Böllerschüsse am Bergabhang

Im Düsseldorfer Kunsthandel gibt es einen Neuzugang für das 19. Jahrhundert.

Düsseldorf. Düsseldorfs Galerien kennen keine Ferien, sie bieten viele Neuigkeiten. Hier einige Empfehlungen.

Der Teppich-Spezialist Setareh & Söhne bietet zu seinen antiken Kostbarkeiten erstmals Gemälde der Düsseldorfer Malerschule an. In der erlesenen Schau befinden sich gleich drei ideale Landschaften von Oswald Achenbach. Der "Festtag in Subiaco" spielt in den Albaner Bergen, einem Lieblingsort des Malers.

Eine Fronleichnamsprozession geht in ein Volksfest über, Kinderbräute begleiten das Geschehen und ein Junge im Vordergrund zündet die ersten Böllerschüsse an. Das Bild besticht durch Licht, Schatten und Rauch. Ein Pendant zu einem Gemälde im Museum Kunst Palast ist Achenbachs Villa Borghese in einem fast schon impressionistisch aufgelösten Park.

Königsallee 27, bis 18.7., Mo. - Fr. 10 bis 19, Sa. 11 bis 18 Uhr

In neuen Räumen zeigt die Galerie Bugdahn und Kaimer Gabriel Jones und Paul Schwer. Jones fotografiert im Außenraum mit Studiolicht, wodurch die Schatten fehlen. Anschließend reduziert er die Farben seiner melancholisch und übernatürlich wirkenden Aufnahmen.

Junge Leute posieren wie im Filmstil oder wie Figuren aus einem Gemälde. Paul Schwer lässt rote Leuchtstoffröhren an Vierkanthölzern durch den Raum und durch eine umgedrehte Konsole sausen, als finde gerade eine Explosion statt.

Heinrich-Heine-Allee 19, bis 18.7., Di. - Fr. 12 bis 18, Sa. 12 - 16 Uhr

Ey 5 heißt der neue Schauraum, den Michael Cosar neben seiner Galerie in Flingern eröffnet hat. Den Einstand macht Terry Haggerty, der souverän mit geometrischen Kompositionen spielt und aus Linien und Kurven ein völlig neues Raumerlebnis erzeugt.

Schmale Farbbänder springen auf der Wand optisch vor und zurück, ihr Farbverlauf ändert sich je nach Stand der Sonne. Haggerty entwickelt die Kompositionen am Computer und klebt die Ausdrucke auf die Wände, bevor er die Acrylfarbe aufträgt. Die Wandmalerei hebt den Raum empor und weitet ihn seitlich.

Mutter-Ey-Straße 5, bis Ende Juli

In einer Gruppenschau besprayt Chris Succo Schwarzweiß-Fotos mit Farbe und gibt dabei Protestler-Sätze zum Besten. Interessant sind wundersame Porzellanobjekte von Anna Zimmermann, die an Korallenblüten und an "Blumen des Bösen" erinnern. Daniel Cudini überrascht mit Groteskem. Er malt auf Folien, klatscht die noch nassen Motive auf die Leinwand und zieht die Silhouetten nach. Es entstehen irrwitzige Szenen.

Heinrich-Heine-Allee 15, bis Mitte Juli, Di. - Fr. 13 bis 19, Sa. 12 bis 16 Uhr

Johannes Brus ist ein Meister des Betongusses. Parallel zu seiner Fotoausstellung im Museum Kunst Palast zeigt er kapitale Werke in dem grauen Allerweltsmaterial bei Gmyrek. Seine Tiere und Figuren faszinieren durch ihre fremdartige Ruhe und ihre Körperkraft. Das Grau wirkt fast malerisch, wenn Brus die Oberfläche der massigen Gestalten reliefartig bearbeitet und die Gipsreste stehen lässt. Sehr klassisch, sehr fern wirken seine Köpfe.

Mühlengasse 5, bis 30.8., Di. - Fr. 11 - 18, Sa. 11 - 16 Uhr

Harding Meyer nennt seine Bilder neuerdings "Blinde Daten". Er fotografiert seine Modelle nun selbst, aber klebt die Haut der Gesichter zuvor mit Tesastreifen zusammen. Die derart verfremdeten Porträts scheinen sich zu entziehen.

Mühlengasse 3, bis 1.8., Di. - Fr. 10 bis 18, Sa. 11 bis 14 Uhr

Beim Untergang von Pompeji starb auch ein Hund, von dem nur die Hohlform in der erkalteten Lava übrigblieb. Als man später diese Höhle ausgoss, kam die sich kauernde Gestalt zum Vorschein. Darauf bezieht sich Vera Lossau in ihrer Schau "Dead drop" (tot umfallen).

Ihr scheinbar im Todeskampf erstarrter Hund besteht aus Gips und ist weiß lackiert. Kurz vor den Unruhen im Iran ließ sie sich dort von persischen Kacheln zu einem Wandmuster inspirieren, dessen Risse und Blasen die Vergänglichkeit der Kunst reflektieren. Sie zerschnitt zugleich Leinwände, formte sie in Gips ab und lackierte sie schwarz, so dass die Schlitze wie geisterhaft lachende Münder wirken.

Sie zitiert den seine Kinder fressenden Saturn aus einem Gemälde von Goya, indem sie das Bildmotiv in glasierter Keramik frei stellt. Sie goss zerplatzte Autoreifen in Bronze ab und lässt sie wie Flügel im Kunstlicht glänzen. Schönheit und Schrecken wohnen dicht beieinander.


Orangeriestraße 6, bis 1.8., Di. - Fr. 12 bis 18, Sa. 11 bis 14 Uhr

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