Düsseldorfer Audiowalk für Jugendliche Künstler entwickeln Audio-Spaziergang

Düsseldorf · Das Künstlerkollektiv Hella Lux entwickelt mit Jugendlichen aus neun Städten einen Audio-Spaziergang.

 Irina-Simona Barca vom Forum Freies Theater mit Lenja Busch und Milena Wichert von Hella Lux (v. l.).

Irina-Simona Barca vom Forum Freies Theater mit Lenja Busch und Milena Wichert von Hella Lux (v. l.).

Foto: Hella Lux

Treffpunkt Cornelius­platz, App herunterladen, Kopfhörer auf, und los ging es mit dem Audiowalk „Outstandoors“ durch die City. Das Projekt des Künstlerkollektivs Hella Lux konnte jetzt Premiere feiern – ein Angebot des Jungen Forum Freies Theater.

Hinter Hella Lux stehen die Künstlerinnen Lenja Busch, Liljan Halfen und Milena Wickert. Im September 2021 suchten die drei über die sozialen Netzwerke junge Menschen zwischen 18 und 25, die in Düsseldorf, Moskau, Warschau, Palermo, Haifa, Chongqing und drei weiteren Metropolen leben. Gemeinsam mit ihnen entstand das Projekt, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wem der öffentliche Raum eigentlich gehört. Basierend auf ihrem internationalen Austausch entwickelten die Jugendlichen mit Hella Lux einen Audiowalk für jede beteiligte Stadt.

Eine Stimme begrüßt
den Hörer auf Englisch

Düsseldorf bildete nun den Auftakt der Reihe, an dem zur Premiere Schülerinnen und Schüler gleich in Klassenstärke zum Treffpunkt vor dem Schalenbrunnen kamen. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine kostenlose App, die speziell für ein jugendliches Publikum entwickelt wurde. Mitgewirkt an Storydive.de hat auch Lenja Busch von Hella Lux. Ziel ist es, jungen Geschichtenerzählern eine Plattform zu bieten, daraus Audiowalks zu kreieren, die das scheinbar Alltägliche erzählen. Durch den Fokus auf die Umgebung soll das Besondere seinen Platz bekommen. Die Frage, wem der öffentliche Raum gehört, lässt sich – meinen die Entwickler – auf diese Weise am besten in Geräuschen beantworten.

Der Einstieg in „Outstandoors“ ist vielversprechend. Eine Stimme begrüßt den Hörer auf Englisch und behauptet, mehr zu wissen über den Ort, an dem er sich befindet, als dieser selbst. „Schau dich um. Was siehst du? Da ist ein schwarzes Auto, und da noch eins.“ Unwillkürlich sucht der Zuhörer die Umgebung nach den Fahrzeugen ab. Dann die Bitte, einfach loszulaufen, an der Standuhr die Straße zu überqueren und entlang des von Bäumen gesäumten Kö-Grabens Richtung Graf-Adolf-Platz zu schlendern.

Gerade hat man sich an die Stimme im Ohr gewöhnt, verstummt sie plötzlich. Stattdessen sind Alltagsgeräusche zu hören: Vorbeifahrende Autos, Fahrradgeklingel, Gesprächsfetzen in verschiedenen Sprachen, spielende Kinder. Zum Teil sind diese so plastisch, dass man sich unwillkürlich umschaut und glaubt, einem Auto oder Radfahrer ausweichen zu müssen. Auffällig ist, dass Naturgeräusche völlig ausgeblendet sind: kein Vogelgezwitscher, kein bellender Hund, raschelndes Laub oder Geplätscher von Wasser des nahegelegenen Tritonenbrunnens. Mit der Zeit wird es jedoch zu einem Grundrauschen, das nach einer Weile seinen Reiz verliert.

Dafür wird das Gehirn damit beschäftigt, die Sounds im Kopfhörer von den Alltagsgeräuschen zu filtern. Schließlich bewegt sich der Zuhörer dabei durch den öffentlichen Raum, läuft zwischen Menschen und überquert Straßen. Je nach Tageszeit, kann das auch gefährlich werden, da es weder ein Hörspiel noch reine Musik ist, die Aufmerksamkeit ablenkt, sondern eben die Geräusche, die auch in dieser Umgebung zu hören sein könnten.

Es stellt sich aber die Frage, warum man einen Audiowalk durch die belebte Stadt machen soll und im Grunde die Geräusche im Ohr hat, die typisch für ein belebtes Viertel sind. „Outstandoors“ ist ein Projekt, das sich weiterentwickeln soll, und Düsseldorf die erste Station von insgesamt neun Städten. Es bleibt also spannend.

Der Audiowalk „Outstandoors“ für junge Menschen ab zwölf Jahren ist über die App Storydive.de kostenlos als Download erhältlich. Startpunkt ist immer der Schalenbrunnen am Cornelius­platz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort