Diskussion Kulturszene klagt: Zu wenig Räume für die Kunst

Düsseldorf · Die Situation in der Kulturszene ist angespannt. Alte Kulturstätten brechen weg, ohne das neue Alternativen bereit stehen. Beim Bürgerforum wurde eifrig diskutiert. Eine Lösung war am Ende nicht in Sicht.

 Bezirksvertreter und Gastredner auf der einen, Künstler und interessierte Bürger auf der anderen Seite. Beim Bürgerforum zur Kulturszene ging es um die aktuellen Herausforderungen.

Bezirksvertreter und Gastredner auf der einen, Künstler und interessierte Bürger auf der anderen Seite. Beim Bürgerforum zur Kulturszene ging es um die aktuellen Herausforderungen.

Foto: Dominik Lauter

Die Kulturszene im Stadtbezirk 3 musste in der Vergangenheit einige herbe Rückschläge hinnehmen, jüngst noch durch den Teil-Abriss der Brause-Tankstelle. Die unzufriedenen Rufe nach alternativen Räumen für Künstler werden immer lauter. So laut, dass sich nun ein Bürgerforum dem heiklen Thema annahm.

„Ich finde diese Diskussion nervig“, meldet sich der Künstler Klaus Klinger zu Wort, als das Thema des Forums wieder einmal vom eigentlichen Grund der Zusammenkunft abweicht. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass an diesem Abend deutliche Kritik laut wird. Oft dadurch ausgelöst, da sich die Gastredner um Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD) nur in Maßen um den Stadtbezirk 3 kümmern. Wohl aber auch, da sich die Kulturszene in ganz Düsseldorf mit denselben Problemen konfrontiert sieht: ein Mangel an Räumen, fehlende Inklusion der Bürger und ein Solidaritätsdefizit unter den Künstlern selbst. Räume sind Mangelware – darin sind sich alle Anwesenden einig. Verschieden sind aber die Ideen, wie dieses infrastrukturelle Problem gelöst werden könnte. Einige Bürger sprechen sich für eine kulturelle Nutzung von leerstehenden Ladenlokalen aus. Die Politik sieht da allerdings Probleme, unter anderem mit den Brandschutzbestimmungen. Die Eigentümer seien zudem nicht sonderlichen offen für eine derartige Nutzung ihrer Lokalitäten. Man wolle aber bei zukünftigen Bauvorhaben auf die Bedürfnisse der Kulturszene Rücksicht nehmen.

„Kulturelle Teilnahme ist Teilnahme an der Gesellschaft“, ist sich Christine Stender von der Kulturliste sicher. Momentan gäbe es aber auch das Problem, dass viele Bürger sich nicht einzubringen wissen. „Es gibt viele Barrieren, die eine Teilnahme am kulturellen Geschehen verhindern, so Stender. „Diese gilt es abzubauen.“ Die Kulturliste setzt sich dafür ein, dass auch Geringverdiener in die Oper, zu Ausstellungen und anderen Kultur-Events gehen können. „Diejenigen, die ohne die Kultur aufgewachsen sind, trauen sich selten in die Szene“, so Stender. Ein weiterer Reibungspunkt: die Verteilung der finanziellen Unterstützung seitens der städtischen Ämter. „Die Stadt nimmt die Kultur gerne als Werbung für den Tourismus, investiert aber selbst kaum in Street Art oder ähnlicher Off-Kultur“, so Anna Popp, Gastrednerin und jahrelange Aktive in der Brause. Gegenrede gibt es von Marko Zaic vom Kulturamt. So wurde unter anderem die Brause intensiv seitens der Stadt gefördert, so Zaic. Dennoch müsse man viele Kriterien bei der Verteilung von Förderungen beachten. Der Künstler Stephen Reader appelliert an die Kollegen: Man müsse sich solidarisch zeigen gegenüber Gleichgesinnten, insbesondere beim Thema der finanziellen Förderungen. Klaus Klinger bemängelt die Gerechtigkeit der Verteilung. Es dürfe nicht sein, dass zehn Prozent der Förderung an die Off-Szene geht und der Rest an die Oper.

Es ist ein Hin und Her der Standpunkte. „Was tut die Politik überhaupt für die Kultur?“ – diese Frage schwingt durch die gesamte Diskussion mit. Siegesmund verweist immer wieder auf Gespräche, die momentan geführt würden, um eben jene Probleme anzugehen. Darüber hinaus verbleibt der Abend ohne konkrete Idee, wie man der Kulturszene im Bezirk schnell helfen kann.

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