heißt das Porträt in Öl auf Leinwand eines Paares, das Munch 1913 in Norwegen gemalt hat. Der Preis beträgt 2,5 Millionen Euro und zeigt, wie betucht das Publikum der Messe mit den höchsten Standkosten ist. Sammler aus aller Welt reisen häufig mit dem Privatflugzeug an.

Sukzessive erarbeiteten sich Beck und Eggeling einen guten Ruf. Beck: „Das Renommee ist das größte Kapital in unserer Branche“. Das Ergebnis: Heute haben die zwei eine Kundenkartei mit 7000 Adressen weltweit, vertreten große Namen wie Heinz Mack exklusiv, haben Kontakte zu Nachlass-Verwaltern und Erben von Weltkünstlern. Und verkaufen aber auch Grafiken für wenige hundert Euro.

Der am Tegernsee geborene Beck, Kaufmann und Sohn des kürzlich verstorbenen Malers Herbert Beck, beschafft immer neue Werke aus 150 Jahren Kunstgeschichte. Er, auch ein leidenschaftlicher Sammler, geht gerne bei junger Kunst auch ein Risiko ein.

Ute Eggeling, die promovierte Kunsthistorikerin aus Dortmund, zieht die Fäden im Büro und sorgt dafür, dass ihre Fine-Art-Gallery keine roten Zahlen schreibt. Immens sind die Kosten ihres Unternehmens, die — inklusive Personal, Mieten, Messereisen und Transport — eine siebenstellige Zahl erreichen.

Ihren Erfolg macht auch aus, dass sie privat kein Paar sind: Eggeling ist verheiratet, lebt mit zwei Töchtern in Dortmund, Becks Frau und seine zwei Söhne leben im italienischen Ligurien, wo er das Wochenende verbringt. Montags bis freitags sind sie präsent in Düsseldorf oder auf Messen.

Wie hoch ihre Risiken sind, belegen zwei Beispiele. Um Kunst in Indien einzuführen, müssen sie beim Zoll 33 Prozent des Verkaufswertes in bar hinterlegen. Das macht bei einem Gesamtwert der Kunst von einer Million 330 000 Euro aus. Das gelingt nur mit Krediten und Bankbürgschaften.

Manchmal jedoch bleiben sie auf Kosten sitzen — so, als sie kürzlich für Heinz Mack die erste Ausstellung eines westlichen Künstlers in Bahrain organisierten. Kurz vor dem geplanten Bilder-Transport brachen Unruhen in dem Königreich aus. Der König sagte die Mack-Schau ab. Ob sie nachgeholt wird, ist unklar. Ebenso, was mit dem Bahrain-Katalog geschehen wird, den Beck und Eggeling für 40 000 Euro drucken ließen.

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