Düsseldorfer Schauspielhaus Bürgerbühne nimmt erste Formen an

Das Schauspielhaus startet mit einer neuen Sparte. Die Macher räumen den Düsseldorfern viel Platz für persönliche Geschichten ein.

Düsseldorfer Schauspielhaus: Bürgerbühne nimmt erste Formen an
Foto: Thomas Rabsch

Düsseldorf. 200 Quadratmeter sind jede Menge Platz für Pläne. Christof Seeger-Zurmühlen steht in einer leeren Halle der ehemaligen Gebhard-Farbwerke an der Ronsdorfer Straße 74 und füllt den Raum mit vielen Ideen, wenn er von der Bürgerbühne spricht. Der Düsseldorfer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter hat unter dem Intendanten Wilfried Schulz die Aufgabe übernommen, eine ganz neue Sparte des Schauspielhauses zu etablieren: Düsseldorfer sollen sich mit ihren Geschichten im Theater der Stadt wiederfinden, selbst spielen oder Künstlern von sich erzählen, die dann aus dem Stoff Bühnenstücke kreieren.

Düsseldorfer Schauspielhaus: Bürgerbühne nimmt erste Formen an
Foto: Melanie Zanin

Der 1975 in Namibia geborene Seeger-Zurmühlen kennt sich in Düsseldorf aus. Er hat mit seinem Asphalt-Festival mehrfach Theater jenseits bekannter Bühnen gezeigt, mit inszenierten Führungen Grenzen überschritten zwischen sozialen Schichten, politischen Ansichten und lokalen Befindlichkeiten. Als bisheriger Leiter am Jungen Schauspielhaus hat er Düsseldorfern und Geflüchteten eine Bühne bereitet.

Daran knüpft er an, nicht nur an diesem neuen Ort an der Ronsdorfer Straße, die dem gesamten Schauspielhaus als Probebühne und als Stätte für kleinere Veranstaltungen zur Verfügung stehen wird. „Die Bürgerbühne zieht sich durch alle Spielstätten“, kündigt er an. Los geht’s am 16. September, dann hat die erste Produktion der neuen Sparte Premiere: „Ein Sommernachtstraum - Verwirrspiel mit Düsseldorfer Jugendlichen“ wird im Central am Hauptbahnhof gezeigt.

Es folgen zwei weitere Aufführungen: Seeger-Zurmühlen inszeniert im Dezember unter dem Titel „Verlorene Lieder“ einen musikalischen Abend im Central. Zurzeit sucht er dafür nach Düsseldorfern, die sich an ihre wichtigsten Lieder erinnern. „Die Neugier ist groß“, erzählt er. Ohne einen großen Aufruf gestartet zu haben, gibt es bereits Interessierte. Wer mitmachen möchte, kann sich am 22. September um 19 Uhr im neuen Probenzentrum an der Ronsdorfer Straße mit dem Regisseur austauschen. Unter dem Titel „Schlachtfelder der Schönheit“ wird es im Mai 2017 um die Frage gehen, was Schönheit für die einzelnen Menschen bedeutet.

Die Produktionen sind nur ein Baustein der Bürgerbühne: „Wer sich einmal die Woche mit einem Profi treffen will, ist in unseren Klubs richtig“, erklärt er. Schauspieler, Theaterpädagogen und Regisseure laden die „Experten des Alltags“ ein, Geschichten zu erfinden und sich auszuprobieren. Die Themen reichen von Orwells „Farm der Tiere“ übers Improvisieren bis hin zum Workshop „Was guckst du?“ zu interkulturellem Verständnis.

Damit ist Seeger-Zurmühlen beim Café Eden. „Das ist die größte Produktion des Schauspielhauses.“ Ab 19. September steht immer montags von 15 bis 22 Uhr das Junge Schauspiel an der Münsterstraße 446 für Düsseldorfer und Geflüchtete offen. Jedes Treffen folgt einer Dramaturgie, es wird gespielt, diskutiert und abschließend gibt es eine „künstlerische Intervention“. Für dieses Projekt hat er Verbündete gefunden — Vereine, Gruppen, Gastronomen. Es geht ihm um die Frage: „Wie kann eine Stadt wie Düseldorf diese Jahrhundert-Aufgabe klug angehen?“ Um Antworten zu finden, will das Theater mit dem Café Eden einen Kunstraum bieten. Sein Credo für die Bürgerbühne formuliert Seeger-Zurmühlen mit dem Aufruf: „Mischt euch ein!“

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