Bücherbummel: Einheimische und Durchgeflitzte

Konrad Beikircher und Frank Meyer lesen über Düsseldorf als einen Ort der Literatur.

Düsseldorf. Schlichtweg absurd sei es, dass ausgerechnet zwei Kabarettisten aus Köln und Bonn eine Lesung über Düsseldorf als Ort deutscher Literatur halten. Selbst ein Germanist aus Tokio wäre da doch noch leichter zu vermitteln gewesen. So sehen es jedenfalls eben diese beiden Kabarettisten selbst.

Der Wahlbonner und intimer Kenner des "Rheinländers an sich", Konrad Beikircher, und sein kongenialer Kölner Kollege Frank Meyer eröffneten mit einem schön-schrägen Literaturabend in der Johanneskirche den 24. Düsseldorfer Bücherbummel.

Vor über 200 begeisterten Zuhörern spannten die beiden einen satirischen Bogen von Altmeister Goethe bis hin zu "Nachwuchsdichter" Campino von den Toten Hosen. Während der "genialische Hesse" sich im Jahr 1774 zunächst noch sträubte ("...nach Düsseldorf kann und mag ich nicht..."), verspürte er kurz darauf nach dem Besuch bei den Gebrüdern Jacobi im Malkasten sogar so etwas wie eine frühe "Wahlverwandschaft". Immerhin hatte der damals noch junge Wilde, wie er selbst sagte, "in Pempelfort den angenehmsten und heitersten Aufenthalt" und verließ Düsseldorf mit einem "Gefühl einer inneren Zufriedenheit".

Meyer und Beikircher teilen die Dichter in die Kategorien "einheimische" wie Heinrich Heine oder Heino (!), "zugezogene" wie den Kölner Schriftsteller Herbert Eulenberg und "durchgeflitzte" (Goethe, Thomas Mann) ein. Alle haben ihre Spuren in Düsseldorf hinterlassen und Spuren von Düsseldorf in die Welt hinausgetragen. "In Japan ist der Schriftsteller Immermann berühmter als Goethe, aber nicht als Dichter, sondern als Erfinder der Immermannstraße," witzelt Beikircher. Wäre die Goethestraße in Niederkassel, wäre das vielleicht anders...

Als das Publikum dann Heines berühmten Vers "Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön..." nicht auswendig mitsingen kann, hagelt es Kritik von der Bühne. Beikircher entrüstet: "Eigentlich müssten Sie das jetzt alle mit mir im Chor aufsagen können."

Ganz persönlich und völlig ironiefrei wurde es, als Meyer seine Lieblingsstelle vom Hoppeditz-Erwachen gegen Kriegsende 1918 aus Dieter Fortes Düsseldorf-Trilogie "Das Haus auf meiner Schulter" rezitierte. "Fortes drei Romane sind die schönste Hommage an eine Stadt, die ich kenne. Ein Panorama über Jahrhunderte. Ganz wunderbar," bekennt er gerührt.

Zwei kurzweilige Stunden dauerte der Auftritt im Bachsaal der Johanneskirche, bevor es die Wortkünstler wieder nach Bonn und Köln zog. Dabei fand doch schon der "durchgeflitzte" Thomas Mann 1954 seinen "Düsseldorfer Aufenthalt weit festlicher und reicher als den Kölner".

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